Swarovski Gebäude in Wattens
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wirtschaft

Swarovski: Scharfe Kritik an Stellenabbau

Die Reaktionen auf die im Herbst geplante Entlassung von tausend Mitarbeitern bei Swarovski sind heftig. Die Gewerkschaft fordert eine Rückzahlung des Kurzarbeitszeitgeldes, die SPÖ ortet einen „Kniefall vor dem Großkapital“, und die FPÖ hält die Kündigungen per E-Mail für „verwerflich“.

Am Montag hat die Swarovski-Konzernleitung 200 Mitarbeiter aus Vertrieb und Marketing über die bevorstehende Kündigung informiert. Von „Anpassung“ ist seitens der Geschäftsführung die Rede, die für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kurzarbeit in Anspruch genommen hat – mehr dazu in Swarovski: 200 Kündigungen per E-Mail.

Jeder vierte muss im Herbst gehen

Im Rahmen eines Interviews mit dem ORF Tirol bestätigte der neue Konzernchef Robert Buchbauer – er ist wie sein Vorgänger Markus Langes-Swarovski ebenfalls Familienmitglied – die Befürchtungen des Betriebsrats. Im Oktober müssten mindestens weitere tausend Mitarbeiter gehen. Grund seien die schwierige Konkurrenzsituation, der der Kristallbetrieb weltweit ausgesetzt ist, und die Coronavirus-Pandemie, die die Situation auf dem Absatzmarkt noch einmal verschärft habe – mehr dazu in Swarovski baut weitere 1.000 Stellen ab.

Gewerkschaft fordert Prüfung der Swarovski-Finanzen

Der ÖGB Tirol zeigte sich über die weiteren Entlassungen „empört“. Robert Koschin von der Pro-Ge forderte Swarovski auf, die „Kurzarbeitsmillionen“ an das Arbeitsmarktservice (AMS) zurückzuzahlen. Mit diesem Geld könnten die gekündigten Mitarbeiter unterstützt werden, so Koschin: „Wir fordern eine genauere wirtschaftliche Prüfung der Kurzarbeitsanträge, vor allem im Hinblick auf die finanzielle Situation eines Unternehmens mit Fokus auf einen Zukunftsplan bezüglich Erhaltung der Arbeitsplätze. Es ist erschreckend, mit welcher Kaltschnäuzigkeit manche Unternehmen Gelder für den Arbeitsmarkt zweckentfremden. Arbeitnehmer, die in Kurzarbeit geschickt werden, verzichten auf Teile ihres Lohnes, und es wird in diesem Fall Hoffnung auf Erhaltung ihres Arbeitsplatzes vorgetäuscht“, so der stellvertrende Landesvorsitzende des ÖGB Tirol.

Robert Buchbauer, Konzernchef Swarovski
ORF
Der neue Konzernchef Buchbauer

Buchbauer: „Geld ist nicht für Unternehmen“

Die Umstrukturierungen des Konzerns seien schon vor der Coronavirus-Krise angedacht gewesen, erklärte der neue Konzernchef Buchbauer im ORF-Tirol-Interview. Die Kurzarbeit habe geholfen, dass das Unternehmen nicht „panisch radikale Anpassungen vorgenommen habe“, so Buchbauer: „So war es möglich, die Leute länger in einem ungekündigten Verhältnis zu behalten. Und um das klarzustellen: Das Unternehmen bekommt nichts von dem Kurzarbeitsgeld, das kommt ausschließlich den Arbeitnehmern zugute.“

SPÖ: „Wirtschaft braucht neue Moral“

Der Vorsitzende der Tiroler SPÖ, Georg Dornauer, sprach von einem „Schwarzen Montag“. Die Vorgehensweise, die Mitarbeiter per E-Mail zu kündigen, sei „verwerflich und moralisch nicht vertretbar“. Die Krise sei nicht der Grund für die Kündigungswelle, meinte Dornauer, sondern die „günstigeren Löhne und billigeren Arbeitsbedingungen. Die von Landeshauptmann Günther Platter angekündigten Gespräche der Landesregierung mit der Konzernleitung haben keinerlei Verbesserung für die Betroffenen gebracht. ÖVP und Grüne haben einen weiteren Kniefall vor dem Großkapital hingelegt. Wir brauchen eine neue Moral in unserer Wirtschaft.“ Die SPÖ schließe sich der ÖGB-Forderung nach Rückzahlung des Kurzarbeitsgeldes „voll inhaltlich an“, so Dornauer.

Buchbauer stellte klar, dass die Mitarbeiter freilich nicht via E-Mail über Ihre Kündigung informiert worden seien, sondern im persönlichen Gespräch. Lediglich die Terminvereinbarung für dieses Gespräch sei, wie üblich, via E-Mail versendet worden.

FPÖ hofft auf Einlenken der Konzernleitung

„Wo bleibt der Aufschrei der Landesregierung?“, fragte unterdessen der Arbeitnehmersprecher der FPÖ Tirol, Patrick Haslwanter: „Fakt ist, dass Swarovski jahrzehntelang vom Staat und dem Land finanziell auch profitiert hat.“ Haslwanter hoffe, dass es zu einem Einlenken der Unternehmensführung hinsichtlich weiterer Kündigungen kommen wird. Die Kündigungen mittels EMails sind für Haslwanter „moralisch mehr als nur verwerflich“.