Mit Menschen gefüllter Saal
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Verkehr

Widerstand gegen das Fernpass-Paket

Geht es nach der Politik, soll der Fernpasstunnel fix gebaut werden. Eine Maut soll gleichzeitig Geld für Sanierung des Lermooser Tunnels bringen. Viele Anrainer befürchten durch den Ausbau zusätzlichen Verkehr, sie fühlen sich regelrecht „überfahren“. Bei einer Infoveranstaltung des Transitforums in Reutte formierte sich Widerstand.

Das Land macht in Sachen Fernpasstunnel Tempo. Der Landtag wird nächste Woche die gesetzlichen Grundlagen für die Bemautung der Fernpassstrecke schaffen. Eine Woche später, am Gründonnerstag, findet die mündliche Verhandlung für die Baubewilligung des Scheiteltunnels statt – mehr dazu in Verfahren für Fernpasstunnel eingeleitet.

Nach Jahrzehnten mit wiederkehrenden Staus, mit Unfällen und mit Stillstand in den Außerferner Gemeinden wegen des Ausweichverkehrs könnte man meinen, dass sich die betroffenen Anrainer über eine Tunnellösung freuen. Doch stattdessen formiert sich Widerstand.

Fritz Gurgiser bei Rede
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Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser rief zum Widerstand auf

Ausbau ist „die Vorstufe zur Autobahn“

Der Veranstaltungssaal in Reutte war Mittwochabend bis auf den letzten Platz gefüllt. An die 200 Interessierte waren gekommen. Was sie fast durchwegs eint: Der überwiegende Teil ist gegen den geplanten Ausbau der Fernpassstrecke mit einem Scheiteltunnel auf der Passhöhe sowie mit einer zweiten Röhre und Sanierung beim Lermooser Tunnel.

Trotz Maut befürchten Anrainer und Betroffene, dass für den Verkehr ein Ausbau der Fernpassstrecke noch attraktiver wird, dass noch mehr Verkehr angezogen wird. Dass das Land das Projekt realisieren will, ohne die Bevölkerung eng mit einzubeziehen, ließ die Volksseele bei der Infoveranstaltung kochen. „Es gibt 30.000 Einwohner im Außerfern. Da wird über die Köpfe hinweg entschieden. Und wir müssen mit dem leben, was die machen. Alle Leute, mit denen ich geredet habe, sind einhellig der Meinung, der Scheiteltunnel ist für Katz“, so ein Teilnehmer. Eine Frau meinte, dass „der Tunnel die Vorstufe zur Autobahn ist“. Ein anderer wiederum schlug eine „Demonstration vor dem Landhaus“ vor. Er sieht sich durch Politik, auch durch die örtlichen Bürgermeister, verraten.

Gurgiser: Keine „gegessene Gschicht“

Am 20. März steht das Fernpass-Paket im Landtag auf der Tagesordnung, eine Woche später ist Bauverhandlung für den Scheiteltunnel in Nassereith. Auch wenn von Landesseite alles auf Schiene zu sein scheint – die Bevölkerung müsse dagegenhalten, rief der Obmann des Transitforums Austria Fritz Gurgiser zum Widerstand auf: „Ich sehe die Vorhaben auf der Fernpassstrecke nicht als ‚gegessene Geschichte‘ an. Jetzt ist der Zeitpunkt da, nach 30 Jahren, dass wir endlich sagen, wir tun da nicht mehr mit.“

Als erstes Ziel und Minimum gab Gurgiser aus, dass das Land in der Fernpass-Frage eine Nachdenkpause einlegt. Sie müsse bei dem Projekt auf die Stopp-Taste drücken. Durch den Ausbau der Strecke werde sich der Verkehrsdruck nur noch weiter erhöhen. Auf bayerischer Seite werde die Umfahrung Garmisch-Partenkirchen gebaut, mit ihrer Fertigstellung werde noch mehr Verkehr ins Außerfern rollen, ist der Transitforum-Obmann überzeugt. Dem immer wiederkehrenden Verkehrchaos auf der Fernpassstrecke müsse man mit Beschränkungen und Dosierungen beikommen, ebenso mit einer Einschränkung der derzeit bestehenden Ausnahmen vom Lkw-Fahrverbot, das an sich für Schwertransporte über 7,5 Tonnen gilt – allerdings nicht für den sogenannten Ziel- und Quellverkehr, der nicht nur Transporte ins Außerfern umfasst, sondern auch Ausnahmen für Dutzende Landkreise in Bayern vorsieht.