Georg Willi
APA/EXPA/JOHANN GRODER
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Politik

Stichwahl: Willi beschwört Richtungswahl

Einen Tag vor der Stichwahl am Sonntag hat Bürgermeister Georg Willi (Grüne) beim Wahlkampfabschluss für eine weltoffene Stadt für alle getrommelt und eine Richtungswahl beschworen. Schützenhilfe bekam er von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die Willi-Herausforderer Johannes Anzengruber mangelnde Abgrenzung von Rechts vorwarf.

Man dürfe Propagandisten und Umweltzerstörern keinen Platz geben, meinte Gewessler Samstagnachmittag vor rund 60 Anhängern bzw. Listenmitgliedern im Innsbrucker Waltherpark. Gemeint hatte sie damit zwar ganz allgemein rechte Parteien in Europa, doch kam sie schnell auf die Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl zurück. „Dort tut sich ein Bürgermeisterkandidat offenbar schwer damit, sich von den rechtsextremen Putin-Freunden abzugrenzen“, adressierte und kritisierte sie Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) und offenbar die FPÖ.

Anzengruber hatte eine koalitionäre Zusammenarbeit mit der FPÖ sowie Ressortverantwortung für die über einen Stadtsenatssitz verfügenden Freiheitlichen – im Gegensatz zu Willi – nicht ausgeschlossen. Der grüne Titelverteidiger hingegen brachte im Vorfeld der sonntäglichen Entscheidung mehrfach eine sogenannte „Caprese-Koalition“ als seine Präferenz ins Spiel, benannt nach dem italienischen Vorspeisensalat, der hier aus einer Mitte-Links-Dreierkoalition aus Grünen, „JA – Jetzt Innsbruck“ und der SPÖ bestehen würde.

Wahlkampfabschluss Grüne Waltherpark
APA/MARKUS STEGMAYR
Rund 60 Listenmitglieder und Grünen-Anhängerinnen und Anhänger trafen sich im Waltherpark

Rein rechnerisch nur „Caprese-Koalition“ möglich

Es gehe gegenwärtig darum, die Tiroler Landeshauptstadt in eine gute Zukunft zu führen, sagte unterdessen Willi vor den Grün-Sympathisanten, denen unter anderem Caprese als Stärkung kredenzt wurde. „Wir haben unsere zwei Wahlziele erreicht, wird sind stimmstärkste Partei geblieben und ich gehe in der Poleposition in die morgige Stichwahl“, rief er und erntete kräftigen Applaus. Was aber fast gleich schwer wiege: „Es gab zum Glück keinen Rechtsruck in Innsbruck.“ Linke Parteien seien insgesamt gestärkt worden, was wiederum bedeute, dass sich rein rechnerisch nur die Caprese-Koalition ausgeht, betonte er nochmals seine Vorliebe für diese Variante, die über 22 von 40 Gemeinderatsmandaten verfügt. Blau habe in diesem Farbenspiel nichts verloren: „Die FPÖ soll künftig nur kontrollieren, aber definitiv nicht regieren.“ Vieles was die Freiheitlichen wollen, passe nicht zu Innsbruck, meinte Willi.

Georg Willi, Leonore Gewessler
APA/MARKUS STEGMAYR
Umweltministerin Leonore Gewessler unterstützte ihren Parteikollegen Georg Willi beim Wahlkampfabschluss

Gewessler: Willi als Anker der Stabilität

In dieser Ansicht hatte ihn zuvor auch Gewessler bestärkt, die davon sprach, dass Willi seit Jahren eine klare Haltung mit klaren Positionen habe. Mit einem Bürgermeister Willi stehe auch in Zukunft „Menschlichkeit über Hetze“, strich sie heraus und schoss noch ein weiteres Mal gegen Rechts. Ihr Parteikollege, den sie seit Jahren kenne, sei zudem ein Anker der Stabilität in fordernden Zeiten. „Es geht um viel“, schmetterte die Ministerin der Menge entgegen.

Die Anzengruber-Gruppierung begeht keinen klassischen, medial begleiteten Wahlkampfabschluss. Doch das bedeutete nicht, dass die Wahlwerbung bereits an ihr Ende gelangte. So verteilte man am Samstag noch unter anderem Kaspressknödel im Innsbrucker Rapoldipark. Anzengruber hatte sich am Freitag im APA-Gespräch sehr zuversichtlich gezeigt und gemeint, in der Stichwahl mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl die Nase vorn zu haben – mehr dazu in Anzengruber von Sieg am Sonntag überzeugt . Gegner Willi sah sich zuletzt als Favorit im finalen Urnengang.