Eine genaue Aufstellung der Ausgaben, Einnahmen und Verpflichtungen der Tauerngemeinde wurde am Dienstagabend bei einer gut besuchten Gemeindeversammlung präsentiert. Wegen langfristiger Kredite, Haftungen und offener Rechnungen könne sich Matrei in Osttirol nicht mehr aus eigener Kraft entschulden, obwohl die Gemeinde auf hohe Einnahmenquellen verweisen kann. Noch im Mai letzten Jahres war von „nur“ 27 Millionen Euro die Rede gewesen, jetzt sind es um mehr als acht Millionen Euro mehr – mehr dazu in Matrei i. O. kommt aus Schulden nicht raus.
Infosheet
Hier können Sie alle Details zum Matreier Konsolidierungskurs einsehen.
Kredite, offene Rechnungen, Haftungen
Die Hilfe des Landes und ein Sparpaket sollen helfen, so der Wirtschaftsprüfer Hannes Oberscheid bei der Versammlung: „Es wird in den nächsten fünf bis sechs Jahren nicht möglich sein, die laufenden Verbindlichkeiten etc. selbst zu erwirtschaften und zu bedienen. Man wird die Unterstützung auch seitens des Landes brauchen. Man hat Darlehen, also Kredite in der Höhe von 14,2 Millionen Euro, und dann gibt es noch offene Lieferverbindlichkeiten, offene Rechnungen, die auch bezahlt werden müssen. Und drittens kommen noch Haftungen dazu, die über die Abwassergenossenschaft bedient werden, würden die ausfallen, würden sie auch bei der Gemeinde schlagend werden.“
Strikter Konsolidierungskurs
Der seit knapp einem Jahr amtierende Matreier Bürgermeister Raimund Steiner schwor seine Gemeinde auf harte Jahre und Einsparungen ein. In den nächsten drei bis fünf Jahren werde es nur „absolut notwendige Investitionen“ in der Gemeinde geben, die der Sicherheit der Bevölkerung dienen. Diese würden ausnahmslos „in enger Abstimmung mit der Bezirkshauptmannschaft und dem Land Tirol“ durchgeführt. Seitens des Wirtschaftsprüfers seien 100 Empfehlungen formuliert worden. Die vom Land für 2023 zugesagten 2,2 Millionen Euro würden nur fließen, wenn dieser Konsolidierungskurs strikt eingehalten wird, so der Matreier Bürgermeister in einem Schreiben – mehr dazu in 2,2 Steuermillionen fließen nach Matrei.
Viele Vorhaben werden vorerst nicht realisiert
Erst nach diesem nun eingeschlagenen Weg sei wieder Spielraum möglich, so Bürgermeister Steiner, der zugleich klar machte, dass etwa das Matreier Schwimmbad derzeit nicht fertiggestellt werden könne wie auch die Sanierung der Schulen oder des Bauhofs nicht in Angriff genommen werden können. Förderungen etwa für Vereine müssten auf ein „notwendiges Minimum“ reduziert werden. Alle anderen Projekte würden vorerst „eingefroren“.
Bevölkerung reagierte gefasst
Die Bevölkerung nahm den Sparkurs gefasst auf, es kam bei der Gemeindeversammlung zu keinen Rededuellen oder Unmutsäußerungen. Zu lange schon wissen die Matreierinnen und Matreier über die äußerst angespannte Finanzlage ihrer Gemeinde Bescheid. Mitte nächsten Jahres werde es eine neue Prüfung und eine neue Bewertung der Situation geben, so Bürgermeister Steiner. In der Zwischenzeit wollen die Gemeinderäte auf ihre Sitzungsgelder verzichten.