Ein Borkenkäfer krabbelt auf der Rinde einer Fichte.
APA/dpa/Harald Tittel
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KLIMA & UMWELT

Wintereinbruch: Kälte bremst Borkenkäfer

Das Wetter bleibt noch bis in die nächste Woche äußerst kühl. Eine gute Nachricht für Förster und Waldbesitzerinnen – denn der Borkenkäfer wird dadurch in seiner Entwicklung behindert. Durch den Klimawandel hat sich die Situation in den vergangenen Jahrzehnten generell aber verschärft.

Für ihre Entwicklung brauchen Borkenkäfer mindestens 14 Stunden Tageslicht und 16 Grad Celsius Lufttemperatur. Mit den ungewöhnlich warmen Apriltagen ist es vorerst allerdings vorbei, was Landesforstdirektor Josef Fuchs freut: „Der Borkenkäfer hat sich in den letzten Wochen an den warmen Tagen schon sehr massiv verbreitet. Die alten Borkenkäfer vom letzten Herbst sind da bereits ausgeflogen und haben ihre Eier in den Bäumen abgelegt. Jetzt wird ihr Flug und die Entwicklung der Eier aber eingebremst“, erklärte er gegenüber ORF Tirol.

Der Landesforstdirektor von Tirol, Josef Fuchs
ORF
Landesforstdirektor Josef Fuchs

Hartnäckiger Schädling

Die derzeitige Abkühlung verschafft den Waldaufsehern und Arbeitern also mehr dringend nötige Zeit, um Schadholz aufzuräumen. Lösen wird sie das Borkenkäfer-Problem aber nicht. Selbst die angekündigten nächtlichen Minus-Temperaturen bringen die Käfer nicht um: „Leider ist der Borkenkäfer sehr kälteresistent. Er überlebt ja auch im Winter bei minus 20 Grad“, so Fuchs.

Borkenkäfer ist in einem Gang zu sehen, den das Insekt in den Stamm einer Fichte gefressen hat
APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert
Borkenkäfer befallen Fichten und sorgen dafür, dass die Bäume absterben

Klimawandel beschleunigt Schädlingsproblem

Vergangenes Wochenende, an dem in Tirol bis zu 30 Grad gemessen wurden, sind etwa in den Fallen in Osttirol mehr als viermal so viele Borkenkäfer gezählt worden, wie gewöhnlich: Normalerweise spricht man von einem starken Aufkommen, wenn innerhalb einer Woche 5.000 gefangene Käfer registriert werden, diesmal zählten die Experten an nur einem Wochenende 20.000 Schädlinge. Es herrsche „höchste Alarmstufe“, warnte Fuchs.

Der Klimawandel nützt dem Borkenkäfer. Er kann durch einen milden Herbst länger Eier ablegen und in größere Höhen vordringen. Noch vor wenigen Jahrzehnten sei man davon ausgegangen, dass Borkenkäfer nicht über 1.400 Metern Seehöhe existieren könnten, inzwischen beobachte man Befälle bis an die Waldgrenze in über 2.000 Metern, erklärte Fuchs. Zudem registriere man in Tal- und Mittellagen bis zu drei Geschwisterbruten und Entwicklungszyklen: Aus einem Käferpaar entstehen so im Laufe nur eines Jahres rund 30.000 neue Käfer.

Waldarbeiter
ORF/Lukas Krenn
Nach Stürmen und Schneebruch muss Schadholz entfernt werden, ehe Borkenkäfer darin brüten

Inzwischen sei der Käferbefall so massiv, dass die Schädlinge auch jüngere Bäume befallen, um genug Nahrung zu finden: „Früher wusste man, dass Bäume unter 40 Jahren nicht befallen werden. Mittlerweile haben wir feststellen müssen, dass auch schon 25 bis 30 Jahre alte Bestände befallen werden“, schilderte der Landesforstdirektor die Dramatik des Problems.

Nicht genügend Waldarbeiter

Laut dem Landesforstdirektor liege derzeit noch viel Schadholz im Ötztal, Stubaital und im mittleren und hinteren Zillertal – nicht zuletzt wegen des großen Sturmereignisses 2023 – mehr dazu in Unwetter: 400.000 Festmeter Schadholz. Es gelte, alle Kräfte zu bündeln um dieses Holz aufzuarbeiten, betonte Fuchs. Teilweise befinden sich die umgestürzten Bäume in steilem Gelände, was die Aufgabe erschwert. Auch in Osttirol sei der Höhepunkt des Borkenkäferbefalls noch nicht erreicht, es werde weiterhin ein „massives Problem“ bleiben, so der Landesforstdirektor. Obwohl viele Facharbeiter aus den umliegenden Bundesländern, Bayern und Südtirol in Tirol mithelfen, bräuchte man noch deutlich mehr.

Im kommenden Sommer werde die Trockenheit wieder eine Rolle spielen, schätzte Fuchs. Das sei ein ständiges Thema: „Hohe Temperaturen, wenig Wasser und geschädigte Waldbestände durch Stürme und andere Witterungseinflüsse sind genau die Gründe, warum der Borkenkäfer so leichtes Spiel hat.“ Derzeit ist der heimische Wald noch gut mit Wasser versorgt. Auch die kühlen Tage nützen ihm, ehe die Borkenkäfer bei wärmerem Wetter dann wieder ausfliegen.