Alkoholische Getränke
ORF.at/Roland Winkler
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Chronik

2020: Pandemie bremst Drogenkonsum

Die Pandemie hat auch den Konsum von legalen und illegalen Drogen gebremst. Zu diesem Schluss kamen Innsbrucker Gerichtsmediziner, die das Abwasser im Jahr 2020 untersuchten. Die Region Kufstein hat indes der Landeshauptstadt den Rang als Hotspot für Stimulanzien abgelaufen.

Sowohl bei Kokain als auch beim Ecstasy-Konsum nimmt die Region Kufstein im Jahr 2020 den Spitzenplatz ein. Jahrelang war Innsbruck beim Abwassermonitoring ein Hotspot für Stimulanzien, zuletzt ist dort der Kokainkonsum aber zumindest nicht mehr angestiegen, was als Erfolg gewertet wurde – mehr dazu in Kokainrückstände im Abwasser konstant hoch.

In Westösterreich wird mehr Kokain konsumiert

Beim Vergleich österreichischer Regionen ergab die Abwasseranalyse, dass der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin relativ einheitlich ist, so die Gerichtsmediziner der Medizinischen Universität Innsbruck. In Westösterreich hingegen wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen genutzt als in Ostösterreich. Auch in Südtirol wurde das Abwasser untersucht. In Bozen war der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis, Amphetamin und MDMA geringer als in Innsbruck, jener von Kokain war auf demselben Niveau.

Detail aus einer Kläranlage
Hermann Hammer
Anhand von Abwasserproben aus Kläranlagen kann der Drogenkonsum hochgerechnet werden

Lockdowns bremsten auch Drogenkonsum

Die Coronavirus-Pandemie zeigte 2020 mit den Lockdowns eindeutige Auswirkungen auf den Drogenkonsum. Es wurden geringere Mengen an Alkohol und Nikotinrückständen im Abwasser gefunden. Besonders gut konnte man diesen Rückgang im ersten Lockdown in Innsbruck feststellen, so der Leiter der Untersuchung Herbert Oberacher: „Wir konnten sehen, dass die gesperrte Gastronomie und der Wegfall von Veranstaltungen vor allem an Wochenenden zu einer Abnahme des Konsums von Partydrogen, inklusive Alkohol, führten. Auch bei Medikamenten wie Erkältungsprodukten und Schmerzmitteln war der Konsum rückläufig. Das ist eine Entwicklung, die mit den Verkaufsrückgängen in Apotheken und der verringerten Anzahl an Arztbesuchen während der Quarantäne korreliert.“

Europaweite Untersuchungen seit 2016

Das abwasserbasierte Drogenmonitoring wird seit Jahren eingesetzt, um Vergleichswerte und Trends des Drogenkonsums über Ländergrenzen hinweg feststellen zu können. Mit dem Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) nimmt seit 2016 auch Österreich am jährlichen Monitoring im Rahmen des europaweiten Netzwerkes SCORE teil. Die Ergebnisse für 2020 stehen unter dem Einfluss der CoV-Pandemie, in der sich die Analyse von Abwasser auch als brauchbares Instrument für die Virusüberwachung bewährt hat – mehr dazu in Sinkende Tendenz bei Abwassermonitoring.