Im Zuge eines Bergsturzes im Jahr 2021 und der Unwetter im Sommer 2022 wurde die Zufahrtsstraße im hinteren Oberbergtal teilweise zerstört. Zudem besteht laut Land Tirol akute Steinschlaggefahr. Aus diesem Grund musste die Straße von Seduck bis zur Oberrissalm gesperrt und ein Notweg errichtet werden. Vom Ortsteil Seduck führt eine Zufahrtstraße fast fünf Kilometer taleinwärts. Allerdings ist diese Straße aktuell für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
Der Notweg basiert auf einer zivilrechtlichen Vereinbarung. Die Verbindung dürfen nur Lieferanten der Almen und Schutzhütten im Sommer benützen, nicht aber Besucher. Das Land wollte die Zufahrt schon länger sanieren, dies scheiterte bisher an einer Einigung innerhalb der Grundeigentümer. Nun soll die Zufahrtsstraße nach Prüfung des Landes zu einer öffentlichen Privatstraße werden. Wie lange das noch dauert, und wie die Zufahrt für den Sommer 2024 geregelt werden soll, ist noch unklar.
Die Zeit drängt
Wie schnell dann tatsächlich mit der Umsetzung des Gesamtprojekts begonnen werden kann, liege wesentlich am Verhalten der betroffenen Grundeigentümer, so der Bürgermeister von Neustift, Andreas Gleirscher, in einer Aussendung des Landes. Für die Errichtung von Steinschlagschutzdämmen, die nicht nur die Straße, sondern auch Bestandsgebäude schützen, brauche es beispielsweise entsprechende Grundflächen.
„Es geht aber nicht mehr um das Ob, sondern um das Wann“, sieht Andreas Gleirscher einen wesentlichen Projektfortschritt. Die Gemeinde setze nach wie vor auf eine aktive Zustimmung der betroffenen Grundeigentümer. Zu Fall bringen könnten diese das Projekt aufgrund des öffentlichen Interesses in einem straßenrechtlichen Verfahren jedoch nicht, so Bürgermeister Andreas Gleirscher.
Wegeposse dauert nun schon Jahre an
Allerdings zieht sich die Situation nun schon seit Jahren. Gemeinderäte haben den Bürgermeister kritisiert, dass die untragbare Situation sich nun schon seit Jahren hinziehe. Das Oberbergtal ist ein wichtiges touristisches, bei Bergsteigern und Wanderern beliebtes Gebiet. Die Sperre der Zufahrt habe zu massiven Einbußen geführt – mehr dazu in Kritik an Straßensperre im Oberbergtal
Herausfordernd ist die gesperrte Zufahrt auch für eine der bekanntesten Alpenvereins-Schutzhütten in Tirol, die Franz Senn Hütte. Auswirkungen gibt es vor allem, was die Erreichbarkeit der Hütte anbelangt.
Die Franz-Senn-Hütte hatte vergangene Sommersaison nach eigenen Angaben mit gewaltigen Umsatzeinbußen zu kämpfen, bis zu 90 Prozent der Tagesgäste blieben aus. Einheimische, Familien oder Senioren hätten früher den mit eineinhalb Stunden überschaubar langen Zustieg genutzt. Durch die gesperrte Zufahrt hat sich die Gehzeit auf drei Stunden verdoppelt.
Land will nun rasches Vorgehen
Das Land hofft nun, dass eine rechtliche Klarstellung die öffentliche Zufahrt für die Almen und Hütten inklusive der bedeutsamen Franz-Senn-Hütte im hinteren Oberbergtal rasch in die Wege geleitet werden kann, so Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) in einer Aussendung.
Auch die Finanzierung über das Infrastrukturprogramm des Landes und aus Mitteln des Katastrophenfonds sei festgelegt, so Geisler. Bereits in den nächsten Wochen soll die straßenrechtliche Verhandlung ausgeschrieben und durchgeführt werden. 1,5 Millionen Euro werde die Sanierung und der Schutz der öffentlichen Straße kosten.
Wie es im heurigen Sommer mit dem im Jahr 2021 errichteten Notweg und somit mit der Erreichbarkeit des hinteren Oberbergtals weitergeht, ist derzeit offen. Gespräche zwischen der Gemeinde und den Grundeigentümern würden laufen, so der Neustifter Bürgermeister.