Johannes Tratter
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Politik

Weiter Kritik an Tratters Langzeiturlaub

Der frühere Landesrat und jetzige Landtagsabgeordnete Johannes Tratter (ÖVP) steht wegen seines Langzeiturlaubs auch parteiintern unter Beschuss. Zunächst kam Kritik von der Opposition, nun ortete auch AK-Chef Erwin Zangerl (ÖVP) keine gute Optik.

Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung Ende Oktober kehrte Tratter – neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter zum Tiroler Landtag – als Beamter in den Landesdienst zurück, konsumiert aber seitdem rechtmäßig Urlaub.

„Ich verstehe nicht, warum sich Hannes Tratter nicht weiterhin karenzieren lässt. Als Abgeordneter bezieht er ohnehin ein Einkommen“, erklärte Zangerl gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ („TT“). Das wäre eine saubere Lösung gewesen. Jetzt seien es aber zwei Gehälter, richtete der Arbeiterkammer-Präsident seinem Parteifreund aus.

Mattle kann Kritik an Optik nachvollziehen

Die Vorgangsweise sei eine persönliche Entscheidung von Tratter, kommentierte Anton Mattle. Die entstandene Optik werde nämlich „den fachlichen Qualifikationen, die Johannes Tratter zweifelsohne vorweisen kann“, nicht gerecht. Grundsätzlich vertrete er die Meinung, dass Politikerinnen und Politikern nach ihrer Zeit in einem Regierungsamt eine Rückkehr in das Berufsleben möglich sein müsse, betonte Mattle.

Er habe mit der Personalabteilung des Landes Rücksprache gehalten. Dabei sei die „Rechtmäßigkeit des Rückkehrrechts“ Tratters und der damit verbundene Urlaubsanspruch bestätigt worden. Sobald der Ex-Landesrat seinen Urlaub beendet habe, werde er umgehend einer Dienststelle im Landesdienst zugeteilt. „Solange ein aufrechtes Dienstverhältnis besteht, wird Johannes Tratter der entsprechenden Arbeit vollumfänglich nachkommen“, erklärte der Landeshauptmann und ÖVP-Chef.

Tratter zuvor Beamter im Landesdienst

Tratter, der ÖVP-Bezirksparteiobmann von Innsbruck-Land ist, war von 2012 bis 2022 Landesrat in den Kabinetten von Ex-Landeshauptmann Günther Platter gewesen. Davor war der frühere Bürgermeister von Hall in Tirol Beamter im Landesdienst, unter anderem als Leiter der Wirtschaftsabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung.

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Johannes Tratter ist seit seinem Ausscheiden aus der Landesregierung Abgeordneter zum Tiroler Landtag

Rechtmäßiger, gesetzlicher Anspruch auf Urlaub

Tratter selbst hatte erklärt, dass alles klar gesetzlich geregelt sei und es für ihn keinen Sonderstatus gebe. Der Urlaub, der noch bis März andauern soll, stehe ihm zu. Das wurde auch von offizieller Seite, also vom Land, bestätigt.

Tratter habe seit dem Wiederaufleben seines Beamtendienstverhältnisses wie jeder andere Mitarbeiter, jede andere Mitarbeiterin im öffentlichen Dienst gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Im Beamtendienstrecht sei zudem gesetzlich geregelt, den nicht konsumierten Urlaub vom Vorjahr mitnehmen zu können, hieß es auf APA-Anfrage.

Andere Landespolitiker nicht Beamte in Vollzeit

Letzteres ist in der Causa Tratter offenbar der Fall. Für den Landtagsabgeordneten gelte dieselbe gesetzliche Regelung wie für alle anderen Beamten gemäß dem Beamtendienstrecht des Bundes, so auch in Bezug auf Anspruch auf Erholungsurlaub.

Im Gegensatz zu Tratter sind laut „TT“ andere prominente Landespolitiker neben ihrem politischen Mandat nicht Landesbeamte in Vollzeit. So sei beispielsweise ÖVP-Klubchef Jakob Wolf als Landesbeamter ebenso außer Dienst gestellt wie etwa Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) oder Liste-Fritz-Parteichefin LAbg. Andrea Haselwanter-Schneider.

Opposition fordert Aufklärung von Mattle

Die Oppositionsparteien schossen jedenfalls in Sachen Tratter aus allen Rohren. „Man sieht deutlich, dass die ÖVP Tirol vor Jahrzehnten bereits zum dunkelschwarzen Privilegienstadl umgebaut hat, und es ändert sich rein gar nichts“, kritisierte FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger. Die ÖVP habe aus Tirol einen „schwarzen Selbstbedienungsladen“ gemacht, in dem Parteigranden sich ins gemachte Nest setzen könnten.

„Offensichtlich befindet sich Ex-ÖVP-Landesrat Tratter seit mehr als 15 Wochen im Dauerurlaub“, kommentierte Liste-Fritz-Klubobmann Markus Sint. Wie ein Beamter des Landes Tirol so viel Urlaub anhäufen und so viel Urlaub rechtmäßig konsumieren könne, sei ihm „ein Rätsel“. Der für Personalagenden zuständige Mattle müsse das jetzt endlich aufklären und der Bevölkerung erklären.

Oberhofer fordert Rücktritt von Tratter

Auch der ehemalige grüne Koalitionspartner heizte Tratter politisch ein: „Mit Stand heute hat Ex-Landesrat Hannes Tratter bereits 16 Wochen bezahlten Urlaub am Stück konsumiert“, konnte Klubobmann Gebi Mair nach eigenen Angaben „nur den Kopf schütteln“, um nachzusetzen: „Dem Vernehmen nach sollen zumindest weitere acht Wochen Dolce Vita folgen.“ Mair kündigte eine Landtagsanfrage an Mattle an.

Auch NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer nahm Tratter ins Visier: „Tratter kassiert zwei Einkommen, befindet sich aber als Beamter seit mehr als 100 Tagen im Urlaub. Wie geht das?“ Er forderte, dass der Ex-Landesrat der Öffentlichkeit seine Urlaubsberechnungen vorlegen müsse. Jedenfalls solle er die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.

Bewerbung als Geschäftsführer bei Neuer Heimat

Tratter befindet sich derzeit nicht nur wegen der Urlaubscausa im Fadenkreuz der Opposition. Denn der ÖVP-Politiker hatte auch angekündigt, sich um einen Geschäftsführerposten in der gemeinnützigen Baugesellschaft Neue Heimat Tirol zu bewerben.

Die Opposition ortete Postenschacher alten Stils, die Koalitionsparteien ÖVP und SPÖ verwiesen hingegen auf eine Expertenkommission, die dem Land einen Personalvorschlag unterbreiten wird. Tratter würde in der Geschäftsführung auf Ex-SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Hannes Gschwentner folgen, dessen Bestellung seinerzeit auch scharf kritisiert worden war – mehr dazu in Postenausschreibung wird transparenter.