Operationssaal mit OP-Team
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Gesundheit

Fehlende Pflegekräfte: Tageschirurgie schließt

Die chirurgische Tagesklinik an der Klinik Innsbruck wird wegen fehlenden Pflegepersonals in den kommenden Wochen heruntergefahren. Jährlich wurden hier rund 2.000 kleinere chirurgische Eingriffe durchgeführt. Diese sollen künftig oft anderweitig stattfinden. Die Liste Fritz kritisiert das als Armutszeugnis für die Landesregierung.

Mit dem Einschnitt will man an der Innsbrucker Klinik den sonstigen Operationsbetrieb wieder normalisieren. Zuletzt hatte es immer wieder Kritik an kurzfristig abgesagten Eingriffen gegeben – mehr dazu in Klinik muss geplante OPs oft verschieben. Der Mangel an Pflegekräften führt deshalb dazu, dass Prioritäten gesetzt werden müssen, erklärt der Ärztliche Direktor, Alois Obwegeser. Konkret bedeute das, dass der Betrieb im tagesklinischen Bereich heruntergefahren werde und dort in absehbarer Zeit keine Operationssäle mehr betrieben werden. Kleinere Eingriffe, nach denen die Patientinnen und Patienten in der Regel am selben Tag wieder nach Hause können, werden demnach nicht mehr durchgeführt.

Stattdessen soll es im zentralen Operationsbereich zu einer Konsolidierung kommen, ein Teil der bisherigen tageschirurgischen Eingriffe könnte auch im Normalbetrieb untergebracht werden, so Obwegeser. Allerdings haben dringende Fälle Vorrang. Kleinere, nicht akute Operationen dürften künftig also wohl vielfach anderweitig durchgeführt werden, etwa in Ambulatorien oder in anderen Krankenhäusern, hieß es am Mittwoch. Als Beispiele nannte der Ärztliche Direktor etwa Arthroskopien oder nicht dringliche Operationen nach einem Leistenbruch.

Alois Obwegeser, Ärztlicher Direktor der Klinik Innsbruck
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Der Ärztliche Klinikdirektor Alois Obwegeser will den Operationsbetrieb bei größeren Eingriffen wieder normalisieren

OP-Assistenten werden anderweitig gebraucht

Angesichts des allgemeinen Mangels an Pflegekräften sei der Betrieb der vier OP-Säle der chirurgischen Tagesklinik nicht mehr aufrechtzuerhalten. Wie der stellvertretende Pflegedirektor der Innsbrucker Klinik, Christian Weichselbraun, gegenüber ORF Tirol erklärte, brauche es in jedem dieser OP-Säle in der Regel jeweils einen Instrumentar bzw. eine Instrumentarin und eine Assistenz. Dieses Personal könne man jetzt in anderen Bereichen einsetzen.

Ob die Tagesklinik den Betrieb irgendwann in der Zukunft wieder aufnimmt, ließ man von Klinikseite am Mittwoch offen. Rein personell gesehen werde es ohnehin immer schwieriger, so der stellvertretende Pflegedirektor: „Die Abgänge sind nicht wesentlich höher als früher, aber es kommt halt weniger nach, gerade von den Ausbildungen.“ Pflegekräfte seien in vielen Sparten sehr gefragt, auch im niedergelassenen Bereich oder in Heimen, so Weichselbraun über weitere Gründe für den Personalmangel.

Eingang zur chirurgischen Tagesklinik in Innsbruck mit Chirurgiegebäude im Hintergrund
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Ob die chirurgische Tagesklinik langfristig wieder in Betrieb gehen kann, ist angesichts der angespannten Personalsituation im Pflegebereich fraglich

Vonseiten der Klinik gab es am Mittwoch jedoch die Garantie, dass sich die Schließung der chirurgischen Tagesklinik nicht auf die Zahl der verfügbaren Betten auswirken werde. Diese würden in der bisherigen Form bestehen bleiben.

Liste Fritz sieht Hiobsbotschaft für Patienten

„Die chirurgische Tagesklinik an der Klinik Innsbruck ersatzlos zu schließen, ist erstens eine Hiobsbotschaft für alle Patienten in Tirol und sie ist zweitens ein Armutszeugnis für das verantwortliche Klinik-Management und die schwarz-rote Landesregierung", kritisierte Liste Fritz-Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Es sei ohnehin eine Zumutung, dass Patienten monatelang auf eine OP warten müssten, dann diese OP kurzfristig abgesagt werde und die Menschen wieder unverrichteter Dinge heimgeschickt würden. Es sei aber eine bodenlose Frechheit aufgrund dieser Misere keine andere Antwort zu finden als die Tageschirurgie zuzusperren, so die Kritik.

Für die Liste Fritz sind sowohl das Klinik-Management als auch die schwarz-rote Landesregierung gefordert, bestehendes Personal zu halten und verlorenes wiederzugewinnen. Wertschätzung, angemessene Bezahlung und attraktive Arbeitszeitmodelle seien dafür der Schlüssel, hieß es. „Wir brauchen konkurrenzfähige Gehälter, schließlich zahlen wir im österreichvergleich noch immer am wenigsten. Das gehört geändert und nicht die Gesundheitsversorgung der Tirolerinnen und Tiroler eingeschränkt“, so Andrea Haslwanter-Schneider.