Die Bauschutt-Deponie in Vill im September 2021
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Chronik

Schutt-Deponie in Vill: Verfahren eingeleitet

Eine angeblich illegale Bodenaushub-Deponie in Vill bei Innsbruck sorgt weiter für Kontroversen. Der Verursacher hat den Ursprungszustand noch nicht wieder hergestellt. Das Stadtmagistrat Innsbruck hat mehrere Verfahren eingeleitet.

Das Areal des ehemaligen Pembauerhofs in Vill ist inzwischen begrünt. Im Mai lag dort, wo jetzt Gras und Blumen wachsen, noch tonnenweise abgelagerter und festgedrückter Bodenaushub.

Ein Hobby-Archäologe hatte seine Beobachtungen damals dem Stadtmagistrat Innsbruck gemeldet – mit dem Verdacht, dass es sich bei dem Schutt um eine illegale Deponie handeln könnte – mehr darüber in Illegale Deponie in Vill entdeckt.

Mehrere Verfahren eingeleitet

Der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) machte sich selbst ein Bild von der Lage. Eine Bodenaushub-Deponie sei nicht genehmigt, sagte Willi damals, die Behörde prüfe die Situation.

Das Ergebnis dieser Prüfung liegt inzwischen vor: „Unter anderem wurde ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet, ein Genehmigungsverfahren behängt beim Land Tirol und ein weiteres Verfahren beim Landesverwaltungsgericht Tirol“, heißt es schriftlich.

Die Bauschutt-Deponie in Vill im Mai 2021
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Der Zustand beim ORF-Tirol-Lokalaugenschein im Mai

Wiederherstellung fand nicht statt

Der Landesumweltanwalt weiß schon lange über den Fall Bescheid. Mit ihm fand im Juni eine gemeinsame Begehung mit Magistrat und Verursacher statt. Es sei geplant gewesen, den Urzustand wiederherzustellen, das Material zu entfernen, einen verschütteten Wanderweg wieder begehbar zu machen und Bäume wieder aufzuforsten. Statt dessen wächst jetzt Gras über die Deponie.

„Wir haben in diesen konkreten Fall zu viel Hoffnung gelegt und sind auf die Nase gefallen. Die Person wehrt sich mit allen Mitteln gegen einen konsensualen und legalen Zustand“, zeigte sich Landesumwalt Walter Tschon verärgert. „Obwohl schon zahlreiche Monate vergangen sind, ist es jetzt soweit, dass wir einen Auftrag zur Beseitigung abwarten müssen. Es wird dann hoffentlich sehr teuer für diese Person.“

Landesumweltanwalt Walter Tschon
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Landesumweltanwalt Walter Tschon ist verärgert

Rechtliches Hintertürchen?

Der Deponierer selbst wollte dem ORF Tirol kein Interview geben und nicht zitiert werden, die Ablagerungen seien legal. Im Gesetz nennt sich dieses Vorgehen „Agrarstrukturverbesserung“. Das sei rechtlich erlaubt, kommentierte der Landesumweltanwalt, werde aber immer öfter als falsches Motiv vorgeschoben.

Er habe Verständnis für Bauern in schwierigen topographischen Situationen, etwa in Hanglagen, so Tschon. „Mittlerweile sehen wir aber, dass Flächen und Mulden aufgeschüttet werden, die bisher schon kaum landwirtschaftlich betrieben wurden. Das geht in die völlig falsche Richtung. Hier müsste man genauer hinschauen, ob es sich wirklich um eine erforderliche Agrarstrukturverbesserung handelt“, forderte der Umweltanwalt.

Immer mehr illegale Deponien

Bezüglich illegaler Deponien habe es die Landesumweltanwaltschaft mittlerweile mit einer Anzeigenflut zu tun, hieß es: „In den letzten 18 Monaten gab es hier eine eklatante Steigerung bei solchen Aufschüttungen. Ich schätze, es waren rund 60 solcher illegaler Maßnahmen in den letzten Monaten“, meinte Tschon – mehr darüber in Ärger über Bodenaushubdeponien.

Ob die Ablagerung in Vill zu diesen illegalen Schuttdeponien gehört, werden die laufenden Verfahren zu Tage bringen. Derzeit wird das betroffene Gebiet noch fleißig begrünt.