Mann arbeitet an Traktor
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Wirtschaft

Innovation und Tradition im Traktorenbau

Das Familienunternehmen Lindner aus Kundl (Bezirk Kufstein) feiert heuer 75 Jahre Traktorenproduktion. Mit seinen Innovationen entwickelte sich das Unternehmen weltweit zu einem der wenigen großen Hersteller von Traktoren.

1948 entwickelte Hermann Lindner seinen ersten Traktor und präsentierte ihn auf der Wiener Herbstmesse. "Das 14 PS Modell stößt auf große Nachfrage, obgleich mancher „Kenner“ der Landwirtschaft nach der damaligen Marktlage es „für einen Unsinn hielt, in Tirol Traktoren produzieren zu wollen“, heißt es auf der Homepage von Lindner.

Nur fünf Jahre später präsentierte Lindner den ersten Traktor mit Allrad-Antrieb in Österreich. Die monatliche Produktion wurde dabei laufend erhöht. 1958 stellten die damals rund 200 Mitarbeiter monatlich 200 Traktoren her.

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Alter roter Traktor steht in einem Gebäude
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Der erste Traktor von Lindner aus dem Jahr 1948
Alter grüner Traktor steht vor einem alten roten Traktor
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1953 brachte Lindner den ersten Allrad-Traktor auf den Markt
Alter grüner Traktor
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Schwarzer Sitze eines Traktors
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Seitenschaltung auf Wunsch einer Bäuerin entwickelt

1968 folgte der erste Transporter für sehr steiles Gelände, 1970 fiel der Startschuss für die eigene Getriebeproduktion. In den 1980er-Jahren erfand Lindner die Seitenschaltung, die heute bei modernen Traktoren Standard ist. Auslöserin sei eine Bäuerin gewesen, die angeregte, die damals übliche Schaltung von der Mitte an die Seite zu verlegen, damit sie im Rock bequemer mit dem Familientraktor arbeiten könne.

Mann arbeitet an Traktor
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Die Produktion eines Traktors dauert bei Lindner rund zwei Tage

1992 stellte Lindner den ersten Transporter der Marke Unitrac vor. Aktuell sind europaweit mehr als 10.000 Unitrac-Transporter unterwegs – allein die Stadt Wien verfügt über 100 dieser Transporter. 2013 präsentierte Lindner mit dem Lintrac den ersten stufenlosen Standardtraktor mit mitlenkender Hinterachse.

Schon früh beschäftigte sich das Unterländer Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung, um die Arbeit seiner Kundinnen und Kunden möglichst zu erleichtern. Eines der Ergebnisse ist TracLink, das die Anbaugeräte der Fahrzeuge automatisch erkennt oder die Spur auf bis zu zwei Zentimeter genau halte, so Lindner. Diese Technologie werde beispielsweise im Weinbau eingesetzt.

Lintrac 80 fährt neben einem Unitrac 122
Lindner
Lintrac 80 und ein Unitrac 122 im Einsatz

Erfolgreiches Suchen von Nischen

„Grundlage der erfolgreichen Entwicklung war und ist unser kontinuierlicher Fokus auf Innovationen und die Bedürfnisse unserer Kunden. Darüber hinaus suchen wir uns Nischen, die von den großen Playern der Branche nicht bedient werden“, so Hermann Lindner, der das Unternehmen in dritter Generation leitet.

Im Geschäftsjahr 2022/23 setzte Lindner 112 Millionen Euro um, ein Plus von 13 Prozent – mehr dazu in Lindner Traktoren mit Rekordumsatz. Für das laufende Geschäftsjahr strebt Lindner ein Plus von sieben Prozent und die Steigerung der Produktion um ein Fahrzeug pro Woche an. Die Exportquote liegt bei 55 Prozent, wobei Frankreich, Deutschland und die Schweiz die wichtigsten Exportmärkte sind.

Hermann Lindner
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Hermann Lindner verweist auf einen Rekordumsatz

Das Ziel ist mehr Umsatz pro Fahrzeug

Das Kundler Unternehmen stellt jährlich 1.200 Traktoren und Transporter für die alpine Berg- und Grünlandwirtschaft, die Kulturlandwirtschaft und den Kommunalbereich her. Damit teile man sich den Traktormarkt mit einigen wenigen Anbietern, die jedoch deutlich größer seien.

Die 1.200 verkauften Einheiten seien international gesehen zwar eine relativ kleine Zahl, gibt Linder zu. Das Unternehmen wolle jedoch nicht nur bei den Stückzahlen wachsen, sondern auch die Qualität der Fahrzeuge und der Umfang der Ausstattung der Fahrzeuge sollen wachsen. „Das heißt mehr Umsatz pro Fahrzeug“, bringt es der Geschäftsführer auf den Punkt.

Ersatzteile garantiert 30 Jahre verfügbar

"Seit 1948 hat Lindner 80.000 Traktoren ausgeliefert und zählt heute 40.000 Kunden – von Tirol bis nach Kanada“, bilanziert Geschäftsführer Hermann Lindner.

Ein Traktor bestehe aus rund 19.000 Einzelteilen, davon fertige sein Unternehmen rund 5.000 Teile selbst. Damit habe man eine hohe Eigenfertigung im Haus, erklärt Lindner: „Wir sind in der Lage, dass wir für 30 Jahre die Ersatzteilverfügbarkeit sicherstellen können.“

Vorteil bei Suche nach Facharbeitern

Bei der Suche nach Facharbeitern habe Lindner einen großen Vorteil, sagt der Geschäftsführer: „Wir haben ein Produkt, das junge Leute anzieht. Man kann sich beim Traktor etwas vorstellen.“

Sein Unternehmen habe auch einen großen Anteil an Nebenerwerbslandwirten als Facharbeiter beschäftigt. Diese würden sehr viel Know-how aus der Landwirtschaft in die Produktion einbringen. „Das wollen wir voll nutzen“, so Lindner.

Schweißer
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Rund 5.000 Einzelteile stellt Lindner selbst her

Dass das Unternehmen seit seiner Gründung als Familienunternehmen geführt werde, sei unverändert zeitgemäß, betonte Hermann Lindner. „Wir sind etwas direkter am Markt und damit vielleicht etwas sensibler für Entwicklungen. Wir haben die Möglichkeit etwas schneller zu reagieren als die großen Mitbewerber. “

Die Führungsmannschaft von Lindner Traktoren steht neben einem Traktor
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Lindner erneut vor Generationenwechsel

Bei Lindner ist der Generationswechsel und damit der Wechsel von der dritten zur vierten Generation voll im Gange. Hermann, Stefan und Rudolf Lindner leiten die Geschicke des Traktoren- und Transporterherstellers als Geschäftsführer.

David Lindner ist derzeit Marketing- und Exportleiter sowie Geschäftsführer Lindner Schweiz und Frankreich, er und seine Cousins Christoph (Lintrac- und Unitrac-Montagen) und Manuel (Innovation, Qualität und Lehrlingsausbildung) verkörpern die vierte Generation.