Kokain wird konsumiert
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Wissenschaft

Kokain-Rückstände im Abwasser konstant hoch

Die Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck hat am Donnerstag die Ergebnisse ihres österreichweiten Drogen-Screenings im Abwasser präsentiert. Innsbruck nimmt beim Kokain-Konsum immer noch einen negativen Spitzenplatz ein.

Dass die Zahlen in Innsbruck zumindest gleich geblieben sind, was den Kokain-Konsum betrifft, wird positiv gesehen. In den Jahren davor hatte der Wert, der im Abwasser nachgewiesen werden konnte, stetig zugenommen.

Drogenscreening in ganz Europa

Das Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck (GMI) ist Teil des europaweiten Netzwerkes SCORE, das in Zusammenarbeit mit der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) jährlich die Mengen einzelner verbotener Substanzen in den Abwässern europäischer Städte untersucht. 2019 wurden europaweit die Abwässer von 100 Kläranlagen in 86 Städten bzw. Regionen analysiert, darunter auch die Abwässer von acht österreichischen und zwei Südtiroler Kläranlagen.

Auf dieser öffentlichen Toilette ist das Baby zur Welt gekommen.
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Über die Toiletten gelangen Spuren von Drogen in die Kanalisation und Kläranlagen. Im Abwasser sind auch winzige Drogenmengen nachweisbar.

Von Kokain bis Ecstacy

In Tirol wurde das Abwasser der Kläranlage Innsbruck in der Rossau untersucht, in der die Abwässer der Landeshauptstadt und 14 Umlandgemeinden zusammenfließen. Die Analyse der einzelnen Konsummarker (Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte) erfolgte schließlich im Labor der GMI. Im Fokus standen die Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (THC, Wirkstoff in Cannabis), Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in Speed), Methylendioxy-Nmethylamphetamin (MDMA, Wirkstoff in Ecstacy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth).

Schon eine Tablette ist nachweisbar

Die Nachweisbarkeit von Drogen im Abwasser ist überaus genau. „Schon eine einzige Ecstasy-Tablette im Abwasser lässt sich nachweisen,“ erklärte Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors der Innsbrucker Gerichtsmedizin. Wegen der vorhandenen Expertise und Qualität darf das Innsbrucker Labor als einzige Einrichtung Österreichs am SCORE-Programm teilnehmen. „Besonders stolz sind wir auf den Umstand, dass die Ergebnisse unserer chemischen Analysen von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet werden“, berichtete Oberacher am Donnerstag.

Cannabis wird am häufigsten genommen

In jeder der untersuchten Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei in den Städten tendenziell mehr Cannabis konsumiert wird, als im ländlichen Raum. Der höchste Pro-Kopf-Verbrauch an THC war dabei in Innsbruck zu messen. Graz und Bozen wiesen niedrigere Pro-Kopf-THC-Konsummengen auf.

Das meistkonsumierte Aufputschmittel war Kokain. „Bei Kokain sahen wir eine jährliche Steigerung der im Abwasser gefundenen Mengen in den Jahren 2016 bis 2018. Aber wie bei Cannabis und den anderen Suchtmitteln verzeichnen wir nun auch bei Kokain keinen weiteren Anstieg mehr“, beschrieb Oberacher eine nachgewiesene Trendumkehr.