Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
Land Tirol
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Chronik

Auftauender Permafrost löste Bergsturz aus

Der auftauende Permafrost hat am Sonntag in der Silvretta-Gruppe im Gemeindegebiet von Galtür (Bezirk Landeck) den riesigen Bergsturz ausgelöst. Das sagte Landesgeologe Thomas Figl im ORF-Interview nach einem Erkundungsflug. In höheren Lagen müsse man mit solchen Ereignissen vermehrt rechnen.

Wie sich bei dem Erkundungsflug am Montag zeigte, handelt es sich laut den ersten Erkenntnissen der Landesgeologie um mehr als 100.000 Kubikmeter Material, das am Sonntag um 15.05 Uhr abgebrochen ist.

Eine exakte Angabe zur Menge des Abbruchmaterials sei derzeit noch nicht möglich – dazu werden in weiterer Folge Vermessungen initiiert, die eine detaillierte Angabe zulassen. Der betroffene Steig ist ab der Jamtalhütte bereits großräumig gesperrt. Weitere mögliche Sperren bzw. allfällige Wegverlegungen würden auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse geprüft, hieß es in der Aussendung des Landes.

Landesgeologe sieht auftauenden Permafrost als Auslöser

Der Chef der Landesgeologie ortete die Ursache für den Bergsturz im aufgehenden Permafrost. Man habe beim Überflug in der Felswand noch eindeutig Eis gesehen, so Figl.

Für Bergsteiger bestehe durchaus Gefahr bei gewissen Routen oberhalb von 2.500 Meter Seehöhe, diese würden von den Bergführern nicht mehr begangen, weil sie zu gefährlich seien, so der Landesgeologe. „Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, wird es natürlich auch mehr werden, das ist relativ klar. Und deswegen muss man natürlich schon im Hochgebirge mit derartigen Ereignissen auch immer wieder rechnen.“

Bergsturz in Galtür

Im Gemeindegebiet von Galtür in Tirol ist die Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns abgebrochen und ins Tal gestürzt. Verletzt wurde niemand.

Entsprechende Hinweise und Warnungen ernst nehmen

Er warne vor übertriebener Angst, sagte der Landesgeologe: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“ Sonst dürfte man auch nicht mehr ins Auto steigen, weil auch da Unfälle passieren könnten. „Ich will damit sagen, es ist natürlich ein gewisses Risiko vorhanden im hochalpinen Gelände, aber das ist jetzt auch schon nichts mehr ganz Neues. Ich glaube, man kann sich trotzdem auch dort bewegen, man muss natürlich gewisse Wachsamkeit haben.“ So müsse man auf die entsprechenden Hinweise hören und die entsprechenden Warnungen ernst nehmen.

Kleinere Blockstürze als Vorboten größerer Abbrüche

Als Warnungen nannte der Landesgeologe immer wieder vorkommende kleinere Blockstürze, die sich mitunter als Vorboten größerer Ereignisse herausstellen würden. Wenn man im Hochgebirge ein Rumpeln höre, sollte man es sich zweimal überlegen, ob man weitergehe oder besser umdrehe und sich in sichere Bereiche begebe.

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Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
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Blick auf die Südseite des Fluchthorns mit Blick auf Verlauf der Mure
Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
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Das „Fluchthorn“ im Silvrettagebiet nach dem gestrigen Abbruch und folgenden Felssturz
Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
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Freigelegte Eisflächen zeigten sich im Abbruchbereich
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Freigelegte Eisflächen zeigten sich im Abbruchbereich

Sonntagnachmittag donnerten im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns Gesteinsmassen mit voller Wucht über das Hochmoor Breites Wasser in Richtung Jamtalhütte – mehr dazu in Silvretta: Bergsturz auf Fluchthorn.

Jamtalhütte
Die Jamtalhütte liegt in 2.165 Metern Höhe rund zehn Kilometer von Galtür entfernt

Die Jamtalhütte, die bei Bergsteigern und Bergwanderern sehr beliebt ist, wollte am kommenden Wochenende öffnen, und das sei durchaus noch möglich, sagte der Landesgeologe. Die Hütte sei durch den jetzigen Felssturz nicht gefährdet gewesen. Die Hütte befinde sich in einiger Entfernung, sodass man sie aufsperren könne.

Gefahr über 2.500 Metern durch auftauenden Permafrost

Oberhalb von 2.500 oder 2.600 Meter Seehöhe müsse man je nach Hangausrichtung mit ähnlichen Ereignissen rechnen. „In diesen Höhen ist das Gestein immer noch gefroren. Wenn diese Schicht auftaut, muss man in diesen Höhen oberhalb von 2.500 Metern eben durchaus mit solchen Ereignissen rechnen.“