Abgeknickte Bäume nach dem Unwetter
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Chronik

Unwetter: 400.000 Festmeter Schadholz

Die jüngsten Unwetter in Teilen Tirols haben in den Wäldern große Schäden hinterlassen. Schätzungen des Landes zufolge entstanden aufgrund der starken Sturmböen rund 400.000 Festmeter Schadholz. Betroffen waren vor allem das Ötztal, Pitztal, Zillertal, Wipp- und Stubaital sowie die Inntalfurche.

Zu den 400.000 Festmetern Schadholz durch die starken Sturmböen in dieser Woche würden noch 150.000 Festmeter infolge des Sturms in der vergangenen Woche hinzukommen, teilte das Land mit. Die gesamte Schadholzmenge entspreche in Summe fast der Hälfte des durchschnittlichen Holzeinschlags eines Jahres in Tirol, hieß es.

Windwurf umgeknickte Bäume
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Der Sturm ließ die Bäume wie Streichhölzer umknicken

Das Schadholz müsse in den nächsten Wochen möglichst rasch aufgearbeitet werden. „Nur so können wir Folgeschäden durch Borkenkäfer verhindern“, sagte der zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Neben Stamm- und Wipfelbrüchen seien nach dem Unwetterereignis auch größere Windwurfflächen festgestellt worden. Hauptbetroffen sei hier der Bezirk Imst mit rund 150.000 Festmeter Schadholz.

Auch hochsensibler Schutzwald vom Sturm betroffen

Nahe der Kaserstattalm oberhalb von Neustift im Stubaital ist der Großteil des hochsensiblen Schutzwaldes von Leo Pfurtscheller zerstört, wie ein Lokalaugenschein des ORF Tirol zeigt. Bis zu 10.000 Kubikmeter Wald habe der Sturm weggefegt, eine Fläche von rund 20 Hektar, sagt der Waldbesitzer.

„Man glaubt im ersten Moment, man träumt“, so Pfurtscheller. Er bewirtschafte den Wald schon jahrzehntelang, schaue, dass sich der Borkenkäfer nicht verbreite, und dann sei mit einem Schlag alles Wüste. Der Schaden belaufe sich auf mehrere Millionen Euro.

Windwurf mit Waldbesitzern bei Krisengespräch
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Lokalaugenschein mit Waldbesitzer Leo Pfurtscheller (1. v. r) und Bezirksforstinspektor Florian Riccabona (3. v. r)

Waldbesitzer sehr gefordert

Auch im gesamten Einzugsgebiet der Bezirksforstinspektion Steinach seien Hunderte Bäume innerhalb weniger Minuten umgerissen worden, im gesamten Gebiet fielen bis zu 60.000 Kubikmeter Schadholz an, erklärt der Leiter der Bezirksforstinspektion, Florian Riccabona. Die Waldbesitzer seien jetzt extrem gefordert, die Schäden aufzuräumen, weil der Windwurf immer erst der Anfang von solchen Schadereignissen sei.

„Die Folge von Windwürfen ist der Borkenkäfer, der mit etwas Verzögerung ein, zwei Jahre danach folgt.“ Gerade in Neustift im Stubaital habe es in den vergangenen Jahren bereits viel Borkenkäferbefall gegeben. Das Unwetter verstärke die Situation umso mehr.

Windwurf von oben
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LK empfiehlt, Frischholzeinschlag einzustellen

„Derzeit haben wir die problematische Situation, dass die aufgrund der Unwetter der vergangenen Tage angefallenen Schadholzmengen auf einen schwierigen Holzmarkt treffen“, führte Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger aus. Die betroffenen Waldbesitzer müssten entlastet werden, daher gelte der eindringliche Appell, die „Schlägerung von Frischholz zu stoppen und bestehende Verträge im Einvernehmen mit den Abnehmern so lange ruhend zu stellen, bis sich die Situation wieder entspannt“.

Die Sturmböen erreichten in der Spitze bis zu 161 km/h. Es kam auch zu Straßen- und Bahnsperren sowie zu größeren, mitunter länger andauernden Stromausfällen – vor allem im hinteren Ötztal. Die Stromversorgung konnte Mittwochabend wiederhergestellt werden. Donnerstagnachmittag waren tirolweit noch rund 40 Netzkunden in drei Gemeinden ohne Strom.