Füße viele Menschen warten Klinik Innsbruck
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Gesundheit

Klinik: Prozesse straffen, Wartezeiten kürzen

Nach wie vor kommt es in der Klinik Innsbruck wegen Personalmangels zu langen Wartezeiten für Behandlungen und zu kurzfristigen Operationsverschiebungen. Nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Personal seien diese Umstände unerträglich, heißt es vom Betriebsrat. Die Klinik will mehrere Maßnahmen ergreifen, um die Lage zu entspannen.

Eine derartige Situation wie jetzt hat die Vorsitzende des Zentralbetriebsrates, Birgit Seidl, nach eigenen Worten noch nie erlebt. Verschiebungen und längere Wartezeiten würden auch die Angestellten treffen. Denn sie sind es, die das den Patientinnen und Patienten mitteilen müssen, so Seidl: „Man muss sogar gelegentlich direkt am OP-Tisch sagen, dass die Operation verschoben werden muss. Das ist mitunter auch ein Grund, warum weiteres Personal abwandern möchte. Das tagtäglich zu kommunizieren ist für unsere Leute nicht befriedigend.“

Birgit Seidl Zentralbetriebsrat Klinik
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Birgit Seidl ist die Vorsitzende des Zentralbetriebsrates

Auf Kernkompetenzen besinnen

Es ist ein Teufelskreis, aus dem auszubrechen äußerst schwierig ist. Langfristig betrachtet sind die Forderungen klar: Mehr Lohn und bessere Bedingungen brauche es, um mehr Personal zu bekommen und die Lage für das bestehende wieder erträglich zu machen. Es geht aber auch um die Frage, was akut gemacht werden kann.

Bereits die Schließung der Tagesklinik mit 1. Oktober soll für eine Entspannung sorgen. Mehr dazu unter Fehlende Pflegekräfte: Tageschirurgie schließt. Ziel ist es, die gesamten Ressourcen wieder auf die zentralen Operationsbereiche zu konzentrieren. Und sich damit auf die Kompetenzen zu besinnen, die in Tirol nur die Klinik Innsbruck anbieten kann. Dazu gehört laut Thomas Werner-Mathienz, OP-Koordinator und stellvertretender ärztlicher Direktor, die Neuro-, Herz-, große Gefäß- und Tumor- sowie die Thoraxchirurgie: „Das sind Dinge, die wir erbringen müssen. Wir würden davon absehen, kleinere, wenn auch wichtige Operationen wie Kniearthroskopien oder Metallentfernungen anzubieten.“

Eingang zur chirurgischen Tagesklinik in Innsbruck mit Chirurgiegebäude im Hintergrund
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Mit 1. Oktober schließt die Tagesklinik in Innsbruck

Die Umstellung passiert mit Anfang Oktober, bereits fixierte kleinere oder tagesklinische Eingriffe werden möglichst in den neuen Operationsbetrieb aufgenommen, so Werner-Mathienz: „Dass definitiv jede geplante Operation an die Reihe kommt, kann ich aber nicht versprechen.“ Die Klinikleitung erhofft sich durch diese Maßnahme mehr Stabilität für das Operationsprogramm.

Kommunikation verbessern und Prozesse straffen

Um die Kommunikation etwa über Verschiebungen und fehlende Betten zu verbessern, sollen unter anderem mehr administrative Kräfte eingestellt werden, sagt der ärztliche Direktor der Klinik Innsbruck, Alois Obwegeser: „Wir arbeiten daran, dass Dinge, die derzeit mit großem Engagement von unseren Mitarbeitenden abgearbeitet werden, zukünftig IT-gestützt gemacht werden. Das haben wir schon in vielen Fällen und ist auch in Entwicklung. Damit man solche Dinge einfacher kommunizieren und mitgeben kann.“

Ein Operationsteam bei einer Nierentransplantation im OP im Krankenhaus
APA/Roland Schlager
Speziell im OP-Bereich sollen die Prozesse gestrafft werden, um mehr Patienten behandeln zu können

Auch die Abläufe werden genau unter die Lupe genommen. Ziel ist es, die Prozesse zu straffen und dadurch mehr Menschen behandeln zu können. Seidl, die Vorsitzende des Zentralbetriebsrates, sieht das allerdings kritisch: „Noch straffere Prozesse heißt noch weniger durchschnaufen.“ Dass es eine Gratwanderung zwischen Patienten- und Mitarbeiterwohl ist, das weiß auch Werner-Mathienz: „Wir werden sehen, wie wir das organisieren können. Letztendlich können wir aber aufgrund der Dienstverträge ein bestimmtes Arbeitspensum einfordern. Das heißt, eine Achtstundenschicht ist einfach acht Stunden lang. Wenn wir uns an die Rahmenbedingungen halten und diese sogar noch verbessern, steht uns das als Arbeitgeber zu.“

Ob all diese Maßnahmen tatsächlich und ausreichend greifen, könne derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden, heißt es.

Es rumort in bestimmten Berufsgruppen

Während die Lage in allen Berufsgruppen in der Klinik angespannt ist, rumort es vor allem bei den OP-Assistenten. Bereits vor Monaten wurden Gespräche geführt. Die Betroffenen fordern unter anderem mehr Lohn und bessere Bedingungen. Damals verständigte man sich darauf, dass die neue Pflegedirektion bis Ende September Zeit bekommt, sich damit auseinanderzusetzen. Einigt man sich nicht, droht ab Oktober Dienst nach Vorschrift, wodurch es erneut zu Einschränkungen in der Planung und damit bei den Patienten kommen könnte.

OP Saal Klinik
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Mit Anfang Oktober braucht es eine Einigung mit den OP-Assistenten

Starker Anstieg an Anfragen bei Patientenanwalt

Der Patientenanwalt des Landes, Birger Rudisch, bemerkte in den letzten Monaten einen Anstieg an Anfragen. Ab wann es für Patientinnen und Patienten unzumutbar wird, müsse dabei von Fall zu Fall beurteilt werden. Das „Recht auf Behandlung“ gibt es zwar, es ist aber mitunter schwierig umzusetzen und hängt von der tatsächlichen Dringlichkeit ab. Rudisch rät: „Ist man mit Problemen konfrontiert, gibt es drei Eskalationsstufen: Ich rate Patientinnen und Patienten, sich erst an die entsprechende Abteilung, dann an das Büro für Patientenanliegen in der Klinik und schließlich an die Tiroler Patientenvertretung zu wenden.“

Aber auch Patienten müssten sich laut Rudisch auf die schwierige Situation einstellen. Längere Wartezeiten und Verschiebungen könnten zumindest vorläufig zur Normalität werden. Deshalb sollte man sich überlegen, ob es in manchen Fällen nicht ausreicht, die Gesundheitshotline 1450 anzurufen, anstatt in die Klinik zu gehen und dort einen Platz in der Ambulanz zu besetzen.