Florian Tursky
APA/WOLFGANG EDER
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Politik

Innsbruck: Tursky führt Bürgerliche an

ÖVP und die Liste Für Innsbruck haben ihr Bündnis für die Gemeinderatswahl in der Landeshauptstadt fixiert. Der Staatssekretär im Finanzministerium, Florian Tursky (ÖVP), wird sich offiziell um die Kandidatur auf dem Spitzenplatz bewerben und fordert Bürgermeister Georg Willi (Grüne) heraus.

Die ÖVP und die ÖVP-Abspalter-Liste Für Innsbruck unterschrieben die Einigung. Bei der bürgerlichen Plattform für die Innsbrucker Wahl im kommenden Frühjahr ist auch der ÖVP-Seniorenbund dabei, der bisher in der Landeshauptstadt immer mit einer eigenen Liste antrat und beim letzten Mal ein Mandat erreichte.

Wie das neue Bündnis heißen soll, bedarf wohl noch einer eigenen Entscheidungsfindung. Man kann das als historische Zusammenführung nach 30 Jahren sehen. 1993 spaltete sich die Liste Für Innsbruck unter dem späteren Landeshauptmann Herwig van Staa von der Stadt-ÖVP ab. Ab da holte die bürgerliche Fraktion mit Herwig van Staa, Hilde Zach und Christine Oppitz-Plörer stets den Bürgermeistersessel, bis 2018 der grüne Georg Willi diese Serie beendete.

Unterschriften auf Blatt Papier
Tiroler Volkspartei
Die Unterschriften unter dem Bündnis

ÖVP-Obmann spricht von historischem Ereignis für Stadt

ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler bezeichnete die Fusion als „historisches Ereignis für unsere Stadt“, das die Chancen, wieder einen Bürgermeister aus der bürgerlichen Mitte zu stellen, deutlich erhöhen werde.

In die Einigungs-Euphorie stimmte auch FI-Obfrau Christine Oppitz-Plörer – ehemals Innsbrucker Bürgermeisterin – mit ein: „Vor allem brauchen wir wieder eine offene, respektvolle und konstruktive Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg.“ Sie war „überzeugt, dass wir zusammen im Bündnis der Mitte diesen positiven Kurswechsel für Innsbruck schaffen.“

35 Jahre alter Innsbrucker

Das soll sich bei der Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April wieder ändern, so zumindest der Plan des Bündnisses. Die Wende soll und will Tursky bringen. Der 35 Jahre alte Innsbrucker bewirbt sich fix für das neue Bündnis als Bürgermeisterkandidat. Tursky ist Staatssekretär im Finanzministerium und zuständig für Digitalisierung, Informationstechnologie und Telekommunikation.

Florian Tursky
ORF
Am Bergisel verkündete Florian Tursky sein Antreten bei den anstehenden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Innsbruck

Tursky will vorerst Staatssekretär bleiben

Am Bergisel beschrieb Tursky am Dienstag, warum er sich ins Rennen um die Stadtspitze begeben wolle. Die Politik Innsbrucks, eigentlich eine Stadt „mit Herz und Herzlichkeit“, sei in den vergangenen Jahren mit sich selbst beschäftigt gewesen, es habe Chaos geherrscht. Er wolle Innsbruck wieder regierbar machen, es seien stabile Mehrheiten gefragt, so Tursky.

Unabhängig vom Ausgang der Wahl wolle er jedenfalls Wien den Rücken kehren und in die Innsbrucker Stadtpolitik wechseln. Bis zur Wahl bleibe er jedoch Staatssekretär, denn: „Innsbruck braucht nicht sieben Monate Wahlkampf“.

Gruppenbild von der Unterzeichnung
Andrea Frischauf
Die Unterzeichner des Bündnisses

Überschattet vom Streit mit Anzengruber

Bevor er nach Wien wechselte, war er Pressesprecher und Büroleiter des damaligen Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP). Die Einigung ist allerdings überschattet von einem Streit innerhalb der Volkspartei. Innsbrucks ÖVP-Vizebürgermeister Hannes Anzengruber kündigte per Facebook-Video am Sonntag an, ebenfalls zu kandidieren – mehr dazu in Anzengruber kämpft auf den sozialen Netzwerken. Anzengruber steht jedoch mittlerweile parteiintern im Abseits, eine eigene Liste Anzengrubers könnte im Raum stehen.

Politisch heißer Herbst könnte bevorstehen

Vermutlich Anfang Oktober wird der Innsbrucker ÖVP-Parteivorstand Tursky zum Spitzenkandidaten nominieren. Beim darauffolgenden Stadtparteitag einen Monat später soll er gewählt werden. Auch Vizebürgermeister Anzengruber will sich dort zur Wahl stellen. Damit bahnt sich in Innsbruck ein politisch heißer Herbst an.

Für Mattle „historische Einigung“

Landeshauptmann und Tirols ÖVP-Chef Anton Mattle sprach von einer „historischen Einigung“. Nach 30 Jahren der Spaltung sei es gelungen, das zusammenzuführen, was zusammengehöre: „Die bürgerlichen Kräfte in Innsbruck treten wieder geeint auf und ziehen zum Wohle der Stadt an einem Strang.“ Mattle zeigte sich bei allen dankbar, die zu dieser Einigung beigetragen haben. Jetzt gelte es, diese Kraft zu nutzen, um die Zeit der gegenseitigen Blockade zu beenden und Innsbruck wieder in die Erfolgsspur zu bringen, so Mattle.

Als Sprungbrett ins Land als möglicher Nachfolger von Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) wollte Tursky das
Bekenntnis nicht sehen: „Ich möchte Bürgermeister werden“, so der Innsbrucker dazu auf Nachfrage.