Der in seinem Brotberuf als Rechtsanwalt tätige Andreas Ermacora war dafür bekannt, den Alpenverein als Präsident mit viel Stabilität und Wertschätzung geführt zu haben. In den 31 Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit verdreifachte sich die Anzahl der Mitglieder auf 725.000. Die Themen blieben dieselben: Jugendarbeit, Bergsport und die Herausforderungen durch Hütten und Wege. Man merke immer mehr, dass durch den Klimawandel und den auftauenden Permafrost die Wege wegbrechen, sagt der langjährige Alpenvereins-Präsident.
Forderung nach Geld aus öffentlicher Hand
Auch Hütten seien ständig zu sanieren, eine schwer erreichbare Hütte auf 2.000 Metern sei schwieriger zu erhalten als im Tal. Deshalb seien der Alpenverein und die alpinen Vereine auf öffentliche Unterstützung angewiesen, so Ermacora. „Die Gegenleistung dafür ist die zur Verfügung Stellung der alpinen Infrastruktur für die Allgemeinheit, nicht nur für die Alpenvereinsmitglieder.“ Deshalb fordere man öffentliche Unterstützung durch die Republik und die Länder.
Bis zu 500 Stunden pro Jahr im Ehrenamt tätig
1991 wurde der gebürtige Innsbrucker Ermacora von einem Rechtsanwaltskollegen gefragt, ob er das Ehrenamt als Sachwalter für Rechtsangelegenheiten beim Alpenverein übernehme. Auf die Frage, was zu tun sei, hieß es, das seien ein paar Sitzungen im Jahr – woraufhin er zugesagt habe. Aus den wenigen Stunden wurden vier- bis fünfhundert Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit. Er trat damit in die Fußstapfen seiner Eltern, die auch beide beim Alpenverein tätig waren. Sein Vater, der Völkerrechtler Felix Ermacora, war Erster Vorsitzender des Vereins.
Oppurg und Haim waren seine Ausbildner
Als Kind ging er mit ihnen am Wochenende in die Berge. Begeistert war er dabei nicht, die Liebe zum Alpinismus kam später. Beim Militär in Absam habe er neben anderen Bergführern Franz Oppurg und Werner Haim kennengelernt, die seine Ausbildner waren. Dadurch habe er wieder die Liebe zu den Bergen entdeckt.
Oppurg beispielsweise schrieb 1978 mit der ersten Solo-Besteigung des Mount Everest Alpingeschichte. Er war ein stiller Held, dem nichts an Vermarktung lag, umso mehr aber an Kameradschaft, die er weitergab. Solche Menschen hätten ihm die Kameradschaft am Berg mitgegeben, die ganz wichtig sei, so Ermacora.
Geprägt durch den Tod naher Menschen
Diese Kameradschaft habe er auch bei Robert Renzler erlebt. Der ehemalige Generalsekretär des Alpenvereines Robert Renzler verunglückte im Mai tödlich bei einem Kletterunfall – mehr dazu in Außerschmirn: Tödlicher Kletterunfall. Mit Renzler ging auch einer der menschlich ganz großen Alpinisten.
Zu diesen Schicksalen, die das Leben und der Bergsport mit sich bringen, gehört auch der tragische Lawinenunfall der Jungen Alpinisten im Jahr 2015. Das sei eine schlimme Sache gewesen, weil man die Verantwortung für diese jungen Sportler hatte und man ein Jahr davor beschlossen habe, dieses junge Alpinistenteam zu gründen, so Ermacora. „Dass dann gleich bei der ersten Hochtour drei junge Menschen sterben mussten, war ganz schlimm und das hat mich auch persönlich mitgenommen“.
Den Bergsport bei aller Naturschutzarbeit nicht vergessen
Durch schwierige Zeiten führte Andreas Ermacora den Alpenverein mit Wertschätzung, Beständigkeit und Beharrlichkeit: Neben einer soliden finanziellen Basis wünscht Ermacora dem Verein, „dass er weiterhin standhaft ist, dass er weiterhin auch als Naturschutzorganisation Kanten zeigt“. Wie die Entwicklung der Mitglieder vor sich gehe, werde man sehen.
Das Wichtigste seien die Statuten: Dass vorangetrieben und weitergeführt werde, was seit 160 Jahren in den Statuten festgeschrieben sei. Ermacora erwähnt hier speziell Hütten, Jugendarbeit, Naturschutzarbeit und den Bergsport, „vor allem den Bergsport, den dürfen wir bei aller Naturschutzarbeit natürlich nicht vergessen“. Auf Ermacora folgt jetzt der Steirer Gerald Dunkel-Schwarzenberger als Präsident des Österreichischen Alpenvereins.