Chronik

Silvretta: Bergsturz auf Fluchthorn

In der Silvretta-Gruppe im Gemeindegebiet von Galtür (Bezirk Landeck) ist es Sonntagnachmittag zu einem großen Bergsturz gekommen. Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns donnerten Gesteinsmassen mit voller Wucht über das Hochmoor Breites Wasser in Richtung Jamtalhütte.

Die Jamtalhütte blieb von den Gesteinsmassen verschont. Die Länge der Mure betrug über zwei Kilometer, teilte die Polizei mit. Der Bergsturz passierte gegen 15.20 Uhr.

Der Galtürer Bergretter Patrick Schöpf war mit seiner Frau Marlies auf Mountainbikes im Gebiet der Bergrettungskapelle unterwegs. Marlies sei die Erste gewesen, die auf den Bergsturz aufmerksam machte, so Schöpf gegenüber dem ORF Tirol: „Sie sagte zu mir: ‚Schau, da drin kommt noch eine Lawine.‘ Dann sagte ich: ‚Das ist aber keine Lawine, da kommt das halbe Fluchthorn daher.‘ Ich habe gleich ein Video gemacht.“ Schöpf schätzte, dass rund eine Million Kubikmeter Gestein abgebrochen war.

Abbruch des halben Gipfels

Im Bereich der Nordwestflanke des südlichen Fluchthorns brach der halbe Gipfel ab. Bergretter Patrick Schöpf filmte das Ereignis mit.

Andere Bergretter gewarnt

Im Gebiet gibt es ein Ausbildungszentrum für Bergretter. Zum Zeitpunkt des Bergsturzes wurde gerade ein Kurs im Freien angehalten. Schöpf bat seine Frau, schnell zu den Bergrettern zu laufen, um sie vor der Gefahr zu warnen. Angst habe er keine gehabt, sagte Schöpf. Er sei ortskundig und habe gewusst, dass es Flächen gibt, die das Gestein verlangsamen würden.

Folgen weit zu sehen

Eine Mure ergoss sich über die Hänge und kam lange nicht zum Stillstand. In dem Video ist ein Nebengebäude des Ausbildungszentrums für Bergretter zu sehen.

Tauperiode für Permafrost als Ursache

Bergretter Schöpf glaubt, dass schwindender Permafrost die Ursache für den Bergsturz ist. Aufgrund der frühsommerlichen Temperaturen dürfte der Tauprozess begonnen haben, der Berg dürfte an Stabilität verloren haben. Das Fluchthorn war ursprünglich 3.398 Meter hoch. Nach einem Flug mit dem Polizeihubschrauber Libelle schätzt Schöpf, dass es nun um rund 100 Meter niedriger ist.

Halber Gipfel weggerissen

Auf dem Fluchthorn gibt es nun kein Gipfelkreuz mehr. Man könne in nächster Zeit auch keines mehr aufstellen, sagte Schöpf. Der Berg sei zu instabil und weiter in Bewegung. Da könnte noch einiges nachkommen, so der erfahrene Bergretter. Derzeit stehe nur noch ein schmaler Grat.

Auslöser des Bergsturzes war der auftauende Permafrost. Das erklärte Landesgeologe Thomas Fiegl im ORF-Interview am Montag nach einem Erkundungsflug – mehr dazu in Auftauender Permafrost löste Bergsturz aus.