Außenansicht des Swarovski Gebäudes in Wattens
APA/Thomas Böhm
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Wirtschaft

Swarovski baut weitere 1.000 Stellen ab

Die aktuelle Kündigung von 200 Mitarbeitern bei Swarovski ist der Anfang einer großangelegten Umstrukturierungsphase des Traditionsbetriebs. Der Kristallkonzern wird laut Konzernchef Robert Buchbauer im Herbst weitere 1.000 Stellen im Mutterwerk einsparen.

Noch sind viele Arbeiter bei Swarovski auf Kurzarbeit, im Herbst wird rund ein Viertel von ihnen ihren Job verlieren. Es sei dies eine schmerzliche, aber alternativlose Entscheidung gewesen, erklärt der neue starke Mann bei Swarovski, Buchbauer, im ORF-Interview. Er rechnet mit Umsatzeinbußen für heuer mit rund 35 Prozent auf unter zwei Milliarden Euro. Auch im kommenden Jahr sei aufgrund der Rezession noch nicht mit einem normalen Geschäftsjahr zu rechnen, wobei Prognosen noch schwierig seien.

Robert Buchbauer, Konzernchef Swarovski
ORF
Konzernchef Robert Buchbauer will das Familienunternehmen auf neue Beine stellen und so langfristig den Standort in Wattens in schlankerer Form erhalten.

Konkurrenzdruck und CoV-Pandemie als Hauptgründe

Schon seit einigen Jahren setzt die Konkurrenz dem Kristallkonzern in Wattens zu, weil diese die Preise in den Keller getrieben habe, erklärt Buchbauer. Swarovski sei qualitativ und auch was das Produktsortiment betrifft zwar nach wie vor weltweit führend, es hätten sich aber viele kleine Konkurrenzbetriebe entwickelt, die den Markt zunehmend schwieriger machten, so Buchbauer. Die Coronavirus-Krise habe diese Spirale nach unten weiterhin beschleunigt.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, sei es notwendig, in der Produktion und auch im Sortiment deutlich schlanker, damit effizienter und flexibler zu werden, so der Konzernchef. Von aktuell 4.600 Mitarbeitern sollen im Herbst deshalb rund 1.000 gekündigt werden. Mittelfristig sieht Buchbauer in Wattens rund 3.000 Beschäftigte.

Sozialplan in Ausarbeitung

Für die gekündigten Mitarbeiter werde es einen Sozialplan geben, kündigt Buchbauer an. Das sei für jeden Einzelnen ein massiver Einschnitt, „deshalb wollen wir versuchen, dass die Betroffenen mit Hilfe des Sozialplans rasch wieder eine Stelle finden können“.

Die Kritik von Gewerkschaft und einigen politischen Parteien, dass diese Kündigungen trotz staatlich finanzierter Kurzarbeit durchgeführt werden, kann Buchbauer nicht nachvollziehen. Die öffentlichen Gelder für die Kurzarbeit würden nämlich nicht in die Konzernkasse, sondern direkt an die Mitarbeiter fließen.

Wattens bleibt Herz des Konzerns

Die bevorstehenden Kündigungen seien notwendig, um die Konzernzentrale in Wattens langfristig abzusichern, so Buchbauer. Sie soll auch in Zukunft das Herz des Kristallkonzerns bleiben. Allerdings werden die Produktionsstätten verkleinert und an den Bedarf angepasst.

Die verschiedenen Geschäftsfelder des Konzerns werden zusammengeführt, sodass künftig alles unter der Marke Swarovski läuft, so Buchbauer. Zudem soll noch im Herbst der Beschluss gefasst werden, dass Swarovski zu einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Das sei höchst an der Zeit, so Buchbauer, der erst vor Kurzem die Agenden als Konzernchef von Markus Langes Swarovski übernommen hat – mehr dazu in Swarovski baut Führungsteam um.

Kritik an Swarovski von Politik und ÖGB

Der stellvertretende ÖGB-Landesvorsitzende Robert Koschin forderte am Dienstag von Swarovski die Rückzahlung von Kurzarbeitsmillionen. Kurzarbeit diene dazu, Kündigungen zu vermeiden. Die angekündigte Freisetzung von 200 Mitarbeitern bei Swarovski zeige aber ein anderes Bild. Koschin spricht von Sozialbetrug an Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Kritik am Vorgehen von Swarovski kommt von SPÖ-Chef Georg Dornauer. Er bezeichnet die Vorgehensweise als unwürdig und moralisch nicht vertretbar. Für FPÖ-Arbeitnehmersprecher Patrick Haslwanter sind Kündigungen mittels E-Mail besonders verwerflich.