Windrad gegen die Sonne
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Tiroler Windkraftprojekte mit Fragezeichen

Tirol ist das einzige Bundesland ohne Windkraftwerke. Das Land hatte nach Kritik hatte eine 100.000-Euro-Förderung für das erste in Tirol gebaute Windrad ausgelobt. Während sich Seilbahner Franz Hörl von seinen Plänen in Gerlos verabschiedet hat, wird in Ehrwald (Bezirk Reutte) weiter an einem Windpark-Projekt gearbeitet.

Bis zu 160 Windräder wären laut einer Studie in Tirol möglich – mehr dazu in 160 Windräder in Tirol laut Studie möglich. Neben einer Prämie von 100.000 Euro für das erste Windrad in Tirol fördert das Land seit Jahresbeginn Windmessungen für Windenergieprojekte mit einer Leistung von mindestens 250 Kilowatt.

Windräder in Gerlos nicht umsetzbar

Für den streitbaren ÖVP-Nationalratsabgeordneten und obersten Seilbahner in der Bundeswirtschaftskammer, Franz Hörl, kommt das ohnehin zu spät: „Die 100.000 Euro habe ich sicher schon in Projektkosten ausgegeben“, so Hörl.

Franz Hörl in Gerlos Windräder
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Hörl wollte Vorreiter beim Thema Windkraft in Tirol sein

Als Geschäftsführer der Gerloser Bergbahnen wollte Hörl bei der Bergstation Steinmandl im Skigebiet Gerlos-Zillertal Arena Windkraftanlagen errichten und damit 50 Prozent des Strombedarfs im Skigebiet abdecken – mehr dazu in Seilbahner Hörl will Windräder in Skigebiet. Doch laut Windmessungen und Gutachten geht es sich nicht aus: „Wir haben Wind gemessen. Man glaubt es nicht, aber beim Wind sind wir grenzwertig am untersten Rand. Jahresdurchschnittlich sind wir weit unter den Werten, die teilweise in Niederösterreich sind“, sagt Franz Hörl. Das würde aber gerade noch gehen. Das wahre Problem stelle der Transport der Windräder nach Gerlos dar, der ist praktisch nicht machbar. Hörl hat sich daher von seinem Windkraftprojekt verabschiedet.

Elf Windräder für Ehrwald?

In der Gemeinde Ehrwald im Außerfern beginnt die Diskussion um einen Windpark dort erst. Die Firma „ImWind“ aus Niederösterreich hegt Pläne für die Stromgewinnung mit insgesamt elf Windrädern. Die Baukosten dafür würden mehr als 100 Millionen Euro betragen.

Ehrwald Windräder Plan
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Der Plan für die elf Windräder

Bürgermeister Markus Köck kann sich mit dem Projekt gut anfreunden: „Die einzelnen Bürgerinnen und Bürger können sich zu einer Energiegemeinschaft zusammenschließen und können natürlich auch günstig Strom beziehen. Das heißt konkret in unserem Fall, dass ein Windrad den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung steht.“ Aus heutiger Sicht bedeute das eine jährliche Ersparnis bei den Stromkosten von 400 Euro für einen durchschnittlichen Haushalt, so der Bürgermeister.

Kritiker sprechen von „Monster-Bauwerke“

Der Windpark soll im bewaldeten Naherholungsgebiet „Auf den Thörlen“ an der Grenze zu Bayern entstehen. Den Grund wollen Gemeinde und Agrargemeinschaft zur Verfügung stellen. Gerodet müsste angeblich nur wenig werden.

Gebiet Ehrwald, geplante Windräder
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In diesem Wald sollten die elf Windräder entstehen

Die Politik im Ort ist allerdings gespalten. Sogar der Grüne Vize-Bürgermeister Robert Wilhelm lehnt das Projekt ab: „Diese Windkraftanlagen sind natürlich Monster-Bauwerke. Die Nabenhöhe beträgt 120 bis 130 Meter. Das wäre optisch schon ein sehr großer Eingriff in unsere schöne Natur.“ Und Peter Steger von der Liste „Zukunft-Ehrwald“ ergänzt: „Vor allem, wenn man es sich im Windatlas anschaut, ist das bei weitem nicht die Position, an der sich so etwas rentiert. Mir fehlt da vollkommen die Wirtschaftlichkeit.“

Bürger entscheiden

Was das Projekt betrifft, sind noch viele Fragen offen. Am 15. Jänner ist ein Bürger-Informationstag geplant. Letztendlich werde nicht der Gemeinderat, sondern die Ehrwalder Bevölkerung entscheiden, sagt Bürgermeister Köck. Es könnte allerdings sein, dass sich Ehrwald die vom Landeshauptmann ausgelobte Prämie holt.

Tirol befindet sich noch in der Windkraft-Flaute. Selbst wenn das Projekt Ehrwald Zustimmung findet, wird es laut Prognose erst in zehn Jahren konkret in Betrieb gehen, heißt es.