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Drei Fragen – drei Antworten: Verkehr

Im Vorfeld der Innsbrucker Gemeinderatswahl am 14. April hat der ORF Tirol den Parteien drei Fragen zu Sachthemen gestellt. Nach der ersten Frage über die Ideen zur Entschärfung des überteuerten Wohnungsmarktes in der Landeshauptstadt geht es nun um die Positionen zu Verkehr und Mobilität.

Egal ob Bozner Platz, Tempo 30 oder das Radwegenetz – in Innsbruck wurde die Gestaltung von Verkehr und Mobilität in den vergangenen Jahren zu einem heiß diskutierten Thema. Die Landeshauptstadt ist als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Tirols täglich eine wichtige Drehscheibe für Tausende Menschen. Die Rolle als Verkehrsknotenpunkt wird damit auch in der politischen Debatte immer wieder deutlich spürbar.

TV-Hinweis:

Eine Einordnung von Expertinnen und Experten zum Thema Mobilität in Innsbruck sehen Sie in „Tirol heute“, 19.00 Uhr in ORF 2

Allein für das Jahr 2024 sind in der Stadt zahlreiche Bauprojekte angesetzt. Diese hängen teilweise eng mit Erneuerungen bei der Verkehrsinfrastruktur zusammen – mehr dazu in 55 große Bauvorhaben in Innsbruck geplant. Die damit einhergehenden Behinderungen und Veränderungen werden nicht nur den Alltag der Innsbruckerinnen und Innsbrucker im Wahljahr prägen, sondern allgemein mit dem Thema Verkehr auch die Arbeit des nächsten Gemeinderates.

Die konkrete Frage des ORF Tirol an die Parteien lautete deshalb: Welche Maßnahme in puncto Mobilität (beispielsweise im Bereich Individualverkehr, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), mögliche Zukunftskonzepte wie Stadtseilbahn etc.) würden Sie umsetzen wollen? Die Antworten wurden in alphabetischer Reihenfolge der Listenbezeichnungen geordnet.

Mesut Onay
ALI
Mesut Onay

ALI mittelfristig für Gratis-Öffis

Die Alternative Liste Innsbruck (ALI) will in erster Linie klimaschädliche Emissionen verringern und daher Alternativen zum Autoverkehr ausbauen. Dabei setzt Spitzenkandidat Mesut Onay auf zeitnahe Lösungen, um Voraussetzungen für ein klimafreundliches Leben zu schaffen. Außerdem seien Lücken in der Anbindung und bei der Taktung im Öffentlichen Verkehr schnellstens zu schließen. Mittelfristig befürwortet ALI Gratis-Öffis. Dafür müssten zuerst die Arbeitsbedingungen der Fahrerinnen und Fahrer verbessert werden.

Zusätzlich fordert ALI eine konsequente Umsetzung des Masterplans „Radverkehr und Gehen“. „Weitere wichtige Aspekte sehen wir in einer Temporeduktion auf 30 km/h, dem Aufbau eines stationsbasierten E-Carsharings und dem Einrichten von Schulstraßen“, heißt es von der Alternativen Liste Innsbruck.

Florian Tursky
Das neue Innsbruck
Florian Tursky

Das neue Innsbruck: Autos für Zentrum wichtig

„Innsbruck muss für alle Verkehrsteilnehmer Platz haben“, erklärt Spitzenkandidat Florian Tursky von Das neue Innsbruck in seiner Anfragebeantwortung. Das bedeute, dass das Ausspielen von einzelnen Verkehrsteilnehmern gegeneinander, etwa Radfahrer gegen Autofahrer, aufhören müsse. Der Autoverkehr sei für die Innenstadt jedenfalls notwendig. Andernfalls könne die Stadt wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig bleiben.

Beim Öffentlichen Verkehr brauche es mehr Wertschätzung für die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schließlich dürfe ein zuverlässiger ÖPNV nicht am Personalmangel scheitern. Eine Stadtseilbahn hätte zwar durchaus Charme, antwortete Das neue Innsbruck. Ein derartiges Projekt sei derzeit aber nicht aktuell und könne nur mittels Bürgerbeteiligung und Volksabstimmung realisiert werden.

Georg Willi
Die Grünen
Georg Willi

Die Grünen: Autoverkehr zurückdrängen

Die Partei von Bürgermeister Georg Willi (Die Grünen) spricht sich für eine kostenlose Mobilität für Kinder bis 18 Jahre aus. Das soll eine Aufstockung des Schultickets ermöglichen. Daneben wollen die Grünen den ÖPNV ausbauen, indem die Stadt bestehende Straßenbahnlinien inklusive Grüngleis erweitert und elektrifizierte Bus-Linien einführt. Neue Brücken beim Marktplatz, über den Bahnhof oder bei der Sillmündung sollen für Radfahrerinnen und Radfahrer sowie für Fußgängerinnen und Fußgänger geschaffen werden.

Darüber hinaus sollen die Projekte des Radmasterplans fortgesetzt und einzelne Lücken geschlossen werden. Grundsätzlich soll laut den Grünen Tempo 30 mit Ausnahme von Durchzugsstraßen eingeführt werden. „Dies und das Zurückdrängen des Autoverkehrs würden mehr Raum für die Menschen in der Stadt schaffen“, heißt es.

Helmut Buchacher
DU-I Die Unabhängigen-Innsbruck Helmut Buchacher
Helmut Buchacher

DU – I: Gegeneinander inakzeptabel

Die Liste Die Unabhängigen – Innsbruck (DU – I) übt in ihrer Antwort Kritik an gegenwärtigen Zuständen im Verkehr in der Landeshauptstadt. Zum einen werde durch die Verkehrspolitik das bisherige Gegeneinander gefördert. Zum anderen sei es inakzeptabel, was sich auf Gehsteigen, Fußgängerzonen und Haltestellen abspielt. Prioritär seien für Helmut Buchacher von DU – I die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden.

Mit den Änderungen im Dezemberfahrplan sei der öffentliche Verkehr entgegen der politischen Appelle verschlechtert worden. Das sei ein Versagen der IVB und ebenfalls inakzeptabel. Als konkrete Maßnahme schlägt die Liste vor, die Straßenbahn wegen hoher Kosten nicht nach Völs zu verlängern. Grund dafür seien die begrenzten finanziellen Mittel bei Stadt und Land. Stattdessen sollte die Linie T mit modernen O-Bussen betrieben werden.

Helmut Reichholf
Einig Innsbruck
Helmut Reichholf

Einig Innsbruck für Slot-System

Spitzenkandidat Helmut Reichholf von Einig Innsbruck listet in seiner Antwort mehrere Maßnahmen auf. Dazu gehört etwa eine Bevorzugung des Öffentlichen Verkehrs mittels exklusiver Spuren für Bus und Straßenbahn. Außerdem will Einig Innsbruck auf eine „On-Demand-Mobilität“ mit Car-Sharing setzen.

Für Entlastung des städtischen Verkehrs soll laut Reichholf ein Slot-System für Gästebusse und Individualverkehr sorgen. In diesem Zusammenhang nennt er auch Park-and-Ride-Möglichkeiten bei den Autobahnausfahrten mit einer engen Taktung von Shuttle-Bussen. Wer auf das eigene Auto verzichtet, sollte ihm zufolge Anreize wie ein vergünstigtes Öffi-Ticket oder Taxigutscheine erhalten. Mit Ausnahme einzelner wichtiger Verkehrsachsen, etwa des Südrings oder der Haller Straße, spricht sich Einig Innsbruck für eine flächendeckende Tempo-30-Beschränkung aus.

Markus Lassenberger
FPÖ
Markus Lassenberger

FPÖ für durchgängige Busbuchten

„Für uns ist klar, dass die Behinderungspolitik gegenüber den Autofahrern rückgängig gemacht werden muss“, meinte die FPÖ in ihrer Antwort zum Thema Mobilität. In puncto Radfahren betont Spitzenkandidat Markus Lassenberger die Verkehrssicherheit. Radfahrer dürften nicht zu einer Gefahr für Fußgänger werden. Bei der Errichtung der öffentlichen Leihräder der Stadt Innsbruck sei darauf zu achten, dass keine Parkflächen oder Fahrstreifen in Anspruch genommen werden.

In Bezug auf den öffentlichen Verkehr seien die Igler Bahn inklusive einer Anbindung an die Innenstadt sowie die Amraser Bahn zu erhalten. Zusätzlich spricht sich die FPÖ beim Busverkehr für durchgängige Busbuchten aus. Das gewährleiste mehr Sicherheit. Darüber hinaus sei für alle Verkehrsteilnehmer ein funktionierender Winterdienst essenziell, so die FPÖ.

Gerald Depaoli
Gerechtes Innsbruck
Gerald Depaoli

Gerechtes Innsbruck: IVB-Fahrplan überdenken

Gerald Depaoli, Spitzenkandidat von Gerechtes Innsbruck, forderte in seiner Antwort, den Linienfahrplan der IVB zu überdenken. Vor allem in einzelnen Stadtteilen gebe es nach wie vor große Gebiete, die kaum mit Öffis erreichbar seien. Das betreffe beispielsweise Pradl. Die Linie J zwischen Igls und der Hungerburg müsse etwa Richtung Gramart ausgebaut werden. Eine Verlängerung in das Naherholungs- und Wohngebiet sei längst überfällig. Änderungsanträge im Gemeinderat seien diesbezüglich bislang abgelehnt worden.

Angesichts der Kosten für den Öffi-Verkehr verweist Gerechtes Innsbruck auf eine länger zurückliegende Forderung: Schon seit 2018 setze man sich für eine Gratisfahrt für alle Öffis für Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre ein. Für eine Verkehrsentlastung sollten Parkplätze am Stadtrand mit Öffi-Anbindung sorgen. Dort könnten Pendlerinnen und Pendler ihr Auto stehenlassen.

Johannes Anzengruber
JA
Johannes Anzengruber

JA: In 15 Minuten ins Stadtzentrum

Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) meinte in seiner Anfragebeantwortung, dass alle Bereiche der Mobilität (zu Fuß, Rad, Öffis, Autoverkehr) ganzheitlich mit Stadt- und Raumplanung abgestimmt werden müssten. Das ermögliche etwa kurze Wege für jeden Bereich, weniger Ampeln und mehr Flüssigkeit im Verkehr. Der Radverkehr solle weiter gefördert werden, um Lücken zu schließen und sichere Radwege zu ermöglichen. Gleichzeitig sollten Parkplätze erhalten werden.

Des Weiteren verweist JA auf E-Carsharing-Modelle und ein flächendeckendes Angebot von E-Ladestationen. Beim Öffi-Verkehr sollten die Linienführungen geändert werden. Das konkrete Ziel sei dabei, eine Fahrzeit von maximal 15 Minuten von jedem Stadtende ins Zentrum zu erreichen. Als „Visionen“ führt Anzengruber einen kostenlosen Verkehr ab 2030 an, daneben auch eine „Überflurbahn“ im Inntal am Inn entlang.

Pia Tomedi KPÖ Kommunistische Partei
KPÖ
Pia Tomedi

KPÖ: Verkehrs- und Wohnpolitik verknüpfen

„Verkehrspolitik ist untrennbar mit Wohnungspolitik verbunden“, schrieb die Kommunistische Partei. Wenn es leistbaren Wohnraum in der Stadt gebe, müssten die Menschen nicht auf das günstigere Umland ausweichen, meinte die Innsbrucker Spitzenkandidatin Pia Tomedi. Im Bereich Mobilität brauche es jedenfalls ein modernes Verkehrskonzept. Die Menschen müssten vom Umstieg auf den öffentlichen Verkehr überzeugt werden.

Schließlich sei Stau die logische Folge eines Ausbaus von motorisiertem Verkehr. Und das sei für das Leben in der Stadt und dem Klima schädlich. Für die KPÖ sind Öffis die Lösung für eine verkehrsberuhigte Stadt. Für einen vermehrten Umstieg brauche es attraktive Verbindungen und leistbare Tickets.

Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz)
APA/ROLAND SCHLAGER
Andrea Haselwanter-Schneider

Liste Fritz: Parkgaragen miteinander verbinden

Die Liste Fritz will in der Innsbrucker Verkehrspolitik mit ihren Forderungen aus der Landespolitik ansetzen: So soll die Landeshauptstadt zu einer Pilotregion für Gratis-Öffis werden. Das sei ein Anreiz zum Umstieg. Für den Parkraum des motorisierten Autoverkehrs will die Partei die zentralen Parkgaragen miteinander verbinden und die Einfahrten einheitlich regeln.

Zwar wolle man verhindern, dass weitere Parkplätze verschwinden. Dennoch sollen die Autos in Zukunft möglichst unterirdisch abgestellt werden. Auf der Ferrariwiese könne ein Parkplatz für Touristenbusse entstehen. „Die Touristen fahren von dort aus mit den Öffis in die Innenstadt“, so der Vorschlag der Liste Fritz. Das soll zu einer Entlastung des Stadtzentrums beitragen und Staus vermeiden.

Julia Seidl
NEOS
Julia Seidl

NEOS: Stadtseilbahn schnell umsetzen

„Mit dem Bau von ein paar neuen Radlwegen wird es nicht getan sein“, erklärte NEOS mit Hinweis auf die Notwendigkeit von modernen Verkehrslösungen. Eine solche sei etwa eine Stadtseilbahn, welche die Partei ursprünglich vorgeschlagen habe. Eine Umsetzung sei auch möglich, wie eine Studie zeige. Doch für diese Form der Entlastung dürfe keine Zeit verschwendet werden. Das gelte auch für die Zusammenlegung der Tiefgaragen. Schließlich gehöre der „Parksuchverkehr“ unter die Erde verlegt.

Spitzenkandidatin Julia Seidl will sich darüber hinaus für einen leichteren Umstieg vom Privat-Pkw auf alternative Verkehrsmittel einsetzen. Notwendig dafür seien sogenannte „Mobilitäts-Hubs“, also strategisch sinnvoll platzierte Knotenpunkte für unterschiedliche Transportmittel wie Car-Sharing, E-Scooter, City-Bikes oder E-Ladestationen.

Elisabeth Mayr
Michael Kropacek
Elisabeth Mayr

SPÖ will Bevölkerung mitnehmen

Weniger Autos, mehr Lebensraum und mehr Mitbestimmung der Bevölkerung – unter diese Schlagworte stellt die SPÖ ihre Antwort zur Mobilität. „Völlig neue Ideen“ brauche es dafür nicht. Im Gegenteil: Erforderlich sei ein klares und ernsthaftes Bekenntnis zu den Öffis. Die Sozialdemokratische Partei Innsbruck stehe für eine höhere Taktung im öffentlichen Nahverkehr, für den Ausbau des Netzes, die Erweiterung des Angebots, die Leistbarkeit und für faire Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB).

Zusätzlich will die SPÖ mit Spitzenkandidatin Elisabeth Mayr bei der Straßenraumgestaltung und der Verkehrsberuhigung die Bevölkerung einbinden. Speziell in Wohngebieten und in der Nähe von Bildungseinrichtungen soll die Geschwindigkeit reduziert werden.

Chris Veber
TUN
Chris Veber

TUN: Kein Geld für „Leuchtturmprojekt“

Chris Veber von der Liste Transparent(e) Unabhängig(e) Neu(e) Gesellschaft (TUN) hielt in seiner Antwort einleitend fest: „In Innsbruck wollte jeder Bürgermeister seine Duftmarke setzen.“ Zuerst habe es Elektrobusse gegeben. Dann sei auf Diesel umgestellt worden. Nun gebe es Straßenbahnen. Aufgrund der „maroden Stadtfinanzen und der finanziellen Belastung der Bürger“ sieht TUN keinen Bedarf für ein „Leuchtturmprojekt“.

Soweit es möglich ist, wäre es laut Veber aber sinnvoll, die Gehälter der IVB-Angestellten zu erhöhen. Mit mehr Personal könne auch die Taktung der Öffi-Verbindungen erhöht werden. Über eine Stadtseilbahn sollte die Bevölkerung selbst entscheiden. Zuvor brauche es aber Klarheit über die Kosten für ein solches Projekt.