Lermooser Tunnel
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Politik

Regierung: „Fernpasspaket alternativlos“

Seit Jahrzehnten sorgt der Durchzugsverkehr auf der Fernpassstrecke regelmäßig für Staus. In Zukunft soll dieser in Form einer Maut zur Kasse gebeten werden. Für das Land Tirol und die Regierung sei diese Maut ohne Alternative, hieß es am Dienstag.

Auslöser für das Fernpasspaket ist die Sanierung des Lermooser Tunnels. Diese ist laut Landesbaudirektor Christian Molzer dringend notwendig, weil sich seit den Unfällen im Gotthard- und Tauerntunnel die Sicherheitsbestimmungen massiv verschärft haben. Der Bau einer zweiten Röhre sei unabdingbar, koste in etwa 250 Millionen Euro und sei aus dem laufenden Budget nicht zu stemmen.

Scheiteltunnel und Lermooser Tunnel rechtfertigen Maut

Um auf einer Strecke überhaupt Maut einheben zu dürfen, braucht es bauliche Maßnahmen in die Verkehrssicherheit wie beispielsweise Tunnels. Mit dem Bau des Scheiteltunnels, der weitere 160 Millionen Euro kosten soll, könnten stundenlange Staus verhindert werden und gleichzeitig die Mautgebühren auf über zehn Euro angehoben werden, argumentierte man seitens der Verantwortlichen im Land. Geld, das langfristig in straßenbauliche Verbesserungen entlang der Fernpassstrecke investiert werden soll.

Ohne das Fernpasspaket samt Maut müssten landesweit andere notwendige straßenbauliche Maßnahmen auf die lange Bank geschoben werden, so Molzer. Im ordentlichen Haushalt stehen dafür nämlich gerade einmal 30 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Und es stünden in vielen Bezirken wichtige Sanierungsarbeiten an
– beim Brettfalltunnel beispielsweise oder an etlichen Brücken im Land.

Dutzende Millionen Mauteinnahmen pro Jahr

Seitens des Landes rechnet man damit, dass eine Maut auf der Fernpassstrecke rund 50 Millionen Euro pro Jahr in die zu gründende Mautgesellschaft spült. Zu über 90 Prozent komme dieses Geld vom Durchzugsverkehr, so die Berechnungen. Zahlen müssen alle, für die Haushalte im Außerfern soll es aber jährliche Wertgutscheine in der Höhe von durchschnittlich 200 Euro geben.

Die Mauteinnahmen müssen zweckgebunden in die Mautstraße und deren Zulaufstrecken fließen. So sieht es die Wegekostenrichtlinie vor. Das heißt, dass mit diesem Geld nicht nur die beiden Tunnelbaustellen finanziert werden können sondern auch etliche weitere straßenbaulichen Maßnahmen auf der Fernpassroute umgesetzt werden, für die sonst das Geld fehlen würde, so Landeshauptmann Anton Mattle von der ÖVP.

Auch deshalb sei das Fernpasspaket alternativlos, so Mattle. Gleichzeitig sagt er der Außerferner Bevölkerung zu, dass die bisher geltenden Bestimmungen wie die Dosierung oder die 7,5 Tonnenbeschränkung weiter bestehen bleiben. Und es steht im Raum, dass die Abfahrverbote für den Durchzugsverkehr – wenn notwendig – verschärft werden.

Keine Verkehrsentlastung, aber mehr Sicherheit

Wie jedes Großprojekt stößt auch das Fernpasspaket auf kritische Stimmen. Es werde noch mehr Verkehr als bisher angezogen, so eine der Befürchtungen und auch die Sinnhaftigkeit des Scheiteltunnels, der lediglich dreieinhalb Minuten an Fahrzeit einspare, wird immer wieder in Frage gestellt. Hier gehe es in erster Linie nicht um die Fahrzeit sondern um die Verkehrssicherheit, so der für den Straßenbau zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler. Längere Staus wegen hängen gebliebener Lkws könnten beispielsweise deutlich reduziert werden, hieß es.

Das Fernpasspaket sei in Summe alternativlos, hieß es seitens der Landesregierung, deshalb drückt man auch aufs Tempo. Schon in zwei Jahren soll mit den Bauarbeiten am Lermooser Tunnel und auch am Scheiteltunnel begonnen werden. 2030 sollen die beiden Röhren fertig sein, so der Plan.