Hand auf Laptop Tastatur
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Wirtschaft

Zukunftssorge Internetkriminalität

Mehrmals in der Woche sind in Tirol die Kriminalisten mit Fällen von Internet-Betrug konfrontiert. Meist sind es Betrugsfälle beim Kaufen oder Verkaufen über Internetplattformen. An der Universität Innsbruck wird darüber geforscht, wie Systeme in Zukunft sicherer gemacht werden können, ohne sie auszubremsen.

Die Vorteile des Internets sind gleichzeitig auch seine Nachteile, was die Sicherheit für ihre Nutzerinnen und Nutzer betrifft – egal, ob es sich um gehackte Unternehmen oder um geprellte Privatpersonen handelt. Schnell und unkompliziert sollen Geschäfte abgewickelt werden können. Am Institut für Theorie und Zukunft des Rechts an der Universität Innsbruck wird unter anderem zur Zukunft des Internets und seiner Rechtssicherheit geforscht.

Weitere Ebene zur Sicherheit einziehen

Institutsleiter Matthias Kettemann sagte im ORF Tirol Interview zum Grundproblem: „Es gibt in allen Bereichen Menschen, die sich über Recht oder ethische Grundsätze hinwegsetzen und sie kommen oft damit durch. Deshalb wird es eine absolute Sicherheit nicht geben. Wenn zum Beispiel jeder Austausch mit einem Passfoto verknüpft wäre, würde das zu großen datenschutzrechtlichen Problemen führen. Es ist immer eine Abwägung, was ich will.“

Trotzdem könne man bei einem Kauf oder Verkauf über eine Internetplattform durchaus für sich persönlich gewisse Sicherheitsvorkehrungen treffen, sagte Kettemann: „Ich kann zum Beispiel über ein Videotelefonat oder eine App direkten Kontakt zu meinem Gegenüber aufnehmen oder, wenn es möglich ist, mich mit der Person an einem öffentlichen Ort treffen, idealerweise ist er videoüberwacht.“

Auch KI spielt eine immer größere Rolle

Schon jetzt nutzen Verkaufsplattformen teilweise Künstliche Intelligenz, um Kundinnen und Kunden zu schützen. „Die KI erkennt zum Beispiel, wenn sich während eines Geschäfts die Art der Sprache oder des Schreibens ändert, also ob sich ein Dritter dazwischengeschaltet hat.“ Sie würde dann Alarm schlagen. Leider werde die KI auch von den Kriminellen benutzt, um ihren Auftritt glaubwürdiger zu machen.

Ein gewisses Maß an Misstrauen, das wir auch in der analogen Welt bei einem Kauf, Verkauf oder einem Austausch an den Tag legen würden, sei durchaus zu empfehlen. „Wir müssen mit unseren Kindern und unseren Eltern darüber reden, was im Internet alles passieren kann, wir müssen sensibel sein“ so Kettemann.

Bei Verdacht schnell reagieren

Bei einem Betrugsfall seien die ersten Ansprechpartner die eigene Bank und die Plattform selbst. Je schneller auf einen Betrugsverdacht reagiert wird, desto größer ist die Chance, zumindest sein Geld doch noch zurück zu bekommen oder eine Überweisung zu stoppen: „Am besten wendet man sich an die eigene Bank, die dann das Geld unter Umständen noch zurückfordern kann. Auch bei den Plattformen selbst gibt es Alarmsysteme, die Kundinnen und Kunden vor unüberlegten Schritten warnen können.“ Wichtig sei es, möglichst sofort zu reagieren, wenn ein Verdacht auftauche. Wenn das Geschäft schon ein paar Tage her ist und noch dazu ins Ausland getätigt wurde, wird es schwierig, zu seinem Recht zu kommen.

Cybercrime nimmt deutlich zu

Auch eine Anzeige bei der Polizei sei wichtig, damit man den Übeltätern auf die Schliche kommen könne. Laut Kriminalitätsstatistik haben die Anzeigen bei Cybercrime-Delikten in Tirol allein im Jahr 2022 um knapp 20 Prozent zugenommen. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen.

„Im Schnitt haben unsere Kriminalisten zwei bis dreimal in der Woche mit einer Form des Internet-Betrugs zu tun“, sagte der Leiter der Kriminalprävention beim Landeskriminalamt, Hans-Peter Seewald. „Am häufigsten sind es Betrugsfälle beim Kaufen und Verkaufen über Plattformen.“ Vor allem bei Internetgeschäften mit ausländischen Konten sei Vorsicht geboten. Die Aufklärungsquote liegt laut jüngster Kriminalitätsstatistik bei rund 40 Prozent. Sie dürfte künftig deutlich steigen. Die Polizei wird ihr Team von Cyberexpertinnen und -experten nämlich deutlich aufstocken.