Anzengruber und Willi
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Politik

Grüne und Anzengruber klare Wahlgewinner

Dreieinhalb Stunden nach Wahlschluss ist bei der Wahl in Innsbruck ein vorläufiges Endergebnis vorgelegen. Laut diesem sind der amtierende Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und Johannes Anzengruber (Ja – Jetzt Innsbruck) in der Stichwahl. Auch deren Listen haben die meisten Stimmenanteile erreicht. Die ÖVP stürzt ab.

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In der Tiroler Landeshauptstadt bleiben die Grünen auch nach dieser Wahl eine bestimmende Kraft, wenn sie auch gegenüber dem letzten Urnengang rund fünf Prozentpunkte eingebüßt haben. Spitzenkandidat Willi schaffte den Einzug in die Stichwahl und trifft dort auf Anzengruber von der Liste Ja – Jetzt Innsbruck.

FPÖ knapp vor SPÖ, ÖVP stürzt total ab

Bis knapp vor der Wahl war Anzengruber Vizebürgermeister für die ÖVP. Dann kam der Bruch. Anzengruber wurde von der Partei ins Abseits gestellt, Florian Tursky zum Spitzenkandidaten erklärt. Trotz Fusion von FI, ÖVP und dem Seniorenbund konnte Tursky bei dieser Wahl nicht reüssieren. Anzengruber hingegen durfte mit seiner neu gegründeten Liste einen fulminanten Wahlsieg feiern.

Leichte Verluste gibt es für die FPÖ – dass Markus Lassenberger nicht in die Stichwahl einziehen wird, ist wohl der schmerzlichere. Über deutliche Zugewinne dürfen sich die SPÖ und deren Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr freuen.

Fünf Listen schaffen Sprung in Gemeinderat nicht

Erstmals bei einer Wahl in Innsbruck wurde eine Vierprozenthürde eingezogen. Nur drei der angetretenen Kleinparteien – Liste Fritz, ALI und die KPÖ – haben diese Hürde gemeistert. Nicht mehr im Gemeinderat sitzen werden NEOS und Gerechtes Innsbruck. Einig Innsbruck, TUN und Du-I verfehlen den Einzug deutlich.

Die Grünen und die Liste Ja – Jetzt Innsbruck kommen auf je acht Mandate, die FPÖ auf sieben und die SPÖ auf sechs.

Willi „freut sich“ über leichtes Minus

Die beiden Stichwahlkandidaten, Amtsinhaber Willi und Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Anzengruber, zeigten sich nach der Wahl glücklich. Willi empfand „große Freude und Dankbarkeit“, Anzengruber sah sich im Rennen um den Bürgermeistersessel indes „voll dabei“.

Der amtierende Bürgermeister sah für sich beide Wahlziele – erster Platz für die Grünen bei der Listenwahl sowie erster Platz in der Bürgermeisterdirektwahl – erreicht. Dass die Grünen bei der Gemeinderatswahl Verluste einstecken mussten, trübe laut Willi die Freude nur ein wenig: „Ich habe mich selten über ein Minus so gefreut.“

In der Bürgermeisterstichwahl gegen Anzengruber heiße es nun „rennen, rennen, rennen“. „Ich habe auch dazugelernt“, warb Willi um Stimmen. Nun strebe er eine „Fortschrittskoalition“ an und geißelte erneut „Verhinderer“ in der vergangenen Legislaturperiode. Bezüglich konkreter Koalitionsvarianten ließ Willi sich nicht in die Karten blicken. Ihm gehe es vielmehr darum, mit Partnern „große, wichtige Projekte“ umzusetzen.

Anzengruber denkt noch nicht an Koalitionen

Der ehemalige Arzler Almwirt und ÖVP-Abspalter Anzengruber fühlte sich nach der Bekanntgabe des Ergebnisses „gewaltig“. Das Rennen um den Bürgermeistersessel werde „sehr knapp“, meinte er. Nun gelte es, „parteifreie Kommunalpolitik“ zu machen. Über etwaige Sondierungen oder Koalitionen wollte er sich am Wahlabend indes noch keine Gedanken machen. Erst „morgen“, Montag, gelte es, darüber nachzudenken. Seine ehemalige Heimatpartei ÖVP habe sein Potenzial „vielleicht nicht gesehen“, meinte er dazu, dass nicht er selbst als Spitzenkandidat nominiert worden war.