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Soziales

Barrierefreiheit: Aufholbedarf in Gemeinden

In Tirol laufen die Vorbereitungen für den „Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung“, mit dem Behindertenrechte auf Kommunalebene konkret umgesetzt werden sollen. Zwar gebe es einerseits durchaus Fortschritte, etwa beim barrierefreien Zugang zu Wahllokalen, andererseits gebe es aber auch erheblichen Nachholbedarf, so Experten.

Am 20. Juni soll der Aktionsplan für die Gemeinden mit einer Auftaktveranstaltung für ganz Tirol ausgerollt werden. Vorangegangen ist eine Pilotphase, in der zwei Tiroler Gemeinden Herausforderungen und Bedürfnisse in Bezug auf Barrierefreiheit analysiert haben. Die Erfahrung in Elmen und Thaur war unter anderem, dass es gelte, den Blick auf Betroffene in der eigenen Gemeinde zu richten. Oft gelte es dabei einfach, den Blick für ihre Anliegen zu schärfen – mehr dazu in Checklisten für mehr Barrierefreiheit.

Der Gemeinde-Aktionsplan baut auf dem Tiroler Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention auf. Mit dem ÖZIV-Landesverband für Menschen mit Behinderung und dem Land erarbeitet der Tiroler Monitoringausschuss zur UN-Konvention Leitlinien für die Gemeinden. Als positiv wird dabei gewertet, dass in Tirol mittlerweile 90 Prozent aller Wahllokale barrierefrei sind. Barrierefreiheit müsse aber umfassender gedacht werden, so der Ausschuss. Es gehe nicht nur um Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, sondern auch um Betroffene mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen, genauso aber auch mit Lerneinschränkungen oder psychischen Beeinträchtigungen.

„Nach wie vor zahlreiche Barrieren“

Anlässlich des „Europäischen Protesttags für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 5. Mai nimmt der Monitoringausschuss die Gemeinden in die Pflicht. Dort, wo Menschen mit Behinderungen ihren Lebensmittelpunkt haben, müsse auch auf ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen werden. Es gebe nach wie vor zahlreiche Barrieren, die auch ältere Menschen und Menschen mit Behinderung treffen.

So würden die Gemeinden bezüglich Maßnahmen für blinde und sehbehinderte Menschen hinterherhinken, wie eine Umfrage vor drei Jahren gezeigt habe. Straßenübergänge seien oft nicht mit Leitsystemen oder akustischen Signalen ausgerüstet, auch das Freizeitangebot für Blinde und Sehbehinderte sei oft dünn, so die Kritik des Tiroler Monitoringausschusses.

Sehbehinderten Klickgerät an Ampel
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Nicht überall gibt es Ampeln mit Signalen für sehbehinderte Fußgänger

Rein akustische Feueralarme seien wiederum für Gehörlose ein Problem, nennt der Monitoringausschuss ein weiteres Beispiel. Auch hier brauche es Maßnahmen, ebenso für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Für sie seien Ansprechpersonen in den Gemeinden notwendig, die Betroffene unterstützen, „Anträge zu schreiben, eine Wohnung zu suchen oder sich am Leben in der Gemeinde beteiligen zu können“.