Johannes Tratter
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Wirtschaft

Ex-Landesrat Tratter wird Neue-Heimat-Chef

Land Tirol und Stadt Innsbruck haben Montagabend den ehemaligen Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) zum künftigen technischen Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol (NHT) bestellt. Er muss dafür sein Landtagsmandat niederlegen, so die Bedingung der Eigentümervertreter.

Tratter hat sich im Bestellungsverfahren für den Chefposten in der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft gegen 14 Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt. Die Bewerbung Tratters hatte bereits im Vorfeld der Bestellung für Kritik von Seiten der Opposition gesorgt – mehr dazu in Neue Heimat-Hearing mit Spannung erwartet. Nach der Entscheidung der NHT-Generalversammlung für Tratter reagierten FPÖ, Liste Fritz, Grüne und NEOS erneut mit dem Vorwurf des Postenschachers – mehr dazu in Tratters Bestellung löst heftige Kritik aus.

Ähnliche Vorwürfe hatte es bereits bei der Bestellung von Tratters Vorgänger in der Neuen Heimat gegeben: auch mit dem aktuellen Technik-Geschäftsführer Hannes Gschwentner war ein ehemaliges SPÖ-Regierungsmitglied an die Spitze der Neuen Heimat gelangt. Gschwentner tritt mit Jahresende in den Ruhestand.

Beratungsagentur hat Auswahlverfahren begleitet

Wie die Neue Heimat am Montag in einer Aussendung betonte, sei die jetzige Ausschreibung nach den gesetzlichen Vorschriften erfolgt, der Auswahlprozess sei von einer renommierten Personalberatungsagentur begleitet worden. Damit seien Sachlichkeit, Transparenz und Objektivität gewährleistet, hieß es nach der Bestellung Tratters.

„Auf Grundlage der öffentlichen Ausschreibungskriterien, entschied sich die Generalversammlung einstimmig nach einem faktenorientierten Auswahlprozedere und auf Empfehlung der Personalberatungsagentur und der Hearingkommission, Herrn Johannes Tratter mit der technischen Geschäftsführung zu betrauen“, so der zuständige Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP).

Hannes Gschwentner
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Tratter folgt in der NHT-Geschäftsführer dem früheren SPÖ-Chef und LH-Stellvertreter Hannes Gschwentner nach

Mit Tratter wird früherer Wohnbaulandesrat NHT-Chef

In der Begründung für die Bestellung hieß es weiter, dass Tratter als ehemaliger Bezirkshauptmann, Bürgermeister und Gemeindereferent in der Tiroler Landesregierung viel Expertise und Erfahrung und ein hervorragendes Netzwerk in sämtliche Tiroler Gemeinden mitbringe. Davon könne die Neue Heimat gerade in Zeiten profitieren, in denen vor allem die Grundstücksakquise besonders wichtig sei. Auch Tratters Erfahrung im Bereich der Tiroler Wohnbauförderung, des Fünf-Euro-Wohnbaues sowie der Raumordnung, das Wissen über die Einsatzmöglichkeiten des Bodenfonds sowie der Dorferneuerung bei der Realisierung von Projekten würden Tratter für den Posten qualifizieren.

Voraussetzung für die Bestellung Tratters, der künftig mit dem zweiten Geschäftsführer Markus Pollo die NHT-Doppelspitze bildet, ist laut den Eigentümervertretern von Land und Stadt Innsbruck, dass er sein aktuelles Landtagsmandat niederlegt. Seit seinem Ausscheiden aus der Tiroler Landesregierung im vergangenen Herbst, sitzt Tratter für die ÖVP im Landesparlament. Zugleich kehrte er nach seiner jahrelangen Karenzierung wieder in den Landesdienst zurück, allerdings mit einem monatelangen Urlaub zu Beginn – mehr dazu in Weiter Kritik an Tratters Langzeiturlaub.

Haus von Campagne Reichenau in Innsbruck
NHT
Die Neue Heimat Tirol verbaut jährlich rund 100 Millionen Euro, etwa 20.000 Wohnungen gehören zum NHT-Bestand

Vorschlagsrecht lag beim Land

Künftig soll Tratter zu 100 Prozent für die Geschäftsführerposition in der Neuen Heimat zur Verfügung stehen, so die Begründung für das geforderte Ausscheiden aus dem Landtag. Um einen geordneten Übergang zu gewährleisten, soll Tratter bereits vor Jahresende bei der Neuen Heimat andocken und so Gelegenheit für die Einarbeitung bekommenn. NHT-Eigentümer sind das Land und die Stadt Innsbruck, bei der Besetzung des Technik-Geschäftsführers hat das Land allerdings das alleinige Vorschlagsrecht.

Dornauer: „Wir haben den Besten genommen“

Die schwarz-rote Landesregierung sah hingegen einen völlig transparenten Prozess gemäß der gesetzlichen Vorschriften.

Entsprechend fiel auch die Reaktion von SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer gegenüber der APA: „Wir haben den Besten genommen.“ Er habe stets betont, dass es für ihn nur einen einzigen Grund gäbe, den Ex-Landesrat nicht zum Geschäftsführer zu machen: „Wenn er nicht der geeignetste Kandidat ist.“ Fakten und Kompetenz würden für Tratter sprechen: „Da kann die Opposition noch so schäumen, da zucken wir als Verantwortungsträger im Land nicht zusammen.“