Georg Willi
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Politik

Stichwahl: Willi gibt sich „Fifty-fifty“-Chance

Der amtierende Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne)muss sich in einer Stichwahl am 28. April mit Johannes Anzengruber (JA-Jetzt Innsbruck) duellieren. Willi sieht seine Chance auf eine Wiederwahl „Fifty-fifty“. Willi äußerte dazu eine Präferenz für eine Dreierkoalition mit Anzengruber und der SPÖ.

„Das ist durchaus naheliegend“, meinte Willi zu einer solchen Konstellation, die im Gemeinderat auf eine komfortable Mehrheit von 22 von insgesamt 40 Mandaten kommt und fünf von sieben Stadtsenatsmitgliedern aufweisen würde, sollte die Stadtsenatsgröße dieselbe bleiben.

Entscheidung erst nach der Stichwahl

Entscheiden über Koalitionsfragen wolle er aber erst nach der Stichwahl, betonte Willi, der Innsbruck seit dem Jahr 2018 regiert. Schließlich komme dem Bürgermeister laut dem Stadtrecht eine „entscheidende Rolle“ zu. Zu einer möglichen Erweiterung des Stadtsenates auf acht oder neun Mitglieder, äußerte sich Willi sehr skeptisch. Dies wäre schließlich auch mit „höheren Kosten“ verbunden, was der Bevölkerung nur sehr schwer zu erklären sei. Dafür müsste es schon „schwerwiegende Gründe“ geben.

Zwei Wochen vor der Stichwahl beginne man nun „wieder bei Null“, sah Willi ein offenes Rennen und wollte nicht von einer Favoritenrolle seinerseits sprechen. Er werde jedenfalls in den verbleibenden beiden Wochen seine Erfahrung im Amt sowie seine Kompetenz „in die Auslage stellen.“ „Wir hatten in den vergangenen Jahren viele Krisen zu meistern – und wir haben sie gut meistern können“, betonte der grüne Stadtchef.

Daniela Schmiderer im Interview mit Georg Willi und Johannes Anzengruber
ORF
Johannes Anzengruber (rechts) fordert den amtierenden Bürgermeister am 28. April heraus.

Anzengruber ist „ein schwierigerer Gegner“

Zudem wolle er einmal mehr und noch deutlicher hervorstreichen, dass in den vergangenen sechs Jahren allen Unkenrufen zum Trotz auch viel weitergegangen sei. Auch werde man deutlich machen, was „alles bereits in der Schublade ist“, von den „Blockierern“ verhindert worden sei und von einer neuen „Fortschrittskoalition“ nur noch umgesetzt werden müsse: Von der „Verkehrsberuhigung“ bis hin zu Fragen des Klima- und Umweltschutzes sowie der Stadtplanung.

Anzengruber sei jedenfalls ein „schwierigerer Gegner“ als es etwa FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger gewesen wäre. Im Falle eines Duells mit Lassenberger hätte man von grüner Seite die „Unterschiede noch viel klarer herausarbeiten können.“ Aber auch so gebe es Divergenzen zwischen ihm und dem früheren Vizebürgermeister Anzengruber, so Willi: „Der Hannes sagt vielen Leuten Dinge zu. Aber es geht auch darum, ob man sie letztlich erfüllen kann“. Er hingegen sei ein „Realist“, der genau wisse, was gehe und was nicht – und was man erfüllen könne.

Anzengruber: Willi ohne Management- und Führungsqualität

Johannes Anzengruber attestierte Willi hingegen mangelnde „Management- und Führungsqualität“. Genau dies bringe er als früherer Unternehmer und als jemand, der „keine Politik von der Schule heraus macht“, hingegen mit. Es brauche klare Strukturen und einen effizienten öffentlichen Dienst. Er und seine Liste stünden klar für die Mitte bzw. in der Mitte und würden sich gegen ideologische Extreme sowohl auf linker, als auch auf rechter Seite aussprechen.

Als Duell zwischen einem bürgerlichen Kandidaten (Anzengruber) und einem linken Kandidaten (Willi), wollte der Ex-ÖVP-Vizebürgermeister das Stichwahl-Duell nicht verstanden wissen. Anzengruber war in der Direktwahl auf 19,37 Prozent gekommen, in der Listenwahl lag „JA-Jetzt Innsbruck“ mit 16,83 Prozent und acht Mandaten ebenfalls auf Platz zwei.

Größte Konkurrenten wurden „abgestraft und abgewählt“

Indes äußerte Willi – seine Grünen hatten trotz Verlusten mit 18,87 Prozent und acht Mandaten auch bei der Listenwahl die Nase vorn – deutliche Genugtuung, dass seine schärfsten politischen Konkurrenten bei dieser Wahl nicht reüssierten – und spielte dabei auf „das Neue Innsbruck“ von Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky sowie das aus dem Gemeinderat geflogene „Gerechte Innsbruck“ Gerald Depaolis an. Diejenigen, die die „Quelle von Streitereien und Intrigen“ waren, seien „abgestraft und abgewählt“ worden.

Das Scheitern des Rechtspopulisten Depaoli nannte er eine unheimliche Erleichterung und einen Ausweis demokratischer Hygienekultur.

Der wortgewaltige Depaoli sorgte übrigens in der Wahlnacht mit einem Video für Aufsehen. Darin holte er zu einer Wählerschelte aus: „Ihr habt’s uns gar nicht verdient“ rief er dem Wahlvolk zu. Seine Liste war mit 3,48 Prozent an der Vier-Prozent-Hürde gescheitert – mehr dazu in Jubel und Enttäuschung bei Wahlfeiern..

Tursky mit Wahlempfehlung für Anzengruber

Montagmittag sorgte dann Tursky für einen kleinen Paukenschlag: Er gab eine Wahlempfehlung für Anzengruber ab. „Mit einem alten Bürgermeister kann ein neues Innsbruck nicht möglich sein“, lieferte Tursky die Begründung. Die Unterstützung komme sowohl von ihm persönlich als auch vom Wahlbündnis, sagte er bei einer eilig einberufenen „Erklärung“ – mehr dazu in Wahlempfehlung von Tursky für Anzengruber.