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Wirtschaft

TIWAG gibt höhere Einkaufspreise weiter

Anfang Juni bzw Anfang Juli steigen in Tirol die Preise bei Strom und Gas stark. Man müsse die erhöhten Großhandelspreise an die Kunden weitergeben, erklärte TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Das Land stellt einen zweistelligen Millionenbetrag für die Abfederung von Energie-, Wohn- und Betriebskostenteuerung bereit.

Der Strompreis erhöht sich um rund 28 Prozent, das sind etwa 18 Euro im Monat für einen durchschnittlichen Haushalt. Bei Gas verdoppelt sich der Preis sogar, die monatliche Mehrbelastung beträgt rund 80 Euro, rechnet die TIWAG vor.

Die vor wenigen Tagen angekündigte Preiserhöhung hatte für viel Kritik geführt. FPÖ, Liste Fritz und Gewerkschaftsbund (ÖGB) kritisierten diese Ankündigung – mehr dazu in Viel Kritik an TIWAG-Strompreiserhöhung.

Erich Entstrasser
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TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser begründet die Preiserhöhungen mit gestiegenen Einkaufspreisen

In den nächsten Wochen werden die mehr als 250.000 TIWAG-Kunden persönlich angeschrieben und über die neuen Tarife informiert, teilte der Landesenergieversorger mit.

Außerdem würden sich die die erforderlichen Preisanpassungen im Vergleich mit anderen Brennstoffen – Pellets (eine Preissteigerung von 148 Prozent), Heizöl (ein Plus von 77 Prozent) oder Brennholz (plus 83 Prozent) – im vergleichbaren Rahmen bewegen, betonte die TIWAG in einer Aussendung.

„Großhandelspreise müssen bei Kunden ankommen“

Einfach die Preise senken, könne die TIWAG nicht, da sie als Aktiengesellschaft dem Aktiengesetz und dem Wettbewerb unterliege. Zwar produziere die TIWAG mit 3.000 GWh die Hälfte des Tiroler Stromverbrauchs, das meiste davon allerdings im Sommer, wenn wenig Energie gebraucht werde. Um den Bedarf auch im Winter zu decken, müsse man am internationalen Markt einkaufen.

Der Strom in Tirol sei derzeit der günstigste, den man bei Landesgesellschaften in ganz Österreich beziehen könne, betonte TIWAG-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Natürlich spiele auch bei der Landesenergiegesllschaft die Beschaffung eine Rolle. „Wenn wir die Strommenge, die wir brauchen, für die Kunden am Markt zukaufen müssen, muss sich das irgendwann am Preis für die Endkunden niederschlagen.“

Preisgarantie gilt bis Anfang Juni bzw. Anfang Juli

Man habe beim Strom bis zum 1. Juni und bei Gas bis 1. Juli eine Preisgarantie abgegeben. Die TIWAG habe dies abgefedert. „Aber irgendwann müssen die Preise von Großhandelsmarkt dann auch bei den Kunden ankommen. Und das ist bei uns jetzt am 1.6. bei Strom und am 1.7. bei Gas der Fall“, erklärte Entstrasser. Damit werde sich das Niveau des Strompreises in Tirol auf das in ganz Österreich einpendeln, so der TIWAG-Chef.

Gewinne für Dividenenzahlung und Investitionen

Den Vorwurf, dass sich der Tiroler Energieversorger in Zeiten der Energiekrise eine buchstäblich goldene Nase verdient, während hohe Preise an die Kundinnen und Kunden weitergegeben werden, kontert Strasser. Die TIGAS verdiene im Energiegeschäft nichts, aber die TIWAG verdiene im Energiegeschäft.

„Die Gewinne, die wir machen, setzen wir für Dividendenzahlungen an den Eigentümer und hauptsächlich für Investitionen ein. Wir investieren sehr viel Geld im Moment in den Ausbau der Erneuerbaren und der Leitungsanlagen.“ Das Geld gehe nicht außer Landes, sondern bleibe im Land und werde dort verwendet, sagte Entstrasser.

TIWAG beteiligt sich an AK-Anti-Teuerungsfonds

Die TIWAG kündigte am Freitag an, sich am Anti-Teuerungsfonds der Arbeiterkammer (AK) beteiligen zu wollen. Dieser von der Tiroler Arbeiterkammer initiierte Finanztopf soll von der AK, dem Land Tirol, den Energieversorgern und den öffentlichen Bauträgern gespeist werden.

Er soll in zweistelliger Millionenhöhe jenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zur Verfügung stehen, die durch hohe Energiepreise in finanzielle Notlagen geraten, so die AK – mehr dazu in AK will eigenen Fonds gegen Teuerung.

Mehrere Millionen Euro für besonders betroffene Haushalte

LH Anton Mattle (ÖVP) und AK-Präsident Erwin Zangerl betonten in einer Aussendung, dass es für besonders betroffene Haushalte zusätzliche treffsichere Maßnahmen brauche. Das Land Tirol stelle einen zweistelligen Millionenbetrag für die Abfederung von Energie-, Wohn- und Betriebskostenteuerung bereit. „Und das mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand für die Hilfesuchenden. Daran werden wir nun zügig arbeiten“, betonte Mattle.

Erwin Zangerl und Anton Mattle
Land Tirol
Erwin Zangerl und Anton Mattle wollen die Tirolerinnen und Tiroler mit mehreren Millionen Euro unterstützen

Darüber hinaus sprach sich Mattle für eine Abfederung für Mehrparteienhäuser mit nur einem Zählpunkt und Wärmepumpenbetreiber mit überdurchschnittlich hohem Stromverbrauch aus. „Wir werden hier eine Lücke schließen, die der Bund nicht berücksichtigt. Niemand soll wegen seinem Zählpunkt benachteiligt sein oder bestraft werden, weil er sich für eine umweltfreundliche Wärmepumpe entschieden hat“, stellte der Landeshauptmann klar.