Einsatzkräfte des Roten Kreuzes betreuen Verletzte unter Zelten
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Jahresrückblick

Diese Ereignisse haben Tirol 2023 bewegt

Die vier Elemente haben Tirol heuer zeitweise in ihrem Bann gehalten, Einsatzkräfte gefordert und Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Überschwemmungen, Hangrutschungen und starker Schneefall prägten das chronikale Jahr 2023 ebenso wie tragische Todesfälle und ein Brand im Terfener Bahntunnel.

Überschwemmungen und Stürme lösten Zivilschutzalarme aus, Brände richteten an zahlreichen Gebäuden Schäden an. Vor dem Feuer fliehen mussten viele Urlaubsgäste auf der Insel Rhodos. Ein riesiger Felssturz am Fluchthorn (Bezirk Landeck) sorgte weit über die Landesgrenzen hinweg für Aufsehen. Für Bestürzung sorgten Gewaltverbrechen, bei denen binnen weniger Wochen, drei Männer getötet wurden.

Die Bilder des Jahres 2023

Fotostrecke mit 9 Bildern

Abgedecktes Dach
Liebl Daniel/zeitungsfoto.at
Im Juli fegte ein heftiger Sturm über Tirol, in Silz wurden Dächer abgedeckt
Zerstörte Ötztalstraße nach Hochwasser
Land Tirol/Christanell
Ein Hochwasser im August sorgte für Schäden an der Infrastruktur, wie hier auf der Ötztalstraße zwischen Umhausen und Längenfeld (Bezirk Imst)
Feuer und Rauch in der Buchauer Alm
zoom.tirol
Die Buchauer Alm in Maurach am Achensee (Bezirk Schwaz) brannte im Oktober komplett ab, einer von vielen Bränden heuer in Tirol
Ausgebrannte Autos auf Eisenbahnwaggon im Bahnhof Innsbruck
Zeitungsfoto.at
Weil sich das Dach eines Campingbusses geöffnet hatte, kam es im Juni zu einem Brand im Terfener Bahntunnel
Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
Land Tirol
Am Fluchthorn in der Silvrettagruppe (Bezirk Landeck) brach bei einem Bergsturz im Juni der halbe Gipfel ab
Reisende aus Rhodos Innsbrucker Flughafen
ORF
Im Juli landete ein Flugzeug aus der von Bränden betroffenen Ferieninsel Rohodos (Griechenland) mit 150 Tirolerinnen und Tirolern an Bord
Suchaktion Niederthai
ZOOM.TIROL
Elf Menschen kamen 2023 unter Lawinen ums Leben, fünf davon wurden allein an einem Tag im Februar geborgen
Fieberbrunn-Tatort nach Gewaltdelikt – Messerattacke
ZOOM.TIROL
In einer Wohnung in Fieberbrunn wurde im Oktober die Leiche eines 54-jährigen Österreichers mit Stichverletzungen am Hals gefunden
Traktor bei Schneeräumung
APA/EXPA/ ERICH SPIESS
Starke Schneefälle sorgten Anfang Dezember für Verkehrsprobleme

Viele Tote und Unfälle in Tiroler Bergen

Am Neujahrstag 2023 starb am Hintertuxer Gletscher eine Skifahrerin – mehr dazu in Eisige Piste: Eine Tote, zwei Schwerverletzte. Insgesamt starben zwölf Personen in Skigebieten. Abseits vom gesicherten Skiraum kamen elf Menschen bei Lawinenabgängen ums Leben. Trauriger Höhepunkt waren fünf Lawinentote an einem Tag im Februar – mehr dazu in Fünf Lawinentote am Sonntag geborgen. Darunter war ein Schneepflugfahrer in Osttirol, der von den Schneemassen mitgerissen wurde.

Im Sommer verunglückten hierzulande 48 Menschen tödlich – mehr dazu in ÖKAS: 48 Tote im Sommer in Tirols Bergen. Mit 2.160 Verunfallten führte Tirol die Statistik im Bundesländervergleich bei weitem an. In Erinnerung geblieben sind auch Rettungsaktionen aufgrund von missachteter Wegsperren, wie etwa im August in Oetz (Bezirk Imst). Eine Urlaubergruppe mit Kindern wollte auf dem Weg zum Piburger See eine Abkürzung nehmen und brachte sich dabei in Gefahr – mehr dazu in Oetz: Urlauber missachten Wegsperre.

Nightjet brannte in Terfener-Tunnel

Der 7. Juni blieb vielen Zugpassagieren eines Nightjets in Erinnerung. Im Terfener-Tunnel in Fritzens (Bezirk Innsbruck-Land) fing der Zug plötzlich Feuer. 151 Passagiere mussten in Sicherheit gebracht werden, ein Teil davon erlitt Rauchgasvergiftungen – mehr dazu in 33 Personen bei Brand in Bahntunnel verletzt.

Später stellte sich heraus, dass das Dach eines Campingbusses den Brand auslöste. Der Fahrzeugbesitzer dürfte keinen Fehler gemacht haben, hieß es, denn ein Teil des Daches dürfte sich leicht aufgeklappt haben und mit Stromleitungen in Kontakt gekommen sein – mehr dazu in Brand in Tunnel: Kleinbusdach löste Feuer aus.

TIROL: BRAND IM TERFENER TUNNEL BEI FRITZENS (BEZIRK INNSBRUCK-LAND)
APA/ZOOM.TIROL

Felssturz am Fluchthorn durch auftauenden Permafrost

Eine Million Kubikmeter Gestein stürzte am 11. Juni in der Silvretta-Gruppe (Bezirk Landeck) in die Tiefe. Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns donnerten die Gesteinsmassen mit voller Wucht über das Hochmoor Breites Wasser in Richtung Jamtalhütte. Die Hütte selbst blieb verschont. Die Länge der Mure betrug über zwei Kilometer. Verletzt wurde bei dem Bergsturz niemand.

Ausgelöst wurde der Bergsturz durch auftauenden Permafrost. „Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, wird es natürlich auch mehr werden, das ist relativ klar. Und deswegen muss man natürlich schon im Hochgebirge mit derartigen Ereignissen auch immer wieder rechnen", sagte Landesgeologe Thomas Figl – mehr dazu in Auftauender Permafrost löste Bergsturz aus.

Klimakrise

Die Hitze, die u.a. die Brände in Griechenland auslöste, sei ohne die menschengemachte Erwärmung „praktisch unmöglich“ gewesen. Auch Stürme und Starkregen mit einhergehenden Muren und Überschwemmungen werden durch den Klimawandel immer wahrscheinlicher.

Mure Seefeld
Straßenmeisterei Zirl

Rückkehr aus dem brennenden Rhodos

Die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte Griechenlands erlebten bis zu 250 Tiroler Urlauberinnen und Urlauber mit. Aufgrund von massiven Waldbränden mussten Teile der Insel im Juli evakuiert werden – mehr dazu in Brände auf Rhodos: Auch Tiroler betroffen. Einige mussten gar zu Fuß vor dem Feuer flüchten. Mit einem Flug am 23. Juli landeten schließlich über 150 Tirolerinnen und Tiroler in Innsbruck – mehr dazu in Rhodosurlauber glücklich daheim.

Stürme fegten über Tirol

Binnen einer Woche erfassten im Juli gleich zwei Unwetter das Land. Tausende Haushalte waren vorübergehend ohne Strom, Dächer wurden abgedeckt, umgestürzte Waldstriche zeugen noch Monate später von den Ereignissen.

In der Nacht von 11. auf 12. Juli bereiteten vor allem umgestürzte Bäume Probleme. Straßen in Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein), in Hainzenberg (Bezirk Schwaz) und in Mils bei Imst waren gesperrt – mehr dazu in Mehr als 300 Feuerwehreinsätze nach Sturm.

Das Fenster eines Reisebusses ist zerstört, Feuerwehrleute stehen vor dem Fahrzeug.
zoom.tirol
Auf der Inntalautobahn bei Münster wurde die Windschutzscheibe eines Reisebusses durch einen umgefallenen Baum zerstört

Eine Woche später richtete ein weiterer Sturm viele Schäden an. Im Stubaital stürzte ein leere Seilbahngondel ab – mehr dazu in Neue Details zu Gondelabsturz in der Schlick. Im Wipptal (Bezirk Innsbruck-Land) riss der Sturm hunderte Bäume um. In Silz (Bezirk Imst) wurden Dächer abgedeckt – mehr dazu in Unwetter überraschte mit großer Heftigkeit

Im Oktober fegte erneut ein heftiger Föhnsturm über Tirol. In Landeck wurde ein Mann von einem umfallenden Baum getroffen und getötet – mehr dazu in 86-Jähriger durch umfallende Bäume getötet. Am Patscherkofel wurde mit einer Windgeschwindigkeit von 197 km/h der vierthöchste Wert seit dem Beginn der Messungen erreicht – mehr dazu in Föhnsturm: Tausende Haushalte ohne Strom.

Hochwasser und Muren im Sommer

Der Starkregen sorgte im August für Hochwasser führende Flüsse und Bäche sowie für zahlreiche Murenabgänge. Die Ruetz im Stubaital und die Ötztaler Ache traten über die Ufer. Auch der Pegel am Inn erhöhte sich dramatisch. In Schwaz wurde deshalb eine Zivilschutzwarnung ausgegeben, die Brennerbahnstrecke musste aufgrund eines Murenabganges vorübergehende komplett gesperrt werden – mehr dazu in Starkregen forderte zahlreiche Einsatzkräfte.

Ein Teil der Ötztalstraße wurde weggespült. Zwölf Millionen Euro Schaden bilanzierte das Land nach dem Hochwasser – mehr dazu in Hochwasser: Rund zwölf Mio. Euro Schaden.

Aufräumarbeiten nach Murenabgang in Seefeld
ÖBB
Ein Regionalzug wurde im September in Seefeld von einer Mure erfasst, verletzt wurde niemand. Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Tage

Zwei getötete Männer Itter und Fieberbrunn

Im Unterland beschäftigten Ende Oktober zwei getötete Männer die Polizei. In beiden Fällen sei von Gewaltverbrechen auszugehen. In Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) wurde ein 54-jähriger Mann leblos mit Stichverletzungen am Hals aufgefunden. Ein 45-Jähriger, der ebenfalls anwesend war, stand unter dringendem Verdacht, den Mann mit einem Küchenmesser getötet zu haben. Zur Tat soll es im Zuge eines Streits gekommen sein. Der Österreicher wurde festgenommen. Er stand offenbar unter Alkohol oder Drogeneinfluss – mehr dazu in Mord in Fieberbrunn: Aussage verweigert.

In Itter (Bezirk Kitzbühel) wurde Ende Oktober ein 36-Jähriger von seinen Eltern tot in dessen Wohnung aufgefunden. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest – mehr dazu in Tötung in Itter: Verdächtiger bleibt in Anstalt.

Gemeindepolitiker in Völs getötet

Anfang Dezember wurde die Leiche eines vermissten Mannes in Völs (Bezirk Innsbruck-Land) gefunden. Beim Toten handelte es sich um den ehemaligen Vizebürgermeister der Gemeinde. Die Polizei verhaftete einen Tatverdächtigen, nachdem sie einen Hinweis bekommen hatte. Der 51-jährige Verdächtige hatte sich einem Bekannten anvertraut, der sich an die Polizei wandte.

Gegenüber dem Haftrichter gestand der 51-Jährige die Tat. Offenbar war er mit Grundstücksgeschäften unzufrieden, die er in der Vergangenheit mit der Gemeinde Völs abgeschlossen hatte. Die Staatsanwaltschaft sprach allerdings von einem „nicht nachvollziehbaren“ Motiv. Weil der Verdacht besteht, dass der Mann bei der Tat unzurechnungsfähig war, wurde er vorläufig in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen – mehr dazu in Leiche in Völs: 51-Jähriger hat Tat gestanden.

Großbrand eines Bauernhaueses in Ellmau
ZOOM.Tirol
Auf einem rund 100 Jahre alten Bauernhof in Ellmau (Bezirk Kitzbühel) brach im Oktober ein Brand aus

Großeinsätze bei zahlreichen Bränden

Die heimischen Feuerwehren waren heuer bei zahlreichen Bränden gefordert. Insbesondere auf Bauernhöfen gab es große Schäden, wie etwa bei einem Stallbrand in Nauders im Mai, bei dem Schweine, Schafe und Hühner nicht mehr gerettet werden konnten – mehr dazu in Tiere bei Großbrand eines Stalls verendet.

Im Oktober sorgte der Vollbrand bei der Buchauer Alm am Achensee (Bezirk Schwaz) für Aufsehen. Der Einsatz war für die Feuerwehren schwierig, weil die Alm aufgrund einer Wegsanierung schwer zugänglich war – mehr dazu in Achensee: Buchauer Alm komplett abgebrannt.

Neuschnee unterbrach Verkehrswege

Der Wintereinbruch Anfang Dezember mit einem halben Meter Schnee etwa am Brenner und am Arlberg binnen weniger Stunden bereitete vor allem im Verkehr Probleme. So waren etwa die Brennerautobahn und die Brennerstraße zeitweise gesperrt. Umgefallene Bäume stürzten auf Oberleitungen, weshalb Züge nicht fahren konnten.

Am Innsbrucker Flughafen wurden neun Flüge gestrichen. Am Höchststand waren 27.000 Haushalte ohne Strom – mehr dazu in Probleme im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. Aufgrund der starken Schneefälle stieg auch die Lawinengefahr auf Stufe „vier“ auf der fünfteiligen Skala.