Tiwag-Flagge vor Fassade des Tiwag-Gebäudes
ORF
ORF
Wirtschaft

Strompreiserhöhung fällt niedriger aus

Der Tiroler Landsesenergieversorger TIWAG wird die Strompreise mit 24. Juli – früher als geplant – senken. Die angekündigte Preiserhöhung fällt niedriger aus. Die Arbeiterkammer Tirol forderte diese Senkung mehrfach. Auch LH Anton Mattle (ÖVP) legte der TIWAG Anpassungen beim Strompreis nahe.

Der Vorstandsvorsitzende der TIWAG, Erich Entstrasser, kündigte am Dienstagvormittag an, eine Senkung des Strompreises vorzuziehen. Man wolle weiterhin einer der günstigsten Energieversorger im Land sein. Die Kilowattstunde werden inklusive Boni auf 18,84 Cent gesenkt. Bisher betrug er 22,68 Cent.

„Aufgrund des derzeit äußerst dynamischen Marktumfelds ziehen wir die Preissenkung auf 24. Juli vor“, so Entstrasser. Zudem gebe es eine Preisgarantie bis zum 31. März 2024 und damit bis zum Ende der kommenden Heizsaison. Die Energiepreise können damit nur gesenkt, aber nicht erhöht werden. Auch die Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) werden ihre Produkte entsprechend anpassen.

Weitere Senkung zum Jahreswechsel wird geprüft

Eine weitere Senkung des Strompreises werde derzeit seitens der TIWAG geprüft. Das Unternehmen gibt eine „neue Beschaffungsstrategie und Marktpreisentwicklungen“ an, die möglicherweise eine weitere Preissenkung zum Jahreswechsel möglich macht.

Die TIWAG empfiehlt wegen der deutlichen Preisdifferenz zum Altvertrag – minus 25 Prozent vor der Strompreisbremse – einen raschen Wechsel in den Neuvertrag. Über 100.000 Kunden, das ist beinahe jeder oder jede zweite, habe bereits den neuen Vertrag unterschrieben und profitiere zusätzlich zum aktuellen Aktionsbonus damit auch von der bevorstehenden Preissenkung. Diese Senkung gelte nur für diese Kunden, betonte Enstrasser.

TIWAG sprach in Vorwoche von Preissenkung bis Oktober

Mattle hatte zuletzt eine Senkung im Umfang von 15 Prozent eingefordert – mehr dazu in Mattle fordert TIWAG-Strompreissenkung. Entstrasser kündigte vergangenen Woche noch an, dass man jedenfalls zum 1. Oktober 2023 eine Preissenkung vornehmen werde. Sie werde sich zwischen zehn und 15 Prozent bewegen – mehr dazu in TIWAG senkt die Strompreise ab Herbst.

Nunmehr kommt es doch zu einer vorzeitigen Senkung, der öffentliche Druck sowie jener des Eigentümers Land, der zuletzt kontinuierlich zunahm, dürfte dabei wohl eine Rolle gespielt haben. Diese Senkung gilt jedoch nur für die Stromkunden, die auf den neuen Vertrag wechseln, betonte Entstrasser.

Vorstandsvorsitzender räumt Kommunikationsfehler ein

Neben der aufgesetzten Preiserhöhung mit Sommer hatte zuletzt auch ein Informationsschreiben zu ebenjener Erhöhung für Unmut gesorgt, in dem der Energieversorger in einer Passage offenbar betonte, dass er nicht verpflichtet sei, seinen selbst produzierten Strom an die Konsumenten und Kleinunternehmer weiterzugeben, und sich der Anteil der Eigenproduktion jederzeit ändern könne.

Erich Entstrasser
ORF
Erich Entstrasser räumte zuletzt Kommunikationsfehler seines Unternehmens ein

Entstrasser räumte danach ein „Kommunikationsproblem“ ein, wenn es darum gehe, den Kundinnen und Kunden die Strompreisbildung zu erklären. Das liege zum Teil auch daran, dass man mit dieser Situation so bisher noch nie konfrontiert gewesen sei und diese Themen so im Detail erklären habe müssen. Auf der anderen Seite sei gerade die Preisbildung beim Strom sehr, sehr komplex und das Ganze schwierig zu erklären. Dass das bei den Kunden für Verunsicherung sorge, sei für ihn völlig nachvollziehbar.

Dornauer spricht von politischem Druck vor Einlenken

Zuletzt hatte sich auch innerhalb der ÖVP-SPÖ-Koalition Unmut breit gemacht. So forderte etwa auch LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) das Ausschöpfen aller Möglichkeiten zur Senkung des Stromtarifs und dies rasch.

Nach der nunmehrigen TIWAG-Ankündigung zeigte sich Dornauer zufrieden, sparte aber gleichzeitig nicht mit kleinen Seitenhieben gegen den Energieversorger. Nach massivem politischen Druck habe es beim Landesenergieversorger spät, aber doch, ein Einlenken gegeben. „Gerade Energieversorger in öffentlicher Hand sollten in diesem sensiblem Marktumfeld mit Weitsicht agieren. Wir müssen nun langfristig sicherstellen, dass die Tirolerinnen und Tiroler den günstigsten Stromtarif erhalten“, so Dornauer.

Wolf begrüßt geschaffene Klarheit

Für ÖVP-Klubobmann und AAB-Chef Jakob Wolf sei es am Dienstag höchste Zeit, dass die TIWAG Klarheit beim Tiroler Strompreis geschaffen habe.

Erwin Zangerl, Präsident Arbeiterkammer Tirol
ORF
AK-Präsident Zangerl mit Entwicklung zufrieden

Genugtuung für AK-Präsident Zangerl

Vor allem die Arbeiterkammer (AK) hatte den Energieversorger zuletzt unter Beschuss genommen. Sie klagte die TIWAG sogar wegen ihres Erachtens mangelnder Transparenz bei der Strompreiserhöhung im Jahr 2022 – mehr dazu in AK bringt Klage gegen TIWAG ein.

Entsprechend mit Genugtuung nahm AK-Chef Erwin Zangerl am Dienstag auch die nunmehrige Ankündigung zu Kenntnis. Er sprach von einem Schritt in die richtige Richtung. Mitverantwortlich dafür sei auch der Druck der AK gewesen, die schon zu Beginn der Verhandlungen mit der TIWAG im März darauf hingewiesen habe, dass eine derartige Erhöhung des Strompreises nicht haltbar sei.

„Man hat die Entwicklung seitens der TIWAG leider unterschätzt und unsere Warnungen nicht ernst genommen. Die Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden sind so enorm, dass endlich gehandelt werden musste“, interpretierte Zangerl die Entwicklung.

Abwerzger spricht von „schwarz-rotem Notbluff“

Ganz anders hingegen Tirols FPÖ-Obmann Markus Abwerzger, der einen „schwarz-roten Notbluff“ ortete, der nicht ausreichen werde. Abwerzger sprach von einer „Placebosenkung“, die zu spät komme und zu gering ausfalle, aber immerhin ein Anfang sei.

„Wenn Menschen 200 Prozent höhere Vorschreibungen bekommen, man dann aber ‚gnädigerweise‘ die Preise um 15 Prozent senkt, kommt das einer Verhöhnung gleich“, kritisierte der Landesparteiobmann, der in der schwarz-roten Landeskoalition eine noch unsozialere sah als in der schwarz-grünen Vorgängerkonstellation.

Oberhofer fordert auch Gaspreissenkung durch TIGAS

„Die jetzige Senkung ist ein Schuldeingeständnis und korrigiert nur dann die Fehler, wenn auch eine deutliche Gaspreissenkung durch die Tigas erfolgt“, lautete indes die politische Bewertung, verbunden mit einer Aufforderung, von NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer. Die Landesregierung habe in den vergangenen Monaten Verwirrung, Unsicherheit und Chaos gestiftet, um jetzt teilweise zurückzurudern.