Wölfe
APA/dpa/Carsten Rehder
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Politik

Erleichterte Wolfsabschüsse ab 1. April

Das Land Tirol hat Verordnungen erlassen, die den Abschuss von Wölfen ab 1. April deutlich erleichtern. Betroffen sind sogenannte „Risiko- und Schadwölfe“. Wenn etwa ein Wolf wiederholt Tiere auf einer Alm angreift, kann er laut den neuen Richtlinien abgeschossen werden.

So wurden alle 2.100 Tiroler Almen laut einer Ausendung des Landes vom Dienstag als Alpschutzgebiete ausgewiesen. In diesen Gebieten sei Herdenschutz nicht zumutbar, verhältnismäßig oder machbar. „Es gibt dort also keine gelinderen Mittel als den Abschuss von Wölfen, die erheblichen Schaden anrichten“, sagt LHStv Josef Geisler (ÖVP). Es werde kein wolfsfreies Tirol geben, so Geisler weiter, „aber wir haben jetzt eine taugliche Handhabe gegen Problemtiere“. Allein im ersten Quartal des heurigen Jahres wurden fünf verschiedene Wolfsindividuen in Tirol festgestellt.

Jäger
ORF
Fünf Wölfe hat das Land bereits ins Visier genommen

In einer Aussendung des Landes von Dienstag heißt es zur Definition von Problemwölfen:
„Greift ein Wolf sachgerecht geschützte Tiere etwa auf Heimweiden oder wiederholt Weidetiere in den Alpschutzgebieten an, wird er von der Landesregierung zum Abschuss freigegeben. Das gilt auch, wenn bei einem einzelnen Angriff mindestens fünf Schafe oder Ziegen getötet oder zumindest ein Rind, Pferd oder Esel getötet oder verletzt werden. Eine vorherige Bestimmung des Individuums ist nicht notwendig. Die Abschussgenehmigung gilt für höchstens acht Wochen innerhalb eines Radius von zehn Kilometern des ersten Angriffs. Gefährdet ein Wolf die öffentliche Sicherheit, ist ebenso rasches Handeln angesagt. Taucht ein Wolf mehr als einmal in Siedlungen oder bei bewirtschafteten Gebäuden auf, nähert er sich im offenen Gelände Menschen, verharrt dort oder lässt sich nicht vertreiben, wird er als Risikowolf eingestuft und ebenso zum Abschuss freigegeben wie bei Angriffen auf Hunde.“

Jäger sollen anonym handeln

Von LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) heißt es dazu, „der Wolf gehört in die Wildnis, aber von alleine wird er dorthin leider nicht zurückkehren“. Mit dieser Vorgangsweise habe man zum Schutz der Bevölkerung und der Almwirtschaft nunmehr die Möglichkeit geschaffen, rasch einzugreifen. Außerdem bleibe die Anonymität der Jägerschaft gewahrt. Wir waren es der Bevölkerung schuldig, dieses immer größer werdende Problem verlässlich und konsequent zu lösen“, so Dornauer.

Land strebt Senkung des Schutzstatus an

Beim Land verweist man unter anderem auf das Vorjahr: 354 Schafe und Ziegen sowie ein beinahe ausgewachsenes Rind seien im vergangenen Jahr 2022 Wölfen zum Opfer gefallen, zahlreiche Weidetiere würden vermisst. Für einen Großteil der getöteten Schafe hätten fünf der 19 im vergangenen Jahr nachgewiesenen Wölfe verantwortlich gezeichnet. Beim Land strebt man eine Senkung des EU-Schutzstatus und eine reguläre Bejagung an. Der Wolf sei schon lange nicht mehr vom Aussterben bedroht und mit der Almwirtschaft habe man in Tirol eine besondere Situation, betonen Geisler und Dornauer.

Grüne: Illusionen werden vorgegaukelt

Die Grünen kritisieren die Verordnung. Von Klubobmann Gebi Mair heißt es, wenn alle 2.100 Almen in Tirol als „nicht schützbar“ eingestuft werden sollen, dann bedeute das für den Europäischen Gerichtshof eindeutig, dass die Kriterien bewusst mit genau diesem Ziel ausgelegt wurden. Eine Beurteilung nach sachlichen Kriterien würde neben nicht-schützbaren auch schützbare Almen ergeben. „Damit setzt die Landesregierung ihre Politik fort, den Bäuerinnen und Bauern Illusionen vorzugaukeln, anstatt ihnen wirklich zu helfen.“

Langfristig solle man sich keinen Illusionen hingeben und auch in gut ausgebildete Hirtinnen und Hirten investieren, so Mair. Das könne nicht nur zum Schutz vor dem Wolf beitragen, sondern auch gelenkte Weideführung ermöglichen, die im Kampf gegen die Erosion des Bodens notwendig sei. Eine öffentliche Finanzierung sei dabei selbstverständliche Voraussetzung