Jugendliche demonstrieren in Innsbruck gegen Homeschooling und Distance Learning
ORF
ORF
Gesundheit

Jugend: „Es wird ein anstrengender Herbst“

Die erneuten Covid-Einschränkungen treffen junge Menschen besonders hart. Die Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall, Kathrin Sevecke, warnt vor Schulschließungen, dadurch könnten psychische Probleme wieder zunehmen.

Mit mehr Einschränkungen, mehr Maßnahmen gebe es mehr Symptome, sagte die Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Kinder-und Jugendpsychiatrie Kathrin Sevecke in der Zeit im Bild 2 am Freitag. Ein Team der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall untersucht seit März letzten Jahres das psychische Wohlergehen von Kindern zwischen 3 und 12 Jahren. Das Ergebnis: Jedes achte Kind hatte im Jänner psychische Probleme wie Angst oder Depressionen – mehr dazu in Studie: Wie geht es Kindern nach Lockdown?.

Im Moment gebe es eine Reihe von Kindern, die auffällig seien, aber noch nicht im klinisch relevanten Bereich. Mit mehr Einschränkungen oder weiteren Veränderungen etwa im Schulbereich könnten sie in den klinisch auffälligen Bereich rutschen, warnte Sevecke.

Psychiaterin zu Jugend in der CoV-Krise

Kathrin Sevecke, Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Innsbruck und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, sprach in der Zeit im Bild 2 über die Auswirkungen von Lockdowns und Homeschooling auf Kinder und Jugendliche.

Offene Schulen wichtig für psychische Erholung

Symptome würden bei Kindern nicht sofort mit Schulöffnung wieder verschwinden, sagte die Ärztin. Es werde eine gewisse Zeit dauern, bis Ängste, Depressionen, Schlaf-und Essstörungen oder Suizidgedanken verschwinden. „Wir brauchen eine gewisse Zeit der Normalität und erwarten den Herbst mit Spannung“, sagte Sevecke.

Sollte es weitere Verschärfungen geben oder erneute Schulschließungen, dann rechne man mit einer deutlichen Zunahme der psychiatrischen Symptome und einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Davor könne sie nur warnen. Sevecke hoffte, dass die Situation im Herbst nicht wieder zur Belastungsprobe für Kinder und Jugendliche wird.

Behandlungsplätze fehlen

Eine ausreichende Anzahl von stationären Behandlungsplätze fehle. Schon vor Corona seien die Plätze sehr knapp gewesen, mit den Entwicklungen und dem erhöhten Bedarf in der Pandemie würden die Plätze nicht mehr ausreichen, so Sevecke.

Es werde zwar versucht, ambulante Behandlungen anzubieten, das könne aber nur eine Kompromisslösung sein. Eine benötigte stationäre Behandlung mit vielschichtigem Therapieprogramm den ganzen Tag über könne eine ambulante Betreuung alle 14 Tage nicht ersetzen. Es gebe dann zwar eine Behandlung, aber eben in deutlich geringerer Frequenz, das verzögere den Heilungserfolg stark und eventuell könnte auch neue Symptome dazukommen, so Sevecke. Für den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen sei das nicht förderlich, so die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.