Zug der Zillertalbahn
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Politik

Akkuzug statt Wasserstoffbahn im Zillertal

Das Projekt Wasserstoffzug im Zillertal wird nun endgültig ad acta gelegt. Am Dienstag stellte die Landesregierung in ihrer Sitzung die Weichen für einen akkubetriebenen Zug. Damit fand das lange Ringen um die Antriebsform der neuen Bahn ein Ende.

Lange war man bei den Zillertaler Verkehrsbetrieben davon überzeugt, dass ein Wasserstoffzug die beste Alternative für die in die Jahre gekommene Dieselbahn sei. Doch es gab Bedenken – Aufregung um die Zukunft der Zillertalbahn. Und dann noch eine Affäre um einen falschen Doktortitel des mittlerweile ausgeschiedenen Vorstands der Zillertalbahn – mehr dazu in Aus für Schreiner bei Zillertalbahn.

Kehrtwende hin zu Akkuzug

Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung vollzog am Dienstag in Sachen Antriebsvariante der Zillertalbahn die erwartete formale Kehrtwende. In einer Regierungssitzung wurde ein Beschluss vom Vorjahr, der eine Wasserstoffvariante vorgesehen hatte, aktualisiert und durch die Akkutechnologie ersetzt. Damit folgten die Verantwortlichen den Ergebnissen einer Prüfung der Technischen Universität (TU) Wien. Das Vorhaben soll bis 2030 realisiert werden.

Gutachten der TU Wien gab den Ausschlag

Aus einem Gutachten der TU Wien ging hervor, dass eine reine Akkuvariante oder eine Hybridvariante – mit Akku und teilweiser Oberleitung – am geeignetsten wäre, hieß es von Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) und Mobilitätslandesrat Rene Zumtobel (SPÖ) in einer Aussendung. Allerdings würde der Hybridantrieb dann am sinnvollsten sein, wenn in weiterer Folge ein Vollausbau zu einer durchgängigen Oberleitung forciert würde. Dem erteilten sowohl die Landesregierung als auch die Region – unter anderem aufgrund der Eigentumsverhältnisse und der hohen Investitionskosten – eine Absage.

Detailplanungen beginnen

Für den Akkuantrieb müsse nun die Ladeinfrastruktur geprüft werden. Zudem würden die nächsten Planungsarbeiten beauftragt, wobei die stark touristisch geprägte Region intensiv miteinbezogen werden soll. Die Umrüstung des Dieselzuges sei für 2025 bis 2030 des „Mittelfristigen Investitionsprogramms für Privatbahnen“ geplant. Zudem werde laut Zumtobel auch der gesamte öffentliche Busverkehr ausgebaut und schrittweise emissionsfrei betrieben.

Geisler, selbst Zillertaler, meinte unterdessen, die Unterstützung aus der Region auf seiner Seite zu wissen: „Das Zillertal ist bereit für Innovation und trägt diese auch mit. Alle ziehen an einem Strang.“ Dem stimmte Hansjörg Jäger, Bürgermeister in Ried und Planungsverbandsobmann, zu. „Wenn wir auch im Tal untereinander zusammenarbeiten und uns eng abstimmen, kann hier ein absolut herzeigbares Zukunftsprojekt entstehen“, sagte er.

Positive Reaktionen

Grünen-Klubobmann Gebi Mair, der sich zuletzt mit der ÖVP in einer Koalition befunden hatte, begrüßte, dass die Regierung „endlich aufs richtige Gleis“ komme – obwohl ein ganzes Jahr für die Dekarbonisierung verloren gegangen sei. Daher gelte es nun, schnell zur Ausschreibung zu kommen. Mair erinnerte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) daran, dass sein „Versprechen“ für eine Rechnungshofprüfung der Zillertalbahn noch offen sei und brachte zudem die Elektrifizierung der Achenseebahn auf das Tapet. Die neue Zillertalbahn könnte schließlich direkt ins Achental verlängert werden.

Für Liste-Fritz-Klubobmann Markus Sint war das Wasserstoff-Aus eine späte, aber richtige Entscheidung, weil sie den Tirolerinnen und Tirolern viel Geld erspare. Er sprach sich aber weiterhin für die Umrüstung auf eine Normalspur aus, von der Einheimische, Wirtschaft und Tourismus profitieren könnten. Man könnte damit umsteigefrei vom Zillertal nach Innsbruck oder München fahren. Sint ärgerte sich weiters über das Vorgehen der ÖVP/SPÖ-Regierung, weil die Zillertaler Bürgermeister sowie die Medien vor dem Tiroler Landtag über das Ergebnis der TU-Prüfung informiert wurden.

Zillertalbahn-Aufsichtsratsvorsitzender und ÖVP-Nationalratsabgeordneter Franz Hörl, der sich zunächst für eine Wasserstoffbahn starkgemacht hatte, gab sich ebenfalls zufrieden. „Der Käufer schafft an. Und das Land kauft ja den Zug“, so der Nationalratsabgeordnete in Richtung Landhaus. Und lobte sogar: „Der Landeshauptmann ist ja gelernter Elektrotechniker. Ich vertraue seiner Expertise.“ Genauso wie jener der Experten der TU Wien. Wenn sich der Akkuantrieb tatsächlich entsprechend weiterentwickelt habe und die entsprechenden Vorteile bringe, „dann soll es mir recht sein“, so Hörl. Wichtig sei ihm, dass man nunmehr eine umweltgerechte, moderne und zukunftsorientierte Lösung bei der Hand habe. Diese müsse nun aber so schnell wie möglich umgesetzt werden, verwies Hörl angesichts des veralteten Wagenmaterials auf die Zeitnot.