Bar Kitzloch in Ischgl, Paznaun
APA/JAKOB GRUBER
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Chronik

CoV: Chronologie der Ereignisse in Tirol

Seit Ausbruch der Pandemie kommt Ischgl nicht zur Ruhe und aus den internationalen Negativ-Schlagzeilen. Den Anfang markierte die Apres-Ski-Bar „Kitzloch“, es folgte eine lange Quarantäne für das gesamte Paznauntal. Am Montag legt die Expertenkommisssion ihren Bericht dazu vor.

5. März: Die Tiroler Behörden erfahren, dass 14 isländische Gäste in ihrer Heimat nach einem Ischgl-Aufenthalt positiv auf das Virus getestet worden sind. Das Land teilt mit, dass am 29. Februar auf dem Rückflug von München nach Reykjavik ein bereits erkrankter Fluggast nach einer Italienreise an Bord war.

Die Behörden nehmen an, dass die Ansteckung im Flugzeug und nicht in Tirol passiert war. Island erklärt Ischgl zum Risiko-Gebiet und stellt alle Reisenden, die seit 29. Februar heimgekommen waren, unter Quarantäne.

6. März: Die Gesundheitsbehörden kontaktieren die Unterkünfte, in denen die Isländer in Ischgl waren. Sie weisen an, Hotel-Personal mit Symptomen zu testen. Personen, die Apres-Ski-Lokale besucht hatten, werden zudem vom niedergelassenen Arzt im Ort getestet. Darunter ist auch der 36-jährige Barkeeper der Apres-Ski-Bar „Kitzloch“. Laut Land gibt es zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Verdachtsfall in oder aus Ischgl.

Restaurant Bar Kitzloch in Ischgl
zeitungsfoto.at

7. März: Das Testergebnis des Barkeepers ist positiv. Die Mitarbeiter des „Kitzloch“ werden isoliert und das Lokal vorübergehend gesperrt. Die Behörde ruft Besucher der Bar auf, sich an die Gesundheitshotline 1450 zu wenden – mehr dazu in Norweger in Ischgl positiv getestet.

8. März: Es wird bekannt, dass die erkrankten Isländer im „Kitzloch“ waren. Ebenso, dass drei weitere in Tirol positiv getestete Personen sich in Ischgl aufgehalten hatten.

9. März: Das Lokal „Kitzloch“ wird behördlich gesperrt – mehr dazu in 16 neue CoV-Fälle: Land schließt Bar in Ischgl.

10. März: Alle Apres-Ski-Lokale in Ischgl werden geschlossen – mehr dazu in Land sperrt Apres-Ski-Lokale in Ischgl.

11. März: Es wird verkündet, dass das Skigebiet Ischgl für zwei Wochen gesperrt wird.

12. März: Zunächst heißt es, dass Ischgl seinen Betrieb für die Saison komplett einstellt. Am Abend sagt LH Günther Platter (ÖVP), dass mit Ablauf 15. März die gesamte Skisaison in Tirol beendet wird. Alle Beherbergungsbetriebe sollen mit 16. März schließen – mehr dazu in Alle Hotels ab Montag gesperrt. Dänemark rät von Reisen nach Tirol ab.

Polizisten mit Mundschutz an Straßensperre im Paznaun
zeitungsfoto.at
Das Paznauntal blieb über Wochen gesperrt

13. März: Die Orte im Paznauntal – Galtür, Ischgl, Kappl und See – sowie St. Anton am Arlberg werden um 14.00 Uhr nach einer Pressekonferenz von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unter Quarantäne gestellt. Das Paznauntal bleibt für sechs Wochen bis zum 23. April isoliert.

15. März: Alle Skigebiete in Tirol schließen.

16. März: Alle Beherbergungsbetriebe, bis auf einige Ausnahmen für medizinisches Personal sowie im Geschäfts- bzw. Wirtschaftsbereich, schließen.

2. April: Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) berichtet, dass die angebliche Patientin Null am 8. März positiv getestet wurde. Es wird angenommen, dass die Kellnerin aufgrund der Symptome bereits am 8. Februar das Virus in sich trug. Das Land Tirol bezweifelt diese Aussagen und meint, dies entspreche nicht „der faktischen Datenlage“ – mehr dazu in AGES-Daten sorgen weiter für Verwirrung.

Bernhard Tilg
APA/EXPA/Johann Groder
Der Misstrauensantrag gegen LR Bernhard Tilg wurde im Landtag abgelehnt.

13. Mai: Die Tiroler Landesregierung setzt nach einigem politischen Hickhack eine Expertenkommission zur Untersuchung des Krisenmanagements unter dem Vorsitz von Ex-OGH-Vizepräsident Ronald Rohrer ein – mehr dazu in Kommission: Rohrer übernimmt Vorsitz. In einer Sitzung des Tiroler Landtags übersteht der viel kritisierte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) ein Misstrauensvotum – mehr dazu in Landtag: Kein Misstrauen gegen Tilg.

25. Juni: Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck ergibt, dass 42,4 Prozent der Ischgler Bevölkerung Antikörper haben – mehr dazu in Ischgl: 42,4 Prozent haben Antikörper.

23. September: Der Verbraucherschutzverein (VSV) bringt vier Amtshaftungsklagen gegen die Republik von Covid-19-Geschädigten beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen ein. Der VSV wirft den lokalen Behörden in Tirol und den verantwortlichen Politikern auf Bundesebene von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bis hin zum Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schwere Fehler beim Pandemie-Management in den Skigebieten in den Monaten Februar und März 2020 vor – mehr dazu in Ischgl: VSV bringt Klage der Urlauber ein.

Rechtsanwalt Alexander Klauser und VSV Obmann Peter Kolba
APA/HERBERT NEUBAUER
Der Verbraucherschutzverein ortet schwere Fehler beim Pandemie-Management

30. September: Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sie nun offiziell gegen vier Personen wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten ermittelt. Darunter befinden sich der Ischgler Bürgermeister Werner Kurz sowie dem Vernehmen nach der Bezirkshauptmann von Landeck, Markus Maaß, sowie zwei weitere Mitarbeiter der Behörde.

12. Oktober: Die Expertenkommission präsentiert in einer Pressekonferenz in Innsbruck ihren Bericht – mehr dazu in Kommission stellt Bericht zu Ischgl vor.