Lawinenkegel auf der Südostflanke des Unteren Malfragkopfs in der Samnaungruppe nach dem tödlichen Lawinenabgang
zeitungsfoto.at
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Chronik

Zehn Lawinentote im schneearmen Winter

Mi dem Wochenende endet für diese Saison der tägliche Lawinenlagebericht des Landes. Geprägt war der Winter durch wenig Schnee und eine Lawinensituation, die sich Anfang Februar kurzfristig zugespitzt hat. Acht der zehn Lawinentoten dieses Winters waren damals zu verzeichnen.

Bereits seit Mitte Jänner war die Lage laut den Lawinenexperten des Landes problematisch. Die Altschneedecke barg bereits Risiken, Anfang Februar kam dann neuer Schnee dazu, gepaart mit stürmischen Winden auf den Bergen. Das führte zu einer fatalen Konstellation mit mehr als hundert Lawinenabgängen in Tirol innerhalb weniger Tage – mehr dazu in Warnstufe 4: Große Gefahr in Tirols Bergen.

Insgesamt kamen im vergangenen Winter in Tirol zehn Menschen in Tirol bei Lawinenabgängen ums Leben. Damit lag die Zahl der Lawinentoten wie bereits in den Jahren zuvor etwas unter dem langjährigen Schnitt von zwölf Todesopfern pro Winter. Trotzdem beklagen Bergretter und Lawinenexperten, dass die Warnungen nicht immer Ernst genommen werden.

Prävention neben täglichem Lagebericht als Schwerpunkt

Elmar Rizzoli, Chef des Katastrophen- und Krisenmanagements des Landes, sieht trotzdem eine Einwicklung in die richtige Richtung, ähnlich wie im Straßenverkehr, wo über die Jahre die tödlichen Unfälle zurückgegangen sind: „Es menschelt auch in diesem Bereich. Und natürlich ist für uns jeder Lawinentote einer zu viel, vor allem wenn es vermeidbar gewesen wäre. Aber ich glaube, das muss man vergleichen mit dem Straßenverkehr. Man ist grundsätzlich auf einem guten Weg. Aber da, wo der Mensch letztendlich eine Entscheidung trifft, wird man nie auf null Opfer kommen“.

Das Land Tirol setze mit dem Lawinenwarndienst und seinen Angeboten darauf, Wintersportlerinnen und Wintersportler noch besser zu erreichen, damit Informationen über Gefahrenlagen auch wirklich die Betroffenen erreichen. Rizzoli verwies dabei auf die Internetseite des Euregio-Lawinenlageberichts, der neben der Gefahrenbeurteilung für das Bundesland Tirol auch die Einschätzung für das benachbarte Südtirol und das Trentino bietet. Zwei Millionen Zugriffe habe diese Web-Seite im vergangenen Winter verzeichnen können. Mit dem Projekt Snow-Kids versuche man andererseits speziell die Jungen anzusprechen, um ihnen die Gefahren in den Bergen und im Schnee deutlich zu machen.

Lawinenanbruch mit Rudi Mair
Lawinenwarndienst Tirol
Der problematische Schneedeckenaufbau hat im Jänner und Februar zu Dutzenden Lawinenabgängen geführt

Schneemenge nicht alleine ausschlaggebend

Kennzeichen für den abgelaufenen Winter waren die geringen Schneefälle – mehr dazu in Winter war relativ trocken und warm. Weniger Schnee bedeute aber nicht automatische weniger Lawinenabgänge, so Rizzoli. Entscheidend sei, wie sich die Witterungseinflüsse auf die Stabilität der Schneedecke auswirken. Und da habe es von Mitte Jänner bis Mitte Februar heuer eine sehr angespannte Situation gegeben.