Georg Dornauer
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Umwelt

Umweltanwalt-Kritik: Dornauer kontert

Nach der Kritik der Landesumweltanwaltschaft (LUA) am Umgang mit Tirols Natur hat LHStv. Georg Dornauer (SPÖ) am Dienstag das Handeln der Tiroler Landesregierung verteidigt und betont, dass Umwelt und Tourismus einander nicht ausschließen würden. Der Alpenverein unterstützt den Landesumweltanwalt.

Dornauer teilte mit, dass er die Kritik „nicht unkommentiert“ lassen könne. Die Landesregierung habe vielmehr „vom ersten Tag an“ Maßnahmen zur Energiewende vorangetrieben und im Frühjahr 2023 nach wenigen Wochen umgesetzt. „Klar ist aber auch, dass man dem Land nicht eine seiner wesentlichen Lebensgrundlagen nehmen darf. Hier geht es um Arbeitsplätze und Wohlstand“, meinte er mit Blick auf den Tourismus.

Dornauer gegen Neuerschließung aber Ausbau

Es habe jedenfalls unter der Ressortführung von Umweltlandesrat René Zumtobel (SPÖ) keinen „unverhältnismäßigen Eingriff in die Natur gegeben“. „Daher sind es vielmehr die mahnenden Worte der Herren Kostenzer (Landesumweltanwalt, Anm.) und Ermacora, die überschießend sind“ und es „sollten sich jene mäßigen, die hier ständig mit Teilwahrheiten in die Öffentlichkeit drängen“, sagte Dornauer.

Es brauche keine Neuerschließungen, ausgebaut werden solle Ski-Infrastruktur aber sehr wohl, „wo es gesellschaftlich wichtig und wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Dornauer bekannte sich zur derzeitigen Gletscherschutzverordnung. „Unerschlossene Gletscher, ihre Einzugsgebiete und ihre im Nahbereich gelegenen Moränen sind vor Projekten und Aufschüttungen zu schützen“, so der SPÖ-Chef.

Landesumweltanwalt sieht Natur unterbewertet

Vor einer Woche hatte Kostenzer einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur in Tirol eingemahnt. Den Skigebietsausbau bezeichnete er als „nicht mehr zeitgemäß“. Die Natur würde in Tirol unterbewertet. Die Abwägung bei Bauprojekten würde zwischen dem öffentlichen Interesse und etwaiger Umweltschäden „sehr stark zugunsten der Bauprojekte ausschlagen“, sagte Kostenzer – mehr dazu in Eindringlicher Appell des Umweltanwalts.

ÖAV: „Teilen Sorgen des Umweltanwalts“

Nun stellt sich der ÖAV mit seinem Präsidenten Ermacora hinter die Kritik des Umweltanwalts: „Wir teilen die Sorgen des Umweltanwaltes.“ Projekte und Vorhaben in Schutzgebieten, Feuchtgebieten, Auwäldern und Natura-2000-Gebieten seien in den vergangenen beiden Jahren 748-mal genehmigt worden. Die Anzahl jener Vorhaben, die nicht bewilligt wurden, bleibe hingegen verschwindend klein, so der Alpenverein in einer Aussendung.

Kritik an Seilbahnwirtschaft

Unberührte Gebiete würden in Tirol zunehmend in Bedrängnis geraten. Das halte die Seilbahnwirtschaft dennoch nicht davon ab, umstrittene Projekte mit großflächigem Naturverbrauch weiterzuverfolgen. Als Beispiele führte der ÖAV die geplanten Ausbauten in den Gletscherskigebieten im Pitztal und im Kaunertal an, sowie den geplanten Zusammenschluss zwischen Sexten und Sillian – Positive Signale für Skischaukel Sillian/Sexten.

„Höchste Dringlichkeit“

„Aus diesem Grund ist die Forderung nach fixen Endausbaugrenzen und einem absoluten Gletscherschutz, der neben den Gletscherflächen selbstverständlich auch die Gletschervorfelder und Moränen umfasst, von höchster Dringlichkeit“, meinte Ermacora, „alles andere würde den Anstrengungen zu mehr Biodiversitäts- und Klimaschutz widersprechen“.