Ein Klinik-Operationssaal
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Engpässe: Opposition fordert Maßnahmen

Wegen des massiven Personalmangels und langer Wartezeiten auf OP-Termine in den Tirol Kliniken üben Oppositionsparteien des Tiroler Landtages heftige Kritik an der schwarz-roten Landesregierung. Es brauche endlich eine bessere Bezahlung für das Personal und eine vorausschauende Gesundheitspolitik.

In der Klinik Innsbruck sind lange Wartezeiten für Behandlungen und kurzfristige Verschiebungen von Operationen an der Tagesordnung. Grund dafür ist vor allem der große Personalmangel. Teilweise erhalten Patientinnen und Patienten direkt am OP-Tisch die Mitteilung, dass deren Operation verschoben werden müsse. Das betrifft vor allem kleinere Eingriffe.

Gegenüber dem ORF Tirol hieß es dazu vom Zentralbetriebsrat der Klinik, dass auch das Personal stark unter den aktuellen Arbeitsbedingungen leide. Die Klinik selbst wolle die Kommunikation und Prozessabläufe verbessern. Dafür sollen etwa mehr Arbeitskräfte in der Verwaltung eingestellt werden – mehr dazu in: Klinik: Prozesse straffen, Wartezeiten kürzen.

Grüne werfen Hagele Untätigkeit vor

Angesichts dieser Zustände reagierten die Tiroler Grünen und die NEOS am Samstag mit heftiger Kritik an der schwarz-roten Landesregierung. In der Pflege sei schon lange bekannt, wie groß der Personalnotstand sei, hieß es von den Grünen. „Die Regierung posaunt offensichtlich lieber Frohbotschaften hinaus“, so Gesundheits- und Pflegesprecherin Petra Wohlfahrtstätter (Grüne).

Die Kritik der Grünen richtet sich insbesondere an die zuständige Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Hagele tauche trotz viel zu langer OP-Wartezeiten und Personalüberlastung unter. Es hätte viel früher eine vorausschauende Gesundheitspolitik gebraucht. So hätte man die Nachfrage der Patientinnen und Patienten besser lenken können.

„Die ÖVP, die sich so gerne das Unternehmertum zum Vorbild nimmt, muss endlich erkennen, dass an der Gehaltsschraube gedreht werden muss, wenn Arbeitskräfte mit speziellen Qualifikationen fehlen. Wenn private Krankenanstalten besser zahlen, muss auch das Land besser zahlen“, so Wohlfahrtstätter. Mit einer besseren Bezahlung könne wieder ausreichend Personal für die Pflege, den OP-Bereich oder andere relevante Versorgungsbereiche der öffentlichen Krankenanstalten gewonnen werden.

NEOS: „Gesundheitssystem kurz vor Kollaps“

Bei den NEOS sorgte die Tatsache, dass an der Klinik Innsbruck Operationen abgesagt und verschoben werden müssen ebenfalls für Kopfschütteln. „Das ist ein Totalversagen der Tiroler Landesregierung“, meinte Landtagsabgeordnete Birgit Obermüller am Samstag. Der Personalmangel in der Pflege sei bereits länger bekannt. Darauf hätten Betroffene wiederholt aufmerksam gemacht. „Dieser Hilfeschrei wurde von der Landesregierung nicht gehört“, so Obermüller.

Es sei Zeit zu handeln, „einfach wegschauen und die Probleme aussitzen“ sei nicht möglich. Konkret solle laut NEOS das Gehaltsschema verbessert werden, um mit den Privatkrankenhäusern mithalten zu können. Insgesamt handle es sich um „skurrile Zustände“, sagte Obermüller: „Menschen erhalten medizinische Behandlungen zuerst an der Klinik und werden dann in die Bezirkskrankenhäuser geschickt für weitere Behandlungen.“

FPÖ sieht Parallelen zu „Entwicklungsländern“

Auch Markus Abwerzger, Landesparteiobmann der FPÖ, übte Kritik an der Tiroler Volkspartei. Diese habe seit Jahrzehnten die Gesundheitsversorgung in Tirol, insbesondere bei den Tirol Kliniken, an die Wand gefahren. Vor allem die diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger müssten dies tagtäglich spüren. Deshalb spricht er sich für eine Anpassung der Gehaltssysteme aus.

Der aktuelle medizinische Versorgungsengpass dürfe nicht zu einem Kollaps führen. „Derzeit gleich die medizinische Situation in Tirol eher einem Gesundheitssystem in Entwicklungsländern“, so Abwerzger in einer Aussendung. Es brauche gesetzliche Maßnahmen, um Absolventinnen und Absolventen eines Medizinstudiums in Österreich zu halten. Diese sollten verpflichtet werden, „zumindest einige Zeit nach dem Studienende in Österreich zu praktizieren“, meinte der Tiroler FPÖ-Chef.