Zug der Zillertalbahn
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Politik

Aufregung um die Zukunft der Zillertalbahn

Rund um die die viel diskutierte Zukunft der Zillertalbahn als Wasserstoffbahn gibt es noch keine Entscheidung. Die Kostenschätzungen für das Millionenprojekt liegen weit auseinander. Die Landesregierung zog am Mittwoch die Notbremse und forderte plausible Zahlen.

Die Zukunft der Zillertalbahn war am Mittwoch im Landtag offiziell kein Thema, hinter den Kulissen aber umso mehr. Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) sagte gegenüber „Tirol heute“, man habe eine deutsche Beraterfirma beauftragt, eine quantitative Bewertung durchzuführen. Das Ergebnis sei, dass eine Wasserstoffbahn deutlich mehr als eine Oberleitungsvariante koste.

Warten auf Entscheidung rund um Zillertalbahn

Eigentlich hätte im Landhaus die Entscheidung für eine neue Wasserstoffbahn fallen sollen, zumindest hat man im Zillertal fest damit gerechnet. Doch die Kostenschätzungen für das Millionenprojekt liegen nach wie vor weit auseinander.

Hörl spricht von Lügenmärchen aus dem Landhaus

Der Wasserstoffantrieb komme um mindestens fünf Millionen jährlich mehr hört man im Landhaus. Im Zillertal zeigt man sich darüber empört. Der Aufsichtsrat der Zillertaler Verkehrsbetriebe Franz Hörl spricht von „Fehlinformationen“ und „Lügenmärchen“ aus dem Landhaus. Zum derzeitigen Zeitpunkt sei man der Meinung, dass die Wasserstoffbahn billiger als jede andere Variante sei.

Tankstutzen bei Diesellokomotive
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Bisher scheint nur eines fix: Dem Diesel soll die Zukunft auf der Zillertalbahn nicht gehören

Es steht Aussage gegen Aussage und eine politische Entscheidung ist deshalb schwierig, auch wenn eine Wasserstoffbahn im Regierungsprogramm steht. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sagt, man sei sich bewusst, dass eine Innovation vielleicht auch etwas teurer sein werde als ein Standardprodukt, derzeit würden die Beratungsunternehmen von VVT und Zillertaler Verkehrsbetrieben derart weit auseinanderliegen, dass es hart falle, eine gute, seriöse und verantwortbare Entscheidung zu treffen, so Mattle.

Opposition großteils Wasserstoff-skeptisch

Seitens der Opposition warnt man vor einem Schnellschuss und bringt Alternativlösungen ins Spiel. Die FPÖ Verkehrssprecherin Evelyn Achhorner bezeichnet Wasserstoff als eines der energieaufwändigsten Betriebsmittel, „das kann nicht sein, das wir das von vornherein festlegen“. Der Klubobmann der Liste Fritz Markus Sint spricht sich dafür aus, die Bahn auf Normalspur zu bringen mit einer Oberleitung, dann habe man einen Direktzug von Amsterdam oder Berlin bis Mayrhofen. Der grüne Klubobmann Gebi Mair sagt, er habe den Mehwert von Wasserstoff beim Zug noch nicht erkannt, es wirke als würde man nach GemNova und MCI in das nächste Finanzdebakel laufen.

Lediglich die NEOS können dem Wasserstoffzug vieles abgewinnen. Klubobmann Dominik Oberhofer spricht von Innovation, die hier nach vorne getrieben werde. Es sei die teuerste Bahn weil es wahrscheinlich auch die erste Bahn ist, der Tourismus in Tirol würde davon massiv profitieren.

Zumtobel bringt Neuausschreibung ins Spiel

Der Umstieg auf einen emmissionslosen Antrieb bei der Zillertalbahn ist fix, doch es brauche einen seriösen Kostenvoranschlag um am Ende des Tages zu einer politischen Entscheidung zu kommen, so Zumtobel. Oder man mache eine technologieoffene Neuausschreibung und entscheide dann.

Noch mehr Zeit will man im Zillertal aber nicht verstreichen lassen. Der Hut brenne auch deshalb, weil der Brettfalltunnel in den nächsten drei Jahren saniert werde und sich die Situation nochmals verschärfe, so Hörl. Man komme bei den Straßenprojekten nicht weiter, weil Parteien den Weg zum Gericht gegangen seien und die Modernisierung der Zillertalbahn, die heuer in Betrieb hätte gehen können, seit drei Jahren verzögert werde, kritisiert Hörl.

Mattle: Entscheidung noch heuer

Landeshauptmann Mattle stellt eine baldige Entscheidung in Aussicht. Er werde massiven Druck ausüben, dass das in einem absehbaren Zeitfenster erledigt werde, „auf alle Fälle muss das wesentlich vor Ende des Jahres abgeschlossen sein“. Ob es letztendlich eine Wasserstoffbahn wird, hängt auch davon ab, ob der Bund mögliche Mehrkosten mittragen wird, was derzeit offen ist.