Grüne Wahlparty
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Politik

Jubel und Enttäuschung bei Wahlfeiern

Die zwei Kandidaten für die Bürgermeisterstichwahl in zwei Wochen, Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) und Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck), sind Sonntagabend bei ihren Wahlpartys mit lautstarken Sprechchören von ihren Unterstützern empfangen worden. Verhaltener fiel der Abend bei den Wahlverlierern aus.

Es sei vor allem auch den Menschen im Hintergrund – etwa dem Wahlkampfleiter und den mit ihm Wahlkämpfenden – zu verdanken, dass das Ergebnis in dieser Form gelungen sei, so der amtierende Bürgermeister. Das alles wiege umso mehr, als die vergangenen Zeiten nicht leicht gewesen seien, spielte Willi auf die durchaus turbulenten vergangenen Jahre im Innsbrucker Gemeinderat an, seit seine Viererkoalition im Jahr 2021 zerbrochen war.

Der Wahlsieg gehe außerdem auf das Konto aller, die auf der Liste standen. Gemeinsam habe man schließlich das erreicht, was man eben erreichen wollte: „Wir gehen heute als erste Partei bei der Gemeinderatswahl ins Ziel, und ich gehe als erster Bürgermeisterkandidat in die kommende Stichwahl am 28. April.“ Die Grünen erreichten rund 19 Prozent der Stimmen – mehr zum Wahlergebnis der Listen- und Bürgermeisterdirektwahl unter Grüne und Anzengruber klare Wahlgewinner.

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ABD0136_20240414 – INNSBRUCK – …STERREICH: BŸrgermeister Georg Willi (die GrŸnen) feiert mit seinen UnterstŸztern den Wahlerfolg nach der Gemeinderats- und BŸrgermeisterwahl Innsbruck, am Sonntag 14. April 2024, in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) jubelte mit seinen Unterstützerinnen und Unterstützern am Sonntagabend in der Innsbrucker Altstadt
ABD0135_20240414 – INNSBRUCK – …STERREICH: BŸrgermeister Georg Willi (die GrŸnen) feiert mit seinen UnterstŸztern den Wahlerfolg nach der Gemeinderats- und BŸrgermeisterwahl Innsbruck, am Sonntag 14. April 2024, in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) jubelte mit seinen Unterstützerinnen und Unterstützern am Sonntagabend in der Innsbrucker Altstadt
ABD0137_20240414 – INNSBRUCK – …STERREICH: BŸrgermeister Georg Willi (die GrŸnen) feiert mit seinen UnterstŸztern den Wahlerfolg nach der Gemeinderats- und BŸrgermeisterwahl Innsbruck, am Sonntag 14. April 2024, in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) jubelte mit seinen Unterstützerinnen und Unterstützern am Sonntagabend in der Innsbrucker Altstadt
Wahlparties Innsbruck Die Grünen Janine Bex Dejan Lukovic
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Die bisherigen Gemeinderatsmitglieder Janine Bex und Dejan Lukovic zogen wieder ins Stadtparlament ein
Wahlparties Innsbruck Die Grünen
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Die Grünen feierten das Wahlergebnis in einem Lokal in der Innsbrucker Altstadt

Willi: „Unheimliche Dinge sind passiert“

Der Wahltag habe auch weitere positive Ergebnisse gebracht: „Die FPÖ hat nur noch einen Sitz im Stadtsenat, und das ‚Gerechte Innsbruck‘ wird nicht mehr im Gemeinderat vertreten sein.“ Heute seien insgesamt „unheimliche Dinge passiert“, und es gehe nunmehr darum, auch in den nächsten Tagen bis zur Stichwahl Einsatz und Kraft unter Beweis zu stellen.

„Wir müssen uns jetzt noch einmal voll reinhängen“, rief er seinen Anhängerinnen und Anhängern zu, ehe diese wieder „Georg, Georg, Georg“ riefen und sodann zur eigentlichen Wahlfeier schritten.

Anzengruber freut sich über mehr als 10.000 Stimmen

Auch die Weggefährten und Mitstreiterinnen von Anzengruber versammelten sich, um ihren „Hannes“ zu feiern. Der Auftritt auf der Bühne dürfte wohl vorbereitet gewesen sein, umrahmten doch die Rede des Politikers zwei emotionale Videos, die Anzengrubers Visionen präsentierten und einen Rückblick auf den Wahlkampf boten.

Anzengruber, der von „So sehen Sieger aus“-Rufen begleitet wurde, erklomm die mit weißen Luftballons umgebene Bühne. Er dankte seinen Unterstützern mit den Worten: „Ihr seid Spitze. Das ist nur gegangen, weil ihr so mega seid.“ Das Ziel, 10.000 Stimmen auf sich zu vereinen, sei erreicht, freute sich der Ex-ÖVP-Vizebürgermeister – der eine „Gaudi“ hatte.

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ABD0139_20240414 – INNSBRUCK – …STERREICH: v.l. Mariella Lutz, JŸrgen Birlmair, BŸrgermeisterkandidat Hannes Anzengruber (Ja – Jetzt Innsbruck) nach der Gemeinderats- und BŸrgermeisterwahl Innsbruck, am Sonntag 14. April 2024, in Innsbruck. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Johannes Anzengruber feierte mit seiner Liste JA – Jetzt Innsbruck
Wahlfeier von Johannes Anzengruber
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Johannes Anzengruber feierte mit seiner Liste JA – Jetzt Innsbruck
Wahlfeier von Johannes Anzengruber
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Johannes Anzengruber feierte mit seiner Liste JA – Jetzt Innsbruck
Wahlfeier von Johannes Anzengruber
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Johannes Anzengruber feierte mit seiner Liste JA – Jetzt Innsbruck
Wahlparty Anzengruber
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Johannes Anzengruber feierte mit seiner Liste JA – Jetzt Innsbruck

Sein Dank richtete sich insbesondere an seine „Großfamilie“ und Mitstreiterin Mariella Lutz, die er schließlich als „Frau Stadträtin“ auf der Bühne begrüßte. Nun gelte es, authentisch zu bleiben, man habe immer für die Sache gekämpft. Schließlich holte Anzengruber alle anwesenden Kandidatinnen und Kandidaten von JA – Jetzt Innsbruck auf die Bühne. Anzengruber eröffnete schließlich die Wahlfeier mit einem lauten „Party“-Ruf.

FPÖ erfreut trotz Verluste

Etwas verhaltener fiel die Wahlparty bei der FPÖ aus. Die Freiheitlichen brachten es auf 15,21 Prozent und damit auf über drei Prozentpunkte weniger als 2018. Spitzenkandidat Markus Lassenberger zeigte sich trotzdem erfreut. „Wenn man das Wahlergebnis anschaut, dann hat sich das nur ein wenig nach unten verändert“, sagte er. Es handle sich nur um 400 Stimmen, und man könne dennoch davon ausgehen, dass viele Menschen die Politik der Blauen gut fänden. Das Wahlergebnis sei keine Niederlage, sondern ein Neustart.

Umfragen hatten im Vorfeld ein deutlich stärkeres Abschneiden der FPÖ vorhergesagt. Das tatsächliche Ergebnis zeige, dass man auf Umfragen nichts geben könne, meinte Lassenberger. „Scheinbar ist das ein Auslaufmodell, das in Zukunft nicht mehr greifen wird.“ Er wolle vor nächsten Wahlgängen als Partei keine Umfragen mehr in Auftrag geben. Wichtig sei das, was am Wahltag herauskomme, und das sei die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler.

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Wahlparty FPÖ
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Bei der FPÖ mit Spitzenkandidat Markus Lassenberger (l.) fielen die Feierlichkeiten verhaltener aus
Markus Lassenberger Innsbruck Wahl
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Trotz der Verluste zeigte sich FPÖ-Spitzenkandidat Markus Lassenberger erfreut über das Wahlergebnis
Wahlparty SPÖ
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SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr zeigte sich dankbar angesichts des Wahlergebnisses
Elisabeth Mayr SPÖ Benjamin Plach Innsbruck Wahl
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SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr mit Stadtparteiobmann Benjamin Plach
Wahlparty Neos
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NEOS schaffte den Einzug in den Gemeinderat nicht und hatte am Sonntagabend wenig zu feiern
Julia Seidl NEOS Wahl Innsbruck
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Für NEOS-Spitzenkandidatin Julia Seidl war das Wahlergebnis „bitter“
Wahlparty KPÖ
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Die KPÖ mit Spitzenkandidatin Pia Tomedi konnte sich am Sonntagabend über den Einzug in den Gemeinderat freuen
Pia Tomedi Wahl Innsbruck
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Pia Tomedi (KPÖ) kündigte an, sich im Gemeinderat für günstiges Wohnen und eine soziale Politik einsetzen zu wollen

Konkret sieht er das Wahlergebnis als Linksruck in der Innsbrucker Stadtpolitik. „Dass linke Parteien zulegen und die bürgerlichen Parteien scheinbar verlieren, ist ein bisschen eigenartig. Ich hatte ein anderes Gefühl, aber am Ende des Tages haben die Wähler entschieden“, so der FPÖ-Spitzenkandidat. Jetzt müsse man schauen, welche Koalitionen zustande kommen könnten und wer die Stichwahl gewinnt. Eine Wahlempfehlung wolle er vorerst nicht abgeben.

Enttäuschung bei Das Neue Innsbruck

Florian Tursky von Das Neue Innsbruck brachte es bei der Listenwahl auf 10,15 Prozent. Im Vorfeld lagen die Erwartungen deutlich höher. Ebenso wie das Wahlkampfbudget: Rund 700.000 Euro dürfte die Liste investiert haben – und damit mehr als alle anderen. Nach der langjährigen Trennung mit der ÖVP-Abspaltung Für Innsbruck und dem Tiroler Seniorenbund gab es unter Tursky eine Wiedervereinigung mit der Volkspartei. Allerdings schied der bisherige Vizebürgermeister Anzengruber aus und kandidierte mit einer eigenen Partei.

Nach der Wahl am Sonntag kommt Das Neue Innsbruck auf nur vier Mandate. Das ist ein starker Verlust, berücksichtigt man die bisherige Mandatsstärke der Fraktionen. In der noch laufenden Periode kommen das von Christine Oppitz-Plörer geführte Für Innsbruck (7), die Volkspartei (5) und der Seniorenbund (1) auf insgesamt 13 Mandate. Bei der Wahlparty war die Enttäuschung dementsprechend durchaus spürbar. „Wir haben uns alle ein besseres Ergebnis erhofft, erwünscht und auch erwartet. So gesehen ist die negative Überraschung am heutigen Tag groß“, sagte der ehemalige Staatssekretär Tursky.

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Wahlparties Innsbruck Das Neue Innsbruck Wahl
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Angesichts des niedrigen Wahlergebnisses gab es bei Das Neue Innsbruck wenig zu feiern
Wahlparties Innsbruck Das Neue Innsbruck Wahl Florian Tursky
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Spitzenkandidat Florian Tursky von Das Neue Innsbruck zeigte sich durchaus enttäuscht über das Wahlergebnis
Wahlparties Innsbruck Das Neue Innsbruck Wahl
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Christine Oppitz-Plörer, ehemalige Obfrau der ÖVP-Abspaltung Für Innsbruck, kandidierte heuer als Listenzweite für Das Neue Innsbruck
Wahlparties Innsbruck Das Neue Innsbruck Wahl Günther Platter
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Altlandeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wollte bei der Wahlparty von Das Neue Innsbruck kein Interview geben
Wahlparties Innsbruck Das Neue Innsbruck Wahl
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Angesichts des niedrigen Wahlergebnisses gab es bei Das Neue Innsbruck wenig zu feiern

Turskys Team sei mit vielen Freiwilligen unglaublich motiviert gewesen. Das habe möglicherweise auch getäuscht, meinte er: „Wir haben vielleicht auch zu wenig gesehen, dass dieser Neuanfang, den wir verkörpern wollten, von der Bevölkerung nicht so gesehen wurde und wir ihnen das zu wenig kommunizieren konnten.“ Daraus wolle er lernen. Am Montag starte man mit der Analyse des Ergebnisses und der Planung der zukünftigen Arbeit. Es gehe darum, konstruktiv, ohne Streit, Stillstand und Chaos zu arbeiten.

SPÖ feierte Spitzenkandidatin

Die Wahlparty der SPÖ war von Jubelchören und „Elli, Elli, Elli“-Rufen begleitet. Nach langer Durststrecke zeigte sich Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr dankbar für das Vertrauen. Nach 10,32 Prozent bei der Wahl 2018 brachten es die Sozialdemokraten auf 13,58 Prozent. „Wir sind einfach da, wir sind gut, und ich habe das beste Team“, sagte Mayr zum für viele durchaus überraschenden Ergebnis.

Sie glaube fest an einen Neustart für die Stadtpolitik, nicht nur für die Sozialdemokratie. Laut Mayr sehnen sich die Menschen nach einem Brückenbauen, und das habe die Bevölkerung auch verdient. Eine Wahlempfehlung wolle die SPÖ nicht abgeben. Sie gratulierte Willi und Anzengruber und meinte: „Ich wünsche mir, dass sie inhaltlich sagen, wohin die Reise geht und welchen politischen Stil sie später für die Zusammenarbeit in der Stadt anbieten können“, so Mayr.

NEOS enttäuscht über verpassten Einzug

NEOS-Spitzenkandidatin Julia Seidl bezeichnete das Wahlergebnis als „bitter“. Mit rund 3,5 Prozent der Stimmen verpassten die Pinken die Vierprozenthürde und flogen damit aus dem Gemeinderat. Bisher waren sie mit zwei Mandaten vertreten. „Wir hätten uns gedacht, dass es sich ausgeht, ich war immer der Meinung, dass es knapp wird, aber dass es so knapp wird, ist natürlich schade für uns und für mich.“

Das Ergebnis zeige, dass die Parteien links und rechts der Mitte auseinanderdriften. Außerdem sei der Vierkampf um den Bürgermeistersessel der Kandidaten Willi, Lassenberger, Anzengruber und Tursky für NEOS schwierig gewesen. Schließlich stehe die Partei nicht mit Streitereien im Vordergrund, sondern mit sachorientierter Politik.

Bisher galten Städte wie Innsbruck als klassisches Wählerreservoir der liberalen Partei. Doch die Großstädte hätten sich zuletzt stark geändert, meinte Seidl. Gerade in Innsbruck mit vielen abgespaltenen ehemaligen ÖVP-Listen sei es für alle herausfordernd. „Ich glaube, dass es aktuell sehr, sehr schwierig ist, mit Inhalten und Themen die Menschen davon zu überzeugen, dass wir gute Lösungen für die Stadt hätten.“

Depaoli: „Ihr habt uns nicht verdient“

Einige Stunden nach der Wahl reagierte Gerald Depaoli von Gerechtes Innsbruck in einem Facebook-Video auf das Ergebnis. Für seine Fraktion sei es eine Enttäuschung. Man habe sich immerhin sechs Jahre lang im Gemeinderat ins Zeug gelegt und vielen Leuten helfen können. „Leider Gottes wurde es nicht honoriert.“ Er bedanke sich nicht bei jenen, die ihm das ganze Jahr auf die Schultern klopfen und ihn dann bei der Wahl nicht wählen.

Alles in allem sei zu überlegen, inwieweit man sich zukünftig noch so für die Leute einbringen werde. Er habe mit seinem Team alles versucht und über 100 Prozent gegeben, bedankte er sich bei den Unterstützerinnen und Unterstützern. Offenbar wollten es die Innsbrucker nicht, wie er im Video sagte. „Liebe Innsbrucker, ihr habt uns, Leute, wie wir es sind, mit Handschlagqualität, bodenständig und rustikal, ihr habt uns gar nicht verdient.“ Er überlege sich, wie es weitergeht und ob man die Fraktion am Leben erhalte.

In einer Aussendung teilte Gerechtes Innsbruck Montagfrüh mit, dass es die Partei auch weiterhin geben werde. Auch wenn man über kein Antrags- bzw. Anfragerecht verfüge, wolle man als außerparlamentarische Opposition aktiv bleiben. Wie diese genau aussehen wird, werde sich zeigen. Gerechtes Innsbruck fühle sich jenen verpflichtet, die ihm das Vertrauen schenkten, so Depaoli.

Große Freude bei KPÖ über drei Mandate

Die Kommunistische Partei (KPÖ) sprach mit Spitzenkandidatin Pia Tomedi von einem „unglaublichen“ Ergebnis. Mit 6,7 Prozent konnte die KPÖ die Vierprozenthürde nehmen und mit drei Mandaten in den Gemeinderat einziehen. Die Freude war riesengroß. Jetzt gehe die Arbeit erst richtig los. „Wir nehmen diesen Auftrag gerne an, in Zukunft im Gemeinderat diese Stimme zu sein, die sich für leistbares Wohnen einsetzt und schaut, dass das Thema auf der Tagesordnung bleibt.“

Tomedi wolle jeden sinnvollen Antrag zu günstigem Wohnen auf jeden Fall unterstützen. Die KPÖ sei eine Partei, die auf Sachpolitik Wert lege und weniger auf Emotionen setze. „Die Leute wünschen sich eine ehrlichere, sozialere und nahbare Politik“, erklärte sie den Erfolg der Dunkelroten. Das habe bereits das Wahlergebnis bei der Gemeinderatswahl in Salzburg im März gezeigt. Seit zwei Jahren biete die KPÖ in Innsbruck Sprechstunden für Wohnen und Soziales, was einen großen Teil zum Abschneiden am Sonntag beigetragen habe.