Das Ersatzquartier des Innsbrucker Roten Kreuzes ist ein kompletter Holzbau. 1,9 Millionen Euro hat die alternative und vorübergehende Heimstätte der Rettung und der Sozialen Dienste gekostet. Mitte März begannen die Bauarbeiten – mehr dazu in Rotes Kreuz: Spatenstich für Ersatzquartier. Beim Lokalaugenschein des ORF Tirol verweist Alexandra Tanda, Geschäftsführerin des Roten Kreuzes Innsbruck, auf die Sparsamkeit bei dem Bauprojekt.
„Wir zahlen das aus eigener Kraft, für dieses Gebäude gibt es keine Förderung der öffentlichen Hand, das heißt wir zahlen das aus selbst erwirtschaftetem Geld und aus Spenden und damit muss man sorgsam umgehen“, meint sie. „Kosten sparen“ laute deshalb die Devise. Das Gebäude koste genau so viel, wie die Planungen veranschlagt hatten.
Einfacher Holzbau war Herausforderung
Einen architektonischen Schönheitspreis dürfte die „Rote Kiste“ wohl keinen gewinnen. Auf der Fassade genügt ein rotes Gerüstnetz, Türklinken oder eine komfortable Sitzlounge gibt es nicht – trotzdem macht die Bauweise einen charmanten Eindruck. „Es ist wie ein Matador zusammen zu bauen, zack zack, Dübel hinein, oben Deckel drauf, zack zack, Dübel hinein“, erklärte Tanda. Ebenso unkompliziert sei der Abbau des Ersatzquartiers. Auf einem Lkw lasse es sich in den Kleinteilen leicht transportieren und wo anders hinstellen. Schon jetzt gibt es Anfragen zu einer Nachnutzung, etwa als Notschlafstelle.
Selbst wenn es der Blick von außen nicht vermuten lässt, war die absolute Einfachheit des Holzbaus auch eine architektonische Herausforderung. „Weil mit viel Geld und viel Material kann man immer schöne Sachen machen“, sagte die Salzburger Architektin Melanie Karbasch. „Aber mit wenig Geld und wenig Material, wirklich nur auf die Funktion beschränkt, ein schönes Projekt zu schaffen, ist eigentlich die größere Kunst“, meinte sie.
Im Vergleich mit dem Gebäude des bisherigen Innsbrucker Rot-Kreuz-Zentrums am Sillufer macht das Ausweichquartier einen besonders schönen Eindruck. Schließlich befindet sich dieses in einem maroden Zustand. „Die Fenster fallen heraus, Stalaktiten hängen von der Decke, die Sanitäreinrichtungen sind nicht mehr so, wie man es heutzutage hat“, so Tanda. „Vom Leben und Arbeiten her betrachtet ist es hier (im Ausweichquartier, Anm.) sicher besser, es ist kuscheliger“, lacht sie.
Keine Einschränkungen im Arbeitsablauf
Am Montag beginnt die Übersiedelung, die in fünf bis sechs Wochen abgeschlossen sein soll. Einschränkungen für Patientinnen und Patienten soll es dabei nicht geben, versichert Tanda. „Da wird die Bevölkerung gar nichts merken, denn wo das Rettungsauto wegfährt, ist vollkommen irrelevant.“ Die Einsätze würden stets direkt auf die Funkgeräte in die Fahrzeuge gehen.
Für die nächsten zweieinhalb Jahre richten sich die über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun in ihrem „Edelrohbau“ ein. 2026 soll die neue Zentrale am Sillufer fertig sein. Die Kosten dafür dürften im Gegensatz zum Ausweichquartier deutlich teurer ausfallen als bisher angenommen – mehr dazu in Geplantes Rotkreuz-Zentrum sorgt für Kritik.