Der Rettenbachferner am Donnerstag, 19. Oktober 2023, während der Schneekontrolle vor dem Weltcuprennen am Gletscher in Sölden
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Wirtschaft

Früher Weltcup-Start in Sölden findet statt

Am 28. Oktober startet auf dem Rettenbachferner hoch über Sölden traditionell der Skiweltcup-Auftakt – trotz viel Kritik im Vorfeld. Die Veranstalter verteidigen den frühen Saisonstart. Die FIS gab am Donnerstag nach der Schneekontrolle grünes Licht.

Das weiße Band in karger Gerölllandschaft scheidet die Geister. Auch heuer könnte es beim traditionellen Start in den Skiweltcup in Sölden Ende Oktober zu sehen sein. Viral gingen im extrem heißen Sommer 2023 Bilder von Baggerarbeiten am schmelzenden Rettenbachgletscher. Den frühen Starttermin, der auch heuer nicht verschoben wurde, hatte zuletzt Mikaela Shiffrin hinterfragt – mehr dazu in Sölden: Shiffrin kritisiert frühen Saisonstart.

Verantwortliche verteidigen Vorgehen

Kritik kam auch von Greenpeace. Der Vorwurf: Wegen des alpinen Skiweltcups würde der Gletscher abgetragen und so in eine fragile Natur eingegriffen. Der frühere Skistar Felix Neureuther etwa sprach von einer „Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des Sports“ und nannte die Bilder „sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß“.

Jakob „Jack“ Falkner, der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden und Chef des Weltcup-Organisationskomitees, nannte die Greenpeace-Vorwürfe im APA-Gespräch „böswillig“. Es handle sich um normale und behördlich genehmigte Sanierungsarbeiten aufgrund des Rückgangs des Rettenbachgletschers, für eine auch dem normalen Wintersportler zugängliche Piste, argumentierte er.

Bauarbeiten Gletscher
Greenpeace
Bauarbeiten auf dem Rettenbachferner in Sölden hatten im September für Aufregung gesorgt

Zuletzt ergriffen auch aktuelle Skistars für Sölden Partei. „Ich finde es schwach, wie einseitig in gewisser Hinsicht berichtet wurde, weil nie hinterfragt wurde, warum es gemacht wurde“, kritisierte Manuel Feller. Es habe sich um Instandhaltungsarbeiten gehandelt, damit Sölden in den nächsten Jahren weniger Schnee und Energie braucht, um die Piste zu füllen. Der Gletscherschwund sei nicht mehr aufzuhalten. „In zehn Jahren wird es das Eis sowieso nicht mehr geben.“

Der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen widersprach den Vorwürfen der Zerstörung ebenfalls. Der von Sölden gesponserte Athlet wehrte sich dagegen, den Skisport als großen Umweltsünder darzustellen. „Wenn Kinder heimkommen aus dem Skiurlaub, dann werden die hingestellt als Klimakaputtmacher. Das kann es nicht sein“, sagte Dreßen. Flugreisen etwa seien deutlich klimaschädlicher.

Bilder für den Wintertourismus

Auch touristische und kommerzielle Gründe werden für den frühen Saisonstart in Sölden angeführt. „Das sind die ersten Bilder des Schnees. Bilder erzeugen Emotion, Emotion ist Urlaub, und insofern ist der Auftakt für uns immer wichtig“, sagte Falkner, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Ötztal Tourismus und Mitglied der Adlerrunde, eines einflussreichen, ÖVP-nahen Unternehmerverbundes, ist. Der Wintertourismus in Österreich erwirtschaftet etwa 15 Milliarden Euro, das Vorjahr schloss die Branche mit 69,3 Mio. Nächtigungen ab.

Wintertourismus: Skifahrerin
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Die Skibilder aus Sölden sollen Wintertouristinnen und -touristen nach Tirol locken

Atomic wäre für späteren Start

Sendet ein schmales Pistenband in grauer Landschaft aber tatsächlich Bilder, um Winterlust zu entfachen? So manche Skifirma pocht offiziell nicht mehr auf den Oktober-Start. „Wenn der Auftakt eine Woche oder zwei Wochen später ist, dann ist es vielleicht einfacher und mit weniger Aufregung verbunden“, sagte etwa Atomic-Geschäftsführer Wolfgang Mayrhofer.

Falkner betonte, dass die Wetterverhältnisse im Oktober am Gletscher stabiler seien als zu einem späteren Zeitpunkt. „Alternativlos ist gar nichts. Aber: Solange wir gute Rennen durchführen können, sehen wir keinen Grund, diesen Termin nicht zu wählen.“

v.l. Rainer Gstrein, Florian Scheiber, Isidor Grüner (alle OK Sölden), Markus Mayr (FIS Renndirektor Weltcup Ski Alpin Damen), Rupert Steger (ÖSV)  während der Schneekontrolle
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(v. l.) Rainer Gstrein, Florian Scheiber, Isidor Grüner (alle OK Sölden), Markus Mayr (FIS Renndirektor Weltcup Ski Alpin Damen), Rupert Steger (ÖSV) während der Schneekontrolle am Donnerstag

Schneekontrolle: FIS gibt grünes Licht

Seit 1993 ist Sölden dazu auserkoren, auf 2.670 Meter (Ziel) Seehöhe den Winter einzuläuten. Mit der Temperaturabkühlung der letzten Tage liefen die Beschneiungsanlagen auf Hochtouren, zuvor karrten die Organisatoren wieder Schnee aus Depots, um eine erste Auflage und Sturzräume zu schaffen, wo bis vor Kurzem Geröll lag. Die FIS hat am Donnerstag nach der Schneekontrolle jedenfalls ihr Okay für den alpinen Riesentorlaufweltcup-Auftakt am 28. und 29. Oktober in Sölden gegeben – mehr dazu in Grünes Licht für Weltcup-Auftakt in Sölden.