Der Sturm beschädigte das Dach eines Bauernhauses in Reith im Alpbachtal
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Chronik

Sturm: Schäden, Sperren und Stromausfälle

Das Sturmtief Zoltan hat Tirol in der Nacht erreicht. Kräftige Windböen entwurzelten Bäume, in mehreren Gemeinden waren Tausende Haushalte ohne Strom. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden, manche Gemeinden waren nicht mehr erreichbar. Auch am Innsbrucker Flughafen gab es Probleme.

In Tirol sorgten orkanartige Windböen seit der Nacht auf Freitag für zahlreiche Einsätze. Laut GeoSphere Austria wurden etwa am Galzig in der Arlberg-Region ein Spitzenwert von 159,5 km/h gemessen. Am Freitagvormittag fiel in mehreren Gemeinden der Strom aus, vor allem im Unterland und in Osttirol stürzten Bäume auf Stromleitungen.

Insgesamt waren laut Tinetz zeitweise bis zu 12.000 Haushalte ohne Strom. Besonders betroffen waren der Bereich rund um den Achensee sowie der Bezirk Kitzbühel. „Kurzfristig war heute früh auch das Stubaital ohne Strom, nachdem ein Baum in eine Leitung gestürzt ist“, berichtete Tinetz-Einsatzleiter Hannes Knoll.

Im Bereich der Elektrizitätswerke Reutte hatten gegen 12.00 Uhr rund 290 Haushalte keinen Strom. Gegen 14.00 Uhr waren laut der Übersicht der Versorgungsunterbrechungen der Tinetz in der Gemeinde Matrei in Osttirol noch 42 Haushalte ohne Strom. Sechs Netzstationen waren in dem Ort unversorgt.

Weitere Sturmböen vorhergesagt

Kurz vor Mitternacht habe es begonnen, schildert Christian Ammer von der Tinetz, dem größten Stromnetzbetreiber in Tirol, gegenüber dem ORF: „Es sind Bäume auf Leitungen gefallen. Unsere Monteure sind ganz am Anfang gar nicht zu diesen Störstellen gekommen.“ Die Einsatztrupps waren am Freitagvormittag dabei, die Unterbrechungen zu beheben. Die Störtrupps der Tinetz würden den ganzen Tag über in Alarmbereitschaft bleiben, heißt es, weil weitere Starkböen und im Gebirge zusätzlicher Schnee vorhergesagt sind.

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Stromausfälle bei der TINETZ
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Die 110kV-Leitung zwischen Imst und Reutte war Freitagfrüh unterbrochen, hier musste ein Baum herausgeschnitten werden
Stromausfälle bei der TINETZ
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Aufgrund des Sturmes wurden in Tirol Bäume umgestürzt, was teilweise zu Schäden bei Stromleitungen führte
Stromausfälle bei der TINETZ
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Aufgrund des Sturmes wurden in Tirol Bäume umgestürzt, was teilweise zu Schäden bei Stromleitungen führte

Neben den Sturmböen bereiten den Einsatzkräften auch Schnee und Regen Sorgen. Ab 1.000 Meter Seehöhe ist im Oberland mit bis zu 75 Zentimeter Neuschnee zu rechnen. Im Arlberggebiet und im Paznaun werden bis zu einem Meter Neuschneemengen prognostiziert – mehr dazu in Sturm- und Schneewarnung für Tirol. Schnee und Regen sorgten für zahlreiche Straßensperren im Land.

Gemeinden vom Verkehrsnetz abgeschnitten

Nach einem Murenabgang in der Nacht auf Freitag musste etwa die Jerzener Straße (L 243) zwischen den Gemeinden Arzl im Pitztal und der Abzweigung zur Walder Straße (L 62) in beide Richtungen für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Aufgrund der aktuellen Wetterlage könnten die Räumungsarbeiten „aus Sicherheitsgründen“ erst Anfang nächster Woche beginnen, wie das Land bekanntgab. Die Sperre bleibt deshalb bis mindestens 25. Dezember aufrecht, heißt es. Eine Umfahrung ist über die Pitztalerstraße (L 16) möglich.

„Wir gehen davon aus, dass das mitunter nicht die letzte Herausforderung bleiben wird. Im Bezirk Reutte ist auch die ein oder andere Gemeinde vom Verkehrsnetz abgeschnitten, vor allem durch umgestürzte Bäume“, sagte Elmar Rizzoli, Leiter des Krisenmanagements in Tirol. Konkret sind die Gemeinden Kaisers, Gramais und Pfafflar samt der Ortsteile Boden und Bschlabs vorübergehend über den Straßenweg nicht erreichbar.

Wegen der winterlichen Fahrverhältnisse waren am Freitagvormittag außerdem die Ranalterstraße (L 232) zwischen Mutterbergalm und Ranalt und die Bschlaberstraße (L266) zwischen Elmen und Bschlabs nicht passierbar. Wegen der Gefahr eines Schneebruchs wurde die Kaiserer Straße (L 268) ebenfalls zum Teil gesperrt.

Straßen im Ötztal teilweise gesperrt

Die B 186 Ötztal Straße zwischen Zwieselstein und Obergurgl bzw. zwischen Poschach und Hochgurgl sowie die L 240 Venter Straße wurden ab 17.00 Uhr für den gesamten Verkehr gesperrt. Das gab das Land Tirol am späten Freitagnachmittag bekannt. Grund dafür sind die zunehmende Lawinengefahr entlang der Straßenabschnitte sowie die Gefahr umstürzender Bäume.

Die Dauer der Sperre war vorerst nicht bekannt. Eine Umfahrung sei nicht möglich, so das Land. Mehrere Ortsteile der Gemeinde Sölden (Bezirk Imst) sind deshalb vorübergehend über den Straßenweg nicht erreichbar. Am Samstagvormittag um 9.00 Uhr soll die Lage erneut beurteilt werden.

Zwei Pkws in Hainzenberg zusammengestoßen

Gegen 9.50 Uhr kam es im Gemeindegebiet von Hainzenberg (Bezirk Schwaz) auf der Gerlosstraße zu einem Verkehrsunfall zweier Pkws. Ein 49-jähriger deutscher Lenker war mit seinem Auto in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten, hieß es von der Polizeiinspektion Zell am Ziller. Dabei krachte er frontal in das Auto eines 44-jährigen Niederländers. Grund dafür waren die winterlichen Verhältnisse der Fahrbahn.

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Hainzenberg-Verkehrsunfall auf der Gerlosbundesstraße
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Auf der Gerlosstraße geriet am Freitagvormittag ein Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn und krachte in einen anderen Pkw
Hainzenberg-Verkehrsunfall auf der Gerlosbundesstraße
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Auf der Gerlosstraße geriet am Freitagvormittag ein Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn und krachte in einen anderen Pkw

In den beiden Fahrzeugen befanden sich insgesamt sieben Personen. Sie zogen sich jedoch nur leichte Verletzungen zu und wurden an der Unfallstelle versorgt. Von den Beteiligten musste niemand in ein Krankenhaus gebracht werden. Die beiden Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt und abgeschleppt. Insgesamt waren zwei Polizeistreifen, die Feuerwehr Hainzenberg, zwei Rettungswagen, ein Notarzt und zwei Abschleppfahrzeuge im Einsatz.

Reith i. A.: Baum fiel auf Bauernhof

In Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) stürzte gegen 9.45 Uhr ein Baum auf das Dach eines Bauernhofes im Ortsteil Kolber. Der Baum fiel komplett über das Dach, wodurch es weitgehend abgedeckt wurde, sagte Lukas Bitterlich, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Reith i. A. Der Baum habe Schindeln zerbrochen und die Dachfläche aufgerieben. Verletzt wurde dabei niemand.

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Der Sturm beschädigte das Dach eines Bauernhauses in Reith im Alpbachtal
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Ein umgestürzter Baum hatte in Reith im Alpbachtal das Dach eines Bauernhauses schwer beschädigt
Der Sturm beschädigte das Dach eines Bauernhauses in Reith im Alpbachtal
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Ein umgestürzter Baum hatte in Reith im Alpbachtal das Dach eines Bauernhauses schwer beschädigt
Der Sturm beschädigte das Dach eines Bauernhauses in Reith im Alpbachtal
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Ein umgestürzter Baum hatte in Reith im Alpbachtal das Dach eines Bauernhauses schwer beschädigt

Die Freiwillige Feuerwehr sei erst gegen Mittag alarmiert worden und mit insgesamt 17 Mann ausgerückt, so Bitterlich. Die Einsatzkräfte hätten umgehend Notmaßnahmen zur Sicherung des Daches eingeleitet und den Baum entfernt. Das Dach müsse nun abgedeckt und trockengelegt werden, was etwa bis Mittwoch dauern dürfte. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses könnten allerdings im Gebäude bleiben.

Probleme am Flughafen

Auch am Innsbrucker Flughafen brachte der Sturm Freitagfrüh den Flugplan etwas durcheinander, bestätigte Flughafensprecherin Nicole Kehle: „Vier Maschinen mussten im Laufe des Vormittags durchstarten, zwei davon haben dann aber beim zweiten Versuch eine gute Landung geschafft. Sowas kann durch starken Wind passieren.“

Zwei Maschinen konnten aufgrund der Sturmlage nicht landen, sagte Patrick Dierich, stellvertretender Direktor des Flughafens Innsbruck. Diese seien zu sogenannten Ausweichflughäfen geflogen. Für deren Passagiere organisiere man Bustransfers nach Innsbruck. Das nehme zwar mehr Zeit in Anspruch, die Sicherheit gehe aber vor. Insgesamt sei man am Flughafen wegen jahrelanger Erfahrung gut auf solche Sturm- und Wetterlagen vorbereitet. Letztlich liege die Entscheidung über die Landung immer beim Piloten bzw. der Pilotin.

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Innsbrucker Flughafen bei der angespannten Sturm- und Wetterlage
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Auf dem Innsbrucker Flughafen sorgte der Sturm für Probleme
Innsbrucker Flughafen bei der angespannten Sturm- und Wetterlage
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Innsbrucker Flughafen bei der angespannten Sturm- und Wetterlage
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Die Kombination aus Neuschnee und Sturm lässt die Lawinengefahr deutlich steigen. Der Lawinenwarndienst spricht von großer Lawinengefahr von heute an bis inklusive Heiligabend, also von Stufe vier auf der fünfteiligen Skala – mehr dazu in Große Lawinengefahr mit Selbstauslösungen.