Sujet Strompreis
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Viel Kritik an TIWAG-Strompreiserhöhung

Auch für TIWAG-Stammkunden wird der Strom ab Juni deutlich teurer. Ein Standardhaushalt muss laut dem Energieversorger dann monatlich rund 25 Euro mehr bezahlen. FPÖ, Liste Fritz und Gewerkschaftsbund (ÖGB) kritisierten diese Ankündigung.

Die erhöhte Stromrechnung resultiert aus der Verteuerung des reinen Strom-Arbeitspreises für die Stammkunden – nämlich um etwa das Dreieinhalbfache. Damit erhöht der Landesenergieversorger den Tarif im Juni von aktuell rund 8 Cent netto je Kilowattstunde auf rund 28 Cent netto je Kilowattstunde. Vorerst wird die Erhöhung noch von der Strompreisbremse des Bundes abgefedert.

Strompreisbremse greift bis Mitte 2024

Laut TIWAG-Vorstandsvorsitzenden Erich Entstrasser gebe es an der Preiserhöhung nichts zu rütteln. „Wir ziehen mit den Preisen jetzt da hin nach, wo alle anderen schon seit Monaten sind“, so Entstrasser im Gespräch mit dem ORF Tirol. Zum Vergleich: Beim Verbund, Österreichs größtem Stromkonzern, müssen Kundinnen und Kunden ab März knapp 24 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. TIWAG-Stammkunden hatten mit rund neun Cent pro Monat bislang einen vergleichsweise billigen Tarif. „Da hatten die Tirolerinnen und Tiroler dank der Preisgarantie einen Vorteil“, so der TIWAG-Chef.

TIWAG Kundencenter
ORF
Die Strompreise der TIWAG werden einmal pro Jahr angepasst

Bis nächstes Jahr kommt den Kundinnen und Kunden zugute, dass die Strompreisbremse des Bundes den Energiepreis bis Mitte 2024 auf netto 10 Cent einfriert. Für die ersten 2.900 verbrauchten Kilowattstunden sollen Privatkunden somit auch nach der Erhöhung nicht mehr als 10 Cent netto an reinem Energiepreis zahlen müssen – den Rest bis 40 Cent begleiche der Staat. Ein Durchschnittshaushalt muss laut den Zahlen der TIWAG aber mit rund 300 Euro an Mehrkosten pro Jahr rechen.

Liste Fritz: Nicht Sinn der Strompreisbremse

Kritik zur Preiserhöhung gab es von der Liste Fritz. „Der Bund hat die Strompreisbremse zur Entlastung der Bürger erfunden, nicht damit die TIWAG in ihrem Windschatten die Strompreise ums Dreieinhalbfache anheben kann!“, so Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint. Er sprach von einem absoluten No-Go. Es sei ein völlig falsches Signal des Landesunternehmens in Zeiten massiver Teuerung. Die nächste Preisanpassung werde es voraussichtlich erst wieder im Juni 2024 geben, so Entstrasser gegenüber dem ORF Tirol.

FPÖ nimmt Landeshauptmann Mattle in die Pflicht

FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger nahm Landeshauptmann und Eigentümervertreter Anton Mattle (ÖVP) ins Visier und sah eine „Totalkapitulation“. „In Zeiten der größten Wirtschaftskrise nun den Strompreis zu erhöhen ist eine Brüskierung der Tirolerinnen und Tiroler“, erklärte Abwerzger in einer Aussendung. Mattle könnte jederzeit die Stopptaste drücken, meinte Abwerzger.

Anton Mattle
APA/Roland Schlager
Laut Mattle wird die Belastung für die Tirolerinnen und Tiroler „keine größere“

„Das ist vom Gesetz her gar nicht möglich“, konterte der Landeshauptmann im ORF Tirol-Interview. Beim Preis könne er weder nach unten noch nach oben Entscheidungen treffen. „Der Strompreis unterliegt speziellen Parametern und orientiert sich am Österreichischen Strompreisindex. Das ist im Moment die Maßzahl. An dem orientiert sich auch die Preiserhöhung des Arbeitspreises“, so Mattle. Er hob hervor, dass TIWAG-Stammkunden noch bis Juni den günstigsten Strompreis aller Österreichischen Stromkunden hätten.

ÖGB sieht Nachbesserungsbedarf

Der ÖGB kritisierte, dass bei der Umsatzsteuer nicht der Energiepreisdeckel von 10 Cent berücksichtigt werde. Die Steuer wird nämlich vom Gesamtverbrauch ermittelt. "Da muss die Bundesregierung dringend nachbessern, es ist nicht einzusehen, dass sich der Finanzminister über die Mehrwertsteuer einen Teil der Strompreisbremse wieder zurückholt. Es braucht eine echte Entlastung und keine halbherzigen Lösungen!“, so Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth.

Landeshauptmann Mattle räumte im Gespräch mit dem ORF Tirol ein, dass die Definition der Strompreisbremse tatsächlich für Verwirrung bei Kundinnen und Kunden sorge. „Das muss man sich noch einmal ganz genau anschauen“, so Mattle, der auch zusätzliche Finanzmittel gegen steigende Energieaufwendungen hervorhob. „Tirol wird in etwa 40 Millionen Euro bekommen. Wobei die Definition, wie es dann auch ausgegeben wird, vom Bund noch nicht klar beschlossen worden ist. Deshalb ist da noch ein gewisser Spielraum in der Interpretation“, so der Landeshauptmann.