Tirols Landesjägermeister Anton Larcher
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Chronik

Larcher warnt vor Romantisierung des Wolfs

In der Dauercausa rund um die Präsenz von Wolf und Bär in den Alpen greift Landesjägermeister Anton Larcher zu drastischen Worten. Die Wissenschaft zeige, dass solcherart habituierte Tiere „tickende Zeitbomben“ seien. Er sieht eine dauerhafte Gefahr für den Menschen.

Die ganzen Verhaltensregeln seien „nutzlos“, weil „die Tiere die menschliche Nähe zwangsläufig gewohnt werden und auch suchen“, so der oberste Jäger Tirols gegenüber der APA. „Gnade uns Gott, wenn ein oder mehrere Exemplare den Menschen als bevorzugte Beute erkennen.“

Jäger müssen „die Suppe auslöffeln“

Mit der Jagd auf Wolf und Bär seien die Jäger nun diejenigen, „die die Suppe, die uns zoologische Fantasten und Brüsseler Ideologen eingebrockt haben, nun auslöffeln müssen“, ritt Larcher eine scharfe Attacke und ergänzte: „Dass wir dabei sowohl von Radikalveganern, als auch von verärgerten Landwirten kritisiert werden, zeigt die Absurdität in die wir manövriert wurden.“ Larcher, der laut eigenen Angaben 15.000 Tiroler Jägerinnen und Jäger vertritt, betonte, dass es zu keiner Zeit im Interesse der Jägerschaft gestanden sei, nun Jagd auf die großen Raubtiere zu machen.

Zu wenig Platz in Europa

In Mitteleuropa hätten Wölfe und Bären jedenfalls nichts verloren: „Die Räume sind zu klein, die Rückzugsgebiete fehlen. Während es für einen Braunbären in Alaska oder Kanada eine Ausnahme ist, mit menschlichen Gerüchen, Einrichtungen und Menschen direkt in Kontakt zu kommen, ist es für einen europäischen Braunbären eine Ausnahme, an einem Tag nicht mit dem Menschen direkt oder indirekt in Berührung zu kommen.“

Im Februar war im Tiroler Landtag mehrheitlich eine Gesetzesnovelle zum Jagdgesetz verabschiedet worden, die nunmehr eine Tötung des Wolfes mittels Verordnung und nicht mehr wie zuvor per Bescheid erlaubt. Vorangegangene Bescheide waren vom Gericht mehrmals aufgehoben worden, nachdem Umweltschutzorganisationen diese erfolgreich beeinsprucht hatten – mehr dazu in Erleichterte Wolfsabschüsse ab 1. April.

Larcher stellt Co-Existenz in Frage

Die Abschussverordnung gilt nun generell für einen Wolf – und nicht für ein bestimmtes Individuum. Dafür fand Larcher lobende Worte. „Unsere Landespolitik hat gehandelt, das ist gut so. Dennoch müssen wir noch bessere und vor allem weitreichendere Maßnahmen realisieren“, drängte der Landesjägermeister aber auf weitere Maßnahmen. Was nütze ein räumlich beschränkter Abschussbescheid, „wenn ich weiß, dass die Tiere über Nacht 40 bis zu 100 Kilometer weiter ziehen können und dann ihr Unwesen von neuem los geht“, fragte er.

Das Geld, das die öffentliche Hand in DNA-Untersuchungen, Haaranalysen und Bärenbeauftragte steckt, könnte wesentlich sinnvoller investiert werden, „wenn nur endlich die Fakten erkannt werden.“ „Ein friedvolles Zusammenleben mit Wolf und Bär in den Ostalpen ist schlicht nicht möglich“, fasste Larcher zusammen.

Jäger wollen keinen „Schwarzen Peter“

Generell kritisierte Tirols oberster Jäger die „Scheinheiligkeit“ in der Debatte über die Rückholung von Wolf und Bär in die Europäischen Alpen. Die Jägerschaft lasse sich jedenfalls nicht den schwarzen Peter zuspielen. Er warne seit mehr als zehn Jahren vor der Situation rund um die Großraubtiere in den mitteleuropäischen Alpen – und auch davor, dass es „nicht bei Schafen und Rindern bleiben wird, sondern Menschen direkt und dauerhaft in Gefahr sind, wenn Bär und Wolf zurück geholt werden und sich vollkommen unkontrolliert vermehren.“

In Osttirol ist am Montag der bereits vierte Wolf zum Abschuss freigegeben worden. Eine weitere Abschussverordnung ist im Ötztal in Kraft – mehr dazu in Unterstützungsteam für Wolfsjagd in Osttirol.