Staus und Behinderungen durch den massiven Urlauberverkehr im Außerfern (Fernpassstraße)
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Verkehr

Fernpass-Paket: Experten für mehr Schiene

Ein gemischtes Urteil zum Fernpass-Paket der Tiroler Landesregierung kommt von Verkehrsexperten. Stephan Tischler von der Universität Innsbruck sieht es als Versuch, Taten zu setzen. Der Nutzen werde aber überschaubar sein, Abhilfe schaffen könne der Ausbau der Schiene.

Der Verkehrsclub Österreich sieht vor allem die Einführung einer Maut über den Fernpass als positiv. Bis zu 30.000 Autos und Lkws fahren täglich über den Fernpass. Damit gilt die Route vom Außerfern ins Inntal als eine der meistbelasteten Straßenverbindungen in Tirol.

VCÖ-Sprecher: Maut reduziert den Verkehr

Eine neue Pkw-Maut von rund 14 Euro sei zu begrüßen, sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich, (VCÖ). Die Erfahrungen würden zeigen, dass Bemautung eine Wirkung habe und auch verkehrsreduzierend wirke, auch im gesamten Straßensystem, so Gratzer. Wichtig wäre, es so rasch wie möglich umzusetzen.

Uni-Experte: Tunnels mit nur geringem Nutzen

Dass der Verkehr über den Fernpass durch die Maut flüssiger werde, meint auch Verkehrswissenschafter Stephan Tischler von der Universität Innsbruck. Für die verkehrsgeplagte Bevölkerung im Außerfern bleibe der Nutzen des gesamten Projekts mit Fernpass-Scheiteltunnel und der zweiten Röhre für den Lermooser Tunnel aber gering. Die Staupunkte entlang der Route würden sich so nicht beseitigen lassen. „Wenn ich einen davon auflöse, kommen die nächsten an die Reihe“, so Tischler. Rein verkehrstechnisch werde die Wirkung der beiden Tunnelanlagen nur sehr begrenzt merkbar sein.

Bahntunnel eigentlich unumgänglich

Die Hoffnung der Anrainer auf Entlastung werde sich also nicht erfüllen, sagt Tischler. Abhilfe könne stattdessen der Ausbau der Schiene schaffen, vor allem weil der öffentliche Verkehr per Bahn immer wichtiger werde. Es wäre vorausschauend, eine alternative Anreisemöglichkeit mit der Bahn anzubieten, sagt Tischler – auch mit Blick auf den Tourismus. Ein Bahntunnel sei dafür unumgänglich, „weil der Bus ist keine Alternative“.

Zug auf der bestehenden Bahnstrecke im Außerfern bei Heiterwang
ÖBB/Michaela Groll
Ein Bahnausbau könnte Abhilfe schaffen, in letzter Zeit sorgte die Außerfernbahn allerdings für Negativschlagzeilen

Bahntunnel fehlt bei Ausbauplänen

Auch für den Verkehrsclub Österreich gilt der Vorrang der Bahn vor der Straße. Doch dazu wird es so schnell nicht kommen: Im kürzlich von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) präsentierten ÖBB-Ausbauplan ist der Bahntunnel bis 2040 nicht vorgesehen, zur Enttäuschung der Tiroler Landesregierung. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) pocht auf eine frühere Planung und lädt Gewessler ein, sich selbst ein Bild vom verkehrsgeplagten Außerfern zu machen.

In einem ORF-Interview erklärte die Verkehrsministerin vor kurzem: "Der Fernpasstunnel ist ein großes Tunnelprojekt, ist auch eines, das noch in einem frühen Stadium ist, deswegen haben wir hier auch, gemeinsam mit dem Land beschlossen, es nicht für den Zeitraum 2040 zu analysieren, weil da schaffen wir es einfach nicht in diesem Zeitraum“.