Insolvenz Schulden Konkurs Buch
ORF
ORF
Wirtschaft

Deutsche Signa-Tochter meldet Insolvenz an

Am Freitagnachmittag hat eine deutsche Tochter der Signa Prime Selection laut den Magazinen „Der Spiegel“ und „News“ (beide online) Insolvenz angemeldet. Demnach stellte die Signa Real Estate Germany GmbH beim Amtsgericht Charlottenburg einen offiziellen Antrag auf Konkurs.

In dem Insolvenzantrag, aus dem „News“ und „Spiegel“ zitieren, heißt es unter anderem: „Sehr geehrte Damen und Herren, in unserer Eigenschaft als Geschäftsführer der Signa Real Estate Germany GmbH (…) beantragen wir ein Insolvenzverfahren über das Vermögen der Antragstellerin wegen Zahlungsunfähigkeit zu eröffnen (…).“ Die Signa Real Estate Germany gehört zu der 100-prozentigen Prime-Tochter Signa Real Estate Management GmbH.

Die Austria Presseagentur (APA) hat bei der Signa und beim Büro des Signa-Sanierers Arndt Geiwitz um schriftliche Stellungnahmen angefragt. Vorerst gab es weder darauf noch auf Anrufe Reaktionen.

Finanzlage spitzt sich zu

Schon zuvor zeigte sich anhand von Medienberichten, dass sich die Finanzlage der Signa-Gruppe des Tiroler Investors René Benko offenbar weiter zuspitzt. Das deutsche Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet online unter Verweis auf Insider, dass die Situation bei der Signa Holding sowie den Töchtern Prime und Development „so kritisch“ sei, dass „Insolvenzanträge vorbereitet“ würden – einen ersten Antrag gab es dann eben auch noch am Freitagnachmittag, schreibt das Magazin.

Ein Signa-Sprecher hatte noch vor Bekanntwerden der noch nicht offiziell bestätigten ersten Insolvenz im Signa-Reich gegenüber „Spiegel“ und „News“ gesagt, dass es keine neue Sachlage gebe und man Gespräche mit potenziellen Finanzierungspartnern führe.

Angeblicher Unmut bei Mitgesellschaftern

Laut Nachrichtenmagazin „News“ (Online-Ausgabe) soll sich die Motivation der aktuellen Signa-Mitgesellschafter und -Investoren in engen Grenzen halten, der verschachtelten Firmengruppe noch frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Vielen sei missfallen, dass Firmengründer Benko nicht auf ihre Forderung eingegangen sei, sich komplett aus der Signa zurückzuziehen und seine Stimmrechte an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz zu übergeben. Über die nächsten Schritte berate nun der Aufsichtsrat der Signa Prime Selection, berichtet die deutsche „WirtschaftsWoche“ (online). Signa reagierte vorerst nicht auf eine schriftliche APA-Anfrage.

„Der Standard“ (online) schreibt, dass in der Signa für Dienstag eine Art Mitarbeiterversammlung geplant sei, in der über die Finanzlage und weitere Schritte informiert werde.

Wie bereits berichtet ist Ende November laut „Handelsblatt“ eine 200 Mio. Euro schwere Signa-Anleihe fällig. Laut „News“ und „Spiegel“ muss die Signa-Gruppe bis Jahresende 500 Mio. Euro aufstellen, um nicht zahlungsunfähig zu werden.

Rene Benko
APA/HANS KLAUS TECHT
Rene Benko übergab vor einigen Wochen den Vorsitz im Beirat und im Gesellschafterkomitee an Arndt Geiwitz

Beraterkosten in Millionenhöhe

Ältere Beraterkosten der Signa sind nun medial auch ein Thema geworden. Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler und seit 2010 amtierende Signa-Prime-Aufsichtsratschef, Alfred Gusenbauer, soll der Signa Holding laut dem Wochenmagazin „News“ für die Jahre 2020 bis Frühjahr 2022 Beraterhonorare in Höhe von über sieben Millionen Euro in Rechnung gestellt haben.

In einer Rechnungs-Leistungsbeschreibung heißt es laut Magazinbericht wörtlich, dass man „bei der Restrukturierung und bei der Finanzierung des D18-Pakets der Galleria Kaufhof Karstadt-Gruppe und bei der Beantragung eines Nachrangdarlehens beim WST für GKK“ (Galeria Kaufhof Karstadt, Anm.) beratend mitgewirkt habe. Zusätzlich erhält Gusenbauer eine Vergütung als Beiratsmitglied der Signa Holding und als Aufsichtsratschef und Chefkontrolleur der Signa Prime Selection, der Signa Development Selection und der SIGNA RFR US Selection.

Baustopp bei mehreren Signa-Bauten

Seit einem Monat steht wegen nicht gezahlten Rechnungen die Baustelle beim Signa-Großprojekt Elbtower in Hamburg still. „Die Bauarbeiten am Elbtower sind nach wie vor eingestellt. Wir gehen derzeit davon aus, dass diese auch in der nächsten Woche noch nicht wieder aufgenommen werden“, hieß es von der betroffenen Baufirma Lupp auf APA-Anfrage. Man warte auf „Informationen der Investoren zum weiteren Vorgehen“.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, ordnete Signa auch einen Baustopp an der Alten Akademie in München an. Der Baustopp gelte bis auf Weiteres, so die davon betroffene Baufirma Porr. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) legte nun den Medienberichten zufolge sofort sämtliche Signa-Planungen in München auf Eis – mehr dazu in Signa: Bau- und Planungsstopp in München.

Kunstwerke in Millionenwert vor Verkauf

Wenige Tage zuvor wurde bekannt, dass Investor Rene Benko, der hinter dem angeschlagenen Immobilienkonzern Signa steht, mit seinen Beratern nach Geldgebern, die noch diese Woche eine Kapitalspritze von rund 600 Mio. Euro zur Verfügung stellen können, sucht – mehr dazu in Signa: Benko sucht Kapitalspritze von rund 600 Mio. Euro (news.ORF.at).

Signa-Firmengründer Benko versucht derzeit weitere Finanzmittel zu lukrieren. Laut „Spiegel“ und „News“ stellt er auch millio­nenschwere Kunstwerke zum Verkauf. Das Bild „L’Étreinte“ von Pablo Picasso und ein Selbstporträt von 1988 des Künstlers Jean-Michel Basquiat sollen demnach nach Aussagen mehrerer Insider zu Geld gemacht werden.

Zusätzlicher Sanierer für Signa geholt

Die Signa Prime und die Signa Development bekommen einen eigenen Restrukturierer. Ralf Schmitz soll als Chief Restructuring Officer (CRO) die operative Umsetzung der Restrukturierung als zusätzliches Vorstandsmitglied übernehmen, teilte das Unternehmen vor zwei Wochen mit – mehr dazu in Signa holt zusätzlichen Restrukturierer.