Ortsschild Ischgl
APA/EXPA/Jakob Gruber
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Politik

Kommission stellt Bericht zu Ischgl vor

Am Montag präsentiert die sechsköpfige Expertenkommission ihren Bericht zu den Coronavirus-Maßnahmen in Tirol. Im März wurde der Skiort Ischgl innerhalb weniger Tage zum CoV-Hotspot, gut 11.000 Infektionen europaweit sollen auf Ischgl zurückzuführen sein.

Noch im März verteidigte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) im Interview in der ZIB2 das Vorgehen des Landes immer wieder und betonte zugleich, dass die Behörden in diesem Fall alles richtig gemacht hätten. Tirol habe nicht zu spät reagiert, so Tilg damals.

Vorwürfe gegen Tirol: Landesrat verteidigt Behörden

Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus ist in Tirol Mitte März stark gestiegen. Die meisten davon lassen sich auf die Regionen Ischgl und St. Anton zurückverfolgen. Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) nimmt in einer Interviewschaltung aus Innsbruck zu den Vorwürfen Stellung, die Tiroler Landesregierung hätte zu wenig schnell reagiert.

53 Personen von Kommission befragt

Ob das stimmt, soll der Bericht der Expertenkommission klären. Diese unabhängige, sechsköpfige Arbeitsgruppe wurde nach heftiger, internationaler Kritik an der Tiroler Vorgehensweise im Mai eingesetzt – mehr dazu in Kommission: Rohrer übernimmt Vorsitz. Unter dem Vorsitz des ehemaligen Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofs, Ronald Rohrer, wurden seitdem 53 Personen befragt. Darunter waren infizierte Touristen, Hoteliers und Tiroler Behördenvertreter von den Gemeinden bis hin zu Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

Der Abschlussbericht der Kommission dürfte kein Freibrief für die Tiroler Behörden werden, so viel ist bereits durchgesickert. So sollen die Lifte in Ischgl zwei Tage zu spät geschlossen worden sein. Auch die Abreise Tausender Gäste aus dem Paznauntal geriet außer Kontrolle.

Polizeikontrolle am Eingang des Paznauntals
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Tausende Urlauber verließen am 13. März das Paznauntal

Als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 13. März die Quarantäne des Paznauntals verkündete, kam es zu chaotischen Zuständen. Tausende Urlauber verließen Tirol unkontrolliert und trugen das Virus in die ganze Welt. Ob die Expertenkommission hier auch Fehler beim Bund sieht, ist noch nicht klar.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündete am 13. März, dass das Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg unter Quarantäne gestellt werden.

Bericht nach Präsentation online einsehbar

Am Montag um 13.00 Uhr wird der rund 300 Seiten starke Bericht der Expertenkommission in Innsbruck präsentiert, er ist anschließend auch online einsehbar. Auch der Tiroler Landtag will den Bericht dann diskutieren, ob das noch diese Woche passieren wird, ist allerdings nicht klar.

Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen vier Personen wegen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten. Unter den Beschuldigten sind der Ischgler Bürgermeister Werner Kurz (Bürgerliste) und der Bezirkshauptmann von Landeck, Markus Maaß.

FPÖ zielt vor Bericht auf Platter

Bereits vor dem Bericht der Expertenkommission zielte die FPÖ auf LH Platter. Sollte es etwa grobe Verfehlungen in Sachen Urlauberausreisemanagement gegeben haben, müsse Platter als „Hauptentscheider“ im Rahmen der mittelbaren Bundesverwaltung Konsequenzen ziehen und nicht „Bauernopfer“ wie Gesundheitslandesrat Tilg und den Landecker Bezirkshauptmann Maaß vorschicken, sagte FPÖ-Chef Markus Abwerzger am Sonntag der APA.