Rollstuhlfahrer beim Überqueren der Straße auf einem Zebrastreifen
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Soziales

Checklisten für mehr Barrierefreiheit

Mit dem „Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung“ sollen Barrierefreiheit und Behindertenrechte in Tirol speziell auf Gemeindeebene umgesetzt werden. In einem Pilotprojekt haben die Gemeinden Elmen (Bezirk Reutte) und Thaur (Bezirk Innbruck-Land) dafür Checklisten erarbeitet. Sie zeigen, wo der Hebel anzusetzen ist.

In Elmen und Thaur konnten im Zuge des Pilotprojekts bereits erste Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit umgesetzt werden. Zunächst wurde in den beiden Gemeinden analysiert, wo es Handlungsbedarf gibt – und das ganz konkret auf die Bedürfnisse im Ort bezogen.

Erste Maßnahmen bereits umgesetzt

In Elmen habe man zunächst geschaut, „was haben wir im Ort, wo sind unsere Schwierigkeiten“, so Bürgermeister Markus Sojer: „Wir haben zwei schwere Unfälle. Einer ist mit 50 Jahren im Rollstuhl, der hat einen schweren Arbeitsunfall gehabt. Dann haben wir jetzt eben ein Kind, das mit drei Jahren schon leider auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Der Kindergarten wurde bei uns komplett auf Barrierefreiheit umgebaut, sowie auf der Gemeinde gewisse Rampen angebracht.“

Auch in Thaur wurden bereits erste Verbesserungen durchgeführt, um Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung wirklich zu berücksichtigen. „Wir haben einiges an den öffentlichen WCs bereits umgesetzt, um diese auch nutzbar zu machen. Es ist immer ein Riesenunterschied, ob es den Normen entspricht oder dann auch nutzbar ist“, erklärt Bürgermeister Martin Plank.

Mann im Rollstuhl
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Manchmal reichen kleine Verbesserungen, um Hürden für Menschen mit Behinderung zu beseitigen

Checklisten sollen Bedürfnisse identifizieren

Die Checklisten, die im Rahmen der Pilotprojekte in Thaur und Elmen entwickelt wurden, haben den Blick für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung geschärft, so der Elmener Gemeindechef Markus Sojer: „Wenn mich jemand gefragt hätte, wie barrierefrei Elmen ausgebaut ist, dann hätte ich gesagt, es passt eh alles super, man erreicht eh alles. Wir haben einfach gelernt, wie viele Barrieren es im menschlichen Leben gibt.“

Auch in Thaur ist es im Zuge des Projekts zu einem Umdenken gekommen. In Zukunft will man dort mehr auf behindertengerechte Planung bei gemeindeeigenen Gebäuden achten, so Bürgermeister Martin Plank: „Wenn wir Maßnahmen an diesen Gebäuden setzen oder auch im öffentlichen Raum, dann haben wir das ab jetzt immer im Fokus. Und das ist ja das Wichtigste, Bewusstsein zu schaffen, dass Barrierefreiheit ganzheitlich immer mitgedacht werden muss.“

Erfahrungen an andere Gemeinden weitergeben

Die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Pilotprojekten in Elmen und Thaur werden im Juni allen Tiroler Gemeinden vorgestellt. Die dort entwickelten Checklisten sollen beitragen zu erkennen, was in puncto Barrierefreiheit noch getan werden kann, wo noch Handlungsbedarf besteht und ob Betroffene selbst auch ausreichend in Planungen eingebunden sind.

Der „Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung“ ist Teil der Tiroler Strategien zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, so das Land. Die UN-Konvention hat das Ziel, die volle und gleichberechtige Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten. Welcher Beitrag dabei von den Gemeinden zu leisten ist, soll im Gemeinde-Aktionsplan fixiert werden.