Georg Willi und Johannes Anzengruber
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Duell Willi – Anzengruber im ORF Tirol

Mit Georg Willi (Grüne) und Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) sind am Donnerstagabend beide Kandidaten für das Amt des Innsbrucker Bürgermeisters im ORF Studio 3 gewesen. In der sachlich geführten Diskussion präzisierten beide ihre Sichtweisen zu Themen wie Wohnen, Verkehr oder Bildung. Den Livestream hier nachsehen.

ORF Tirol Chefredakteur Georg Laich wollte gleich zu Beginn der einstündigen Diskussion die Meinung von Willi und Anzengruber zum Thema Wohnen erfahren. Aus Sicht beider Kandidaten ist dies eines der großen Themen, das dringend angegangen werden müsse.

Anzengruber mit drei Vorschlägen für leistbares Wohnen

Der 44-jährige Johannes Anzengruber möchte dabei drei Maßnahmen umsetzen, um Wohnen leistbar zu machen. Zum einen sprach er sich für eine Richtlinie aus, um Grundstücksspekulationen zu verhindern. „Wer kaufen will, muss wissen, mit welcher Dichte er rechnen kann. Ab einer bestimmten Grenze ist es geförderter Wohnbau.“ So soll Spekulation unterbunden werden.

Zudem nannte er das Mietkaufmodell als eine Alternative für Junge, damit sich diese Eigentum leisten können. Außerdem müssen aus Sicht von Anzengruber die Betriebskosten gesenkt werden. So sollen etwa variable Zinssätze bei einer Finanzierung eines Wohnbauträgers künftig nicht erlaubt sein. So schaffe man Klarheit und Sicherheit für Mieter.

Die Bürgermeisterkandidaten im Studio 3

Amtsinhaber Georg Willi (Die Grünen) trifft in der Bürgermeisterstichwahl in Innsbruck auf Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck). Drei Tage vor der Wahl, diskutieren die beiden Bürgermeisterkandidaten im ORF Tirol Studio 3 mit Chefredakteur Georg Laich vor Publikum.

Willi will wieder Mietzinsbeihilfe ab dem ersten Tag

Georg Willi sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, dass Wohnen höchstens ein Drittel des Haushaltseinkommens kosten dürfe. Zudem sollen städtische Wohnbauprojekte rasch gebaut werden, um möglichst schnell unbefristete, leistbare Wohnungen zu erhalten.

Zusätzlich sollten von den 7.000 derzeit leerstehenden Wohnungen möglichst viele auf Markt kommen, indem die Stadt den Vermietern helfe. Außerdem soll die Leerstandsabgabe verschärft werden. Willi möchte auch, dass Mieter – wie es bereits vor Jahren der Fall war – bereits ab dem ersten Tag Mietzinsbeihilfe erhalten können. „Denn die hohe Miete müssen sie ja auch ab dem ersten Tag zahlen“, begründete Willi seine Meinung.

Weitgehend Einigkeit beim Thema Bildung

„Das ist das Edelste, was die Stadt, das Land den Kindern mitgeben kann“, so Willi. Man müsse alles tun, damit junge Leute ihr Leben alleine meistern können.

Anzengruber sprach von einem großen Druck, der bereits auf sechs- bis siebenjährigen Kindern und deren Eltern laste. „In der Stadt wollen alle ins Gymnasium.“ Anzengruber möchte verbesserte Mittelschulen und eine bessere Kooperation mit Umlandgemeinden.

Johannes Anzengruber
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Johannes Anzengruber will Innsbrucker Bürgermeister werden

Über die Rolle der FPÖ in der Stadtregierung

Deutlich mehr gesprochen wurde über die neue Regierung. Bürgermeister Georg Willi hatte sich bereits kurz nach der Wahl für die „Caprese-Koalition“ ausgesprochen. Nur diese Koalition aus Grünen, Ja – Jetzt Innsbruck und SPÖ gehe sich mathematisch aus, so Willi.

Nach der Wahl habe er alle Parteien außer die FPÖ zu Sondierungsgesprächen eingeladen. Anzengruber habe dies jedoch abgelehnt, da er zunächst die Stichwahl abwarten wolle, so Willi. Sein Herausforderer begründete dies in der Diskussion damit, dass er abwarten wolle, wer Bürgermeister werde. „Der Bürgermeister lädt zu Gesprächen ein.“ Er schließe im Gegensatz zu Willi niemanden aus, so Anzengruber.

Georg Willi
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Georg Willi will für weitere sechs Jahre Bürgermeister bleiben

Dass er die FPÖ nicht eingeladen habe, begründete Willi damit, dass diese Partei die Kontrolle übernehmen solle. Der Bürgermeister verwies dabei auf das Beispiel Wien. Dort stelle jede Partei je nach Stärke eine bestimmte Zahl an Stadträten. Die Freiheitlichen sollten in Innsbruck in der Rolle der Kontrolle mitarbeiten. „Die inhaltlichen Positionen der Freiheitlichen sind für Innsbruck nicht gut“, so Willi.

Tempo 30 nur in Wohngebieten oder sonst auch?

Beim Thema Verkehr wurde ein Unterschied beider Kandidaten deutlich. Der Durchzugsverkehr, der in den letzten Jahren stark zugenommen habe, müsse aus den Wohngebieten zurückgedrängt werden. Dies solle durch Tempo-30-Zonen und Einbahnsysteme erfolgen, meinte Anzengruber. So solle der Verkehr auf die Hauptstraßen umgeleitet werden.

Willi erklärte hingegen, dass es einfach zu kommunizieren sei, dass grundlegend Tempo 30 gelten soll, wobei es Ausnahmen geben solle. Dies spare Ampeln. Dringenden Nachholbedarf orteten beide Kandidaten bei Radwegen in Innsbruck. Hier sei bislang zu wenig gelungen, gab Willi zu.

Mehr Platz für junge Leute schaffen

Jungen Leuten soll künftig mehr Platz zur Verfügung stehen. Auch hier waren sich beide Kandidaten einig. Wie Anzengruber betonte, sollte in allen Stadtteilen Platz für junge Menschen geschaffen werden. „Die Strukturen dafür sind vorhanden. Man muss alte Dorfplätze attraktiveren. So sollen Treffpunkte entstehen.“

Beide teilten in der Diskussion vor Publikum die Meinung, dass es künftig möglich sein müsse, dass junge Leute Räumlichkeiten im Congresshaus und im Messegelände zum Selbstkostenpreis mieten können.

Willi nannte den Bereich bei der S-Bahn-Haltestelle Messe als gelungenes Beispiel. Ähnlich könne es nach Ende der Baustelle beim Bozner Platz aussehen. Bereits im Laufen sei die Umsetzung des Projekts Coolymp im Olympischen Dorf.

Grüne und Anzengruber als klare Wahlgewinner

Bei der Wahl am 14. April konnten die Grünen die meisten Stimmen für sich gewinnen. Die Liste „Ja – Jetzt Innsbruck“ des früheren Vizebürgermeisters Anzengruber kam auf den zweiten Platz – gefolgt von der FPÖ und der SPÖ. Das Neue Innsbruck mit Spitzenkandidat Florian Tursky landete nur auf dem fünften Platz.

Willi und Anzengruber konnten auch bei der Wahl des Bürgermeisters die meisten Stimmen für sich holen – mehr dazu in Grüne und Anzengruber klare Wahlgewinner.