Zwei Personen vor Infotafel
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Wirtschaft

Ehrwald diskutiert über Windpark-Projekt

Rund 250 Menschen haben sich am Montag bei einer Informationsveranstaltung ein Bild von einem geplanten Windpark-Projekt in Ehrwald (Bezirk Reutte) gemacht. Eine niederösterreichische Betreiberfirma will elf Windräder errichten. Die Bevölkerung ist gespalten.

Im Zugspitzsaal in Ehrwald bildeten sich bei einer ersten Bürgerinformationsveranstaltung teils harte Diskussionsfronten. Das Thema Windkraft ist ein heißes Eisen. In Tirol steht noch kein einziges Windrad und politisch wird diese Art der Energienutzung forciert. In der Außerferner Gemeinde überwiegt bei den Skeptikern die Sorge vor Naturzerstörung. Vor allem ältere Menschen äußerten Bedenken. Im Naherholungsgebiet „Auf den Thörlen“, wo die Betreiberfirma die Windräder bauen will, werde Tieren und Pflanzen der Lebensraum genommen, hieß es mehrfach.

Besucherinnen und Besucher bei Infoveranstaltung zu Windkraft in Ehrwald
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250 Besucherinnen und Besuchern informierten sich bei einer Veranstaltung über das Projekt

Stimmung: 40 Prozent dafür, 60 Prozent dagegen

Während der Infoveranstaltung meldeten sich die Gegner zahlreicher und lauter zu Wort als die Befürworter. 40 Prozent sind dafür, 60 Prozent sind dagegen – so wurde die Stimmungslage vor Ort eingeschätzt. Als nächsten Schritt will der Ehrwalder Bürgermeister Markus Köck (Ehrwald Eins) eine Bürgerbefragung durchführen.

Nach der nächsten Gemeinderatsversammlung soll ein Termin fixiert werden. „Wir müssen in der Lage sein, Demokratie walten zu lassen. Dass jetzt am Anfang einige Gegner kommen, ist ganz klar und verständlich. Mir ist wichtig zu wissen, ob die Leute das wollen oder nicht wollen. Ich möchte die Bürgerinnen und Bürger entscheiden lassen.“

Ehrwald Windräder Plan
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In einem Naherholungsgebiet sollen nach den Plänen einer niederösterreichischen Firma elf Windräder aufgestellt werden

110 Millionen Euro Gesamtkosten

Noch stehe man ganz am Anfang, sagte der Projektleiter der niederösterreichischen Betreiberfirma Im Wind, Christoph Bruny. Man hoffe auf Zustimmung in der Gemeinde. In Betrieb würde der Windpark theoretisch erst in zehn Jahren sein, die Weichenstellungen dafür müssten sofort beginnen.

Umfangreiche, zwei Jahre dauernde Windmessungen sowie die Kartierung der Flora und Fauna im Naherholungsgebiet an der bayerischen Grenze wären vor der Einreichung zur Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Rund zwei Millionen Euro würde die Betreiberfirma in die Vorplanung investieren müssen. Die Gesamtkosten für das Projekt werden mit 110 Millionen Euro beziffert – mehr dazu in Tiroler Windkraftprojekte mit Fragezeichen.

Fotomontage Windräder in Ehrwald
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Fotomontagen zeigten bei der Infoveranstaltung, wo Windräder errichtet werden sollen

Opposition will Projekt verhindern

Einer der vehementesten Windpark-Gegner ist der Ehrwalder Gemeinderat Peter Steger (Zukunft Ehrwald). Er äußerte seine Bedenken auf seinem Blog und nahm sich auch bei der Infoveranstaltung kein Blatt vor den Mund. „Die Tatsache, dass es in Westösterreich kaum Windkraftwerke gibt, hat einen guten Grund. Das Gelände ist sehr komplex und sensibel, die Natur ist wesentlich sensibler als im Flachland. Es wäre so, als würde man planen, im Burgenland große Staudämme für Wasserkraft zu errichten. Jeder würde sagen, das ist illusorisch, das funktioniert nicht.“

Jedes Windrad viermal so hoch wie ein Baum

Mit 120 bis 130 Metern Nabenhöhe wäre jedes der geplanten Windräder viermal so hoch wie ein ausgewachsener Nadelbaum. Die Projektbefürworter stört die Größe und die insgesamte Optik eines Windparks in unmittelbarer Gemeindenähe nicht. Sie sehen vielmehr die Zukunftschancen für erneuerbare Energieformen. Ein Besucher der Infoveranstaltung meinte: „Jeder will Strom, doch keiner sagt, woher er kommen soll. Atom will man nicht, dieses und jenes will man auch nicht, irgendetwas werden wir aber brauchen. Das Projekt würde auf Gemeindegebiet errichtet. Für mich passt das gut.“